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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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Kaisers und Vertrauensmann bei<strong>der</strong> Seestädte fungierte Markward schließlich als<br />

Befehlshaber des vereinigten pisanisch­genuesischen Flottenver bands, <strong>der</strong> Mitte<br />

August nach Süden aufbrach. 28 Auch dieses Mal entsprach <strong>der</strong> Erfolg den höchsten<br />

Erwartungen. Noch bevor <strong>der</strong> Kaiser mit dem Landheer die Insel betreten<br />

konnte, war mit einem Sieg <strong>der</strong> Genuesen bei Catania die Eroberung Siziliens<br />

praktisch abgeschlossen.<br />

Die Verdienste Markwards fanden bald nach dem triumphalen Einzug Hein richs<br />

VI. in Parlermo Anerkennung sowohl materieller als auch <strong>im</strong>materieller Natur.<br />

Die Chronik des Burchard von Ursberg vermeldet zum Jahr 1195: Zu die ser Zeit<br />

schenkte <strong>der</strong> Kaiser seinem Truchsess und Ministerialen Markward von Annweiler<br />

die Freiheit und überließ ihm das Herzogtum Ravenna mit <strong>der</strong> Romagna und<br />

ebenso die Mark Ancona. 29 Noch <strong>im</strong> Herbst des selben Jahres übertrug Heinrich<br />

VI. ihm auch die zu Sizilien gehörige Grafschaft Abruzzen, und zwei Jahre später<br />

kam noch die Grafschaft Molise hinzu. 30 Im Besitz dieser Lehen stand die gesamte<br />

Adriaküste von <strong>der</strong> Mündung des Po bis an den Monte Gargano unter <strong>der</strong> Verwaltung<br />

Markwards.<br />

In einer Ausbauzone staufischer Herrschaft hatte <strong>der</strong> Ministeriale eine wahrlich<br />

exzeptionelle Stellung erlangt. Der Kaiser habe ihn aus dem Staub erhoben und<br />

aus <strong>der</strong> Gosse empor gezogen, so mokierte man sich an <strong>der</strong> römischen Kurie. 31<br />

Mit dem Tod Heinrichs VI. hatte Markwards Karriere ihren Zenit jedoch zunächst<br />

überschritten. Auf Befehl <strong>der</strong> Kaiserin Konstanze musste er das Sizilische Königreich<br />

verlassen, doch auch in seinen mittelitalie nischen Lehen verlor er gegenüber<br />

dem Druck des Papsttums <strong>im</strong>mer mehr an Boden. 32 erst <strong>der</strong> tod <strong>der</strong> Kaiserwitwe<br />

eröffnete ihm neue Perspektiven. Unter Berufung auf die Sachwalter schaft über<br />

König und Königreich, die ihm <strong>der</strong> Kaiser in seiner Sterbestunde übertragen habe,<br />

28 Otobonus (Pertz, wie Anm. 27, S. 108) nennt noch den Markgrafen Bonifaz von Montferrat und den<br />

podestà Obertus, <strong>der</strong> Kapitän <strong>der</strong> genuesischen Schiffe gewesen sein soll. Der Brief Hein richs VI. an die<br />

Pisaner (Böhmer / Baaken, Regesten, wie Anm. 19, Nr. 378, S. 154) nennt zusätzlich zu diesen Namen<br />

noch Arnold von Hornberg. Da sowohl Georg Waitz (Hg.), Gottfried von Viterbo, Gesta Heinrici<br />

VI. (MGH SS 22), Hannover 1872, S. 334­338, v. 115, S. 336 (Mar coaldo precipit cunc tis <strong>im</strong>perare),<br />

als auch Theo Kölzer und Marlis Stähli (Hgg.), Petrus von Ebulo, Liber ad hon orem Augusti sive de<br />

rebus Siculis. Codex 120 II <strong>der</strong> Burgerbibliothek Bern. Eine Bil<strong>der</strong>chronik <strong>der</strong> Stauferzeit, Sigmaringen<br />

1994, S. 179, ausschließlich Markward als Kom man danten nennt, fungierte er wohl als oberster Befehlshaber.<br />

29 Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon (MGH SSrG 16), hg. von Oswald Hol<strong>der</strong>­Egger und<br />

Bernhard von S<strong>im</strong>son, Hannover und Leipzig 1916, S. 72: Eo tempore <strong>im</strong>perator Marquardum de<br />

Annin wilir, dapiferum et ministerialem suum, libertate donavit et ducatum Ravenne cum Romania, marchiam<br />

quoque Ancone sibi concessit.<br />

30 Norbert Kamp, Die deutsche Präsenz <strong>im</strong> Königreich Sizilien (1194­1266), in: Theo Kölzer (Hg.), Die<br />

Staufer <strong>im</strong> Süden. Sizilien und das Reich, Sigmaringen 1996, S. 154.<br />

31 Othmar Hagene<strong>der</strong> u. a., Die Register Innocenz’ III., Bd. 2, Rom und Wien 1977, Nr. 212, S. 413, und<br />

Nr. 226, S. 422: eum erexit de pulvere et de stercore suscitavit.<br />

32 Carlo Alberto Garufi, Richard von San Germano (Rerum Italicarum Scriptores. Nuova edi zione 8,2),<br />

Bologna 1938, a. 1197, S. 19: Marcualdum <strong>im</strong>perii seneschalcum cum Teutonicis om nibus de regno exclusit.<br />

Vgl. Theo Kölzer (Hg.), Die Urkunden <strong>der</strong> Kaiserin Konstanze (D Ks.) (MGH Diplomata 11,3),<br />

Hannover 1990, Nr. 22, S. 233. Zur Position gegenüber dem Papsttum vgl. van Cleve, Markward<br />

(wie Anm.18) S. 85­93; Manfred Laufs, Innozenz III. und Mark ward von Annweiler, in: Jahrbuch für<br />

die Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern 12/13 (1974/75) S. 56­68; Wolfgang Stürner,<br />

Friedrich II., Bd. 1: Die Königsherrschaft in Sizi lien und Deutschland 1194 bis 1220 (Gestalten des<br />

Mittelalters und <strong>der</strong> Renaissance), Darmstadt 1992, S. 81f. und 89­99.<br />

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