Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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tet aber und von Misstrauen geprägt das Verhältnis zu den protestantischen standesgenossen<br />
war, zeigen die in seiner autobiographie aufgezeichneten be wegten<br />
Klagen darüber, dass die ehemaligen rebellen ruhig <strong>im</strong> genuss <strong>der</strong> kai serlichen<br />
amnestie leben könnten, während die katholischen ritter, die dem Kai ser jahrelang<br />
<strong>im</strong> exil die treue gehalten hatten, jetzt nach ihrer rückkehr an ge sichts ihrer<br />
geplün<strong>der</strong>ten güter größtenteils vor den trümmern ihrer existenz stünden. 34 als<br />
lerch <strong>im</strong> jahr 1642 starb, übernahm das letzte überlebende Mit glied des engeren<br />
ausschusses, <strong>der</strong> kurmainzische rat hans Philipp Knebel von Katzenelnbogen,<br />
die Führung <strong>der</strong> Oberrheinischen reichsritterschaft. 35 Von den Mitglie<strong>der</strong>n des<br />
großen ausschusses waren zu diesem zeitpunkt ebenfalls schon vier verstorben,<br />
zwei Katholiken und zwei Protestanten, allerdings hatte man nur die stellen <strong>der</strong><br />
Katholiken wie<strong>der</strong>besetzt; für die Protestanten hatte man keine ersatzmitglie<strong>der</strong><br />
berufen. Ohnehin war <strong>der</strong>en Fraktion dadurch geschwächt, dass <strong>der</strong> pfalztreue johann<br />
Kas<strong>im</strong>ir Kolb von wartenberg die jahre von 1635 bis 1644 wie<strong>der</strong> <strong>im</strong> exil<br />
verbringen musste. ein beson<strong>der</strong>s tragisches schicksal wi<strong>der</strong>fuhr dem protestantischen<br />
ausschussmitglied wolf eberhard horneck von weinhe<strong>im</strong>. er stellte sich<br />
als Obrist in den Dienst des jungen <strong>Pfalz</strong>grafen Karl ludwig, des sohns des inzwischen<br />
verstorbenen winterkönigs, als dieser 1638 den Versuch unternahm, selbst<br />
militärisch in den Krieg einzugreifen und die <strong>Pfalz</strong> zurückzuer obern. Dazu sollte<br />
von holland aus unter dem Kommando hornecks in <strong>der</strong> stadt Meppen <strong>im</strong> emsland<br />
eine armee aufgestellt werden, doch das unternehmen scheiterte bereits <strong>im</strong><br />
ansatz, als es kaiserlichen truppen aus den benachbarten westfälischen garnisonen<br />
gelang, horneck in Meppen zu überrumpeln. nach hef tigem gefecht musste<br />
horneck sich ergeben und wurde entwaffnet, bei dieser gelegenheit kam es jedoch<br />
zu einem Streit zwischen zwei kaiserlichen Offizieren, die beide den Gefangenen<br />
für sich beanspruchten. in den hitzigen Disput mischte sich schließlich auch <strong>der</strong><br />
Gefangene selbst ein und verabreichte einem <strong>der</strong> Offi ziere eine Ohrfeige, woraufhin<br />
dieser ihn umgehend mit seinem schwert durch bohrte. 36<br />
iii<br />
Dies führt noch zu <strong>der</strong> Frage, inwieweit das traditionelle militärische engagement<br />
von angehörigen <strong>der</strong> reichsritterschaft während des Dreißigjährigen Kriegs<br />
Einfluss auf den Bestand <strong>der</strong> Familien hatte. Dabei muss man zunächst einmal<br />
erwähnen, dass bereits in den jahren zwischen 1600 und 1618, also in <strong>der</strong> unmittelbaren<br />
Vorkriegszeit, eine auffallend große anzahl von pfälzischen ritterfamilien<br />
ausgestorben ist, so die Familien von angelloch, von hohenfels, von zeiskam,<br />
leyser von lambshe<strong>im</strong>, Mauchenhe<strong>im</strong>er von zweibrücken, von affenstein<br />
34 Martin, Quellen (wie anm. 14) s. 199f.<br />
35 Humbracht, Höchste Zierde (wie Anm. 16) Tfl. 52.<br />
36 sta Darmstadt F 2 nr. 132/5; die ermordung hornecks wird geschil<strong>der</strong>t in: theatrum euro paeum, Bd.<br />
3, bearb. von heinrich Oraeus, Frankfurt a. M. 3 1670, s. 944.<br />
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