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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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lieben. 21 Zwar finden sich unter den Räten <strong>Pfalz</strong>graf Ruprechts I. (1353­1390)<br />

<strong>im</strong>merhin noch sechzehn linksrheinische Nie<strong>der</strong>adlige, allen voran sechs mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Kämmerer von Worms, darunter Johann Kämmerer, <strong>der</strong> zum hofmeister<br />

<strong>Pfalz</strong>graf Ruprechts II. (1390­1398) avancieren sollte, darüber hinaus die Dirmstein,<br />

lachen und schlie<strong>der</strong>er von lachen, die lustadt, schnittlauch von Kestenburg,<br />

Wachen he<strong>im</strong> und Wattenhe<strong>im</strong>. 22 doch selbst diese vergleichsweise geringe<br />

Präsenz wurde seit den 1380er Jahren nahezu atomisiert. denn seit dieser zeit<br />

vollzog sich eine grundlegende Neuorientierung in den zugangsmöglichkeiten<br />

zum pfalzgräflichen Hof zugunsten des rechtsrheinischen Nie<strong>der</strong>adels, die mit<br />

<strong>der</strong> kurpfälzischen durchdringung des Kraichgaus und des unteren Neckarraums<br />

sowie mit dem hohen Kreditbedarf <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>grafen <strong>im</strong> Vorfeld <strong>der</strong> Königswahl<br />

ruprechts i. und in <strong>der</strong> zeit seines Königtums zusammenhing. 23 eine Generation<br />

später finden sich unter den 116 am Heidelberger Hof Kurfürst Ludwigs III.<br />

(1410­1436) namhaft gemachten Räten nur dreizehn aus dem <strong>Pfälzer</strong> Nie<strong>der</strong>adel,<br />

darunter Johann von beil stein genannt von lautern als rat, Konrad bock von<br />

erfenstein als haushofmeister zu heidelberg und arnold schlie<strong>der</strong>er von lachen<br />

als Küchenmeister. 24<br />

Selbst <strong>der</strong>, wie erwähnt, zwar sehr kleine, aber einst von pfälzischen Nie<strong>der</strong>adligen<br />

dominierte Hof des Speyrer Bischofs blieb von solcher Überformung durch<br />

den kurpfälzischen Hof und seinem nie<strong>der</strong>adlig­rechtsrheinischen Personal nicht<br />

unberührt. Zunächst <strong>im</strong> Kapitel <strong>der</strong> Domkirche zu Speyer, dann zusehends auch<br />

am bischöflichen Hof und in den herausragenden Amtsstellen des Hochstifts hatte<br />

sich um 1400 die nämliche pfalzgräfliche Hoffraktion des rechtsrheinischen Nie<strong>der</strong>adels<br />

durchgesetzt. Ihren sozialen Kern bildete die Nepoten­Clique Bischof<br />

raban von helmstatts. 25 durch ein dokument aus den Jahren 1420/22, <strong>der</strong> zeit <strong>der</strong><br />

Helmstatt­Fehde gegen die Bischofs­ und Freistadt Speyer, lässt sich <strong>der</strong> gesamte<br />

laikale Patronage­Kreis Bischof Rabans erschließen. Als Fehdehelfer des Bischofs<br />

sind nämlich auch die adligen diener und das hofgesinde, seine 45 Familiaren,<br />

namentlich aufgeführt: an erster Stelle die Faute zu Lauterburg und am Bruhrain,<br />

hans und Wiprecht von helmstatt, die <strong>der</strong> hochstiftischen territorialverwaltung<br />

21 Kurt An<strong>der</strong>mann, Die adelige Klientel des <strong>Pfälzer</strong> Kurfürsten <strong>im</strong> späten Mittelalter, in: Mittelalter.<br />

<strong>der</strong> Griff nach <strong>der</strong> Krone. die <strong>Pfalz</strong>grafschaft bei rhein <strong>im</strong> mittelalter. begleitpubli kation zur ausstellung<br />

<strong>der</strong> Staatlichen Schlösser und Gärten Baden­Württemberg und des Generallandesarchivs Karlsruhe<br />

(Schätze aus unseren Schlössern 4), Regensburg 2000, S. 117­126.<br />

22 zu den prominenteren Funktionsträgern ist wohl auch <strong>der</strong> hofmeister Konrad schnittlauch von Kestenburg<br />

(1364) zu zählen: Joach<strong>im</strong> Spiegel, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem des<br />

<strong>Pfalz</strong>grafen bei Rhein und Herzogs von Bayern Ruprechts I. (1309­1390) (Abhandlungen zur Geschichte<br />

<strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> 1,1­2), Neustadt a. d. W. 1996, S. 224­297. Dazu Kurt An<strong>der</strong>mann, Der Aufstieg <strong>der</strong><br />

Kämmerer von Worms <strong>im</strong> späten Mittelalter, in: An<strong>der</strong>mann, Ritteradel (wie Anm. 13) S. 13­34; Kurt<br />

An<strong>der</strong>man,, Studien (wie Anm. 13) S. 92f. (Schnittlauch).<br />

23 Gerhard Fouquet, Ritterschaft, Hoch­ und Domstift Speyer, Kurpfalz. Zu den Formen politischer,<br />

sozialer und wirtschaftlicher Verflechtung in einer spätmittelalterlichen Landschaft an Mittel­ und Oberrhein,<br />

in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 137 (1989) S. 224­240.<br />

24 Christoph Frhr. von Brandenstein, Urkundenwesen und Kanzlei, Rat und Regierungssystem des<br />

<strong>Pfälzer</strong> Kurfürsten Ludwig III. (1410­1436) (Veröffentlichungen des Max Planck­Instituts für Geschichte<br />

71), Göttingen 1983, S. 243­344.<br />

25 Fouquet, Domkapitel (wie Anm. 8) I, S. 235­254.<br />

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