2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...
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können und der Status von Projekten, in die bereits Arbeit investiert wurde, über lange Zeiträume offen.<br />
Hinzu kommen der enorme Zeitdruck sowie die notorisch knappen personellen Ressourcen.<br />
Im Unterschied zu Multimedia-Unternehmen können Architekten auf gewachsene Strukturen – Standards,<br />
Regelwerke und Normen – zurückgreifen, die freilich immer wieder überarbeitet und an die<br />
Besonderheiten der Projekte angepasst werden müssen. Ebenso gewachsen ist die Kultur der<br />
Kooperation mit externen Spezialisten und lokalen Behörden. Gleichzeitig erodiert die traditionelle Rolle<br />
des/der Architekten/in:<br />
Mir kommt vor, dass der Architekt einfach wirklich an Position verloren hat, nämlich sowohl von der Ebene<br />
Kompetenz, die ihm die Gesellschaft zuspricht, und auch, ich meine, wenn man sagt, was für neue<br />
Themen gibt es jetzt. Ich muss auch sagen, meiner Ansicht nach hat der Architekt auch Themen verloren,<br />
weil früher - ich meine, dass du einfach als Architekt viel stärker in gewisse Dinge, was Stadtentwicklung<br />
und solche … Also ein Architekt hat einfach die Kompetenz auf einer gewissen Art kulturellen Ebene<br />
einfach gehabt. Und die hat er jetzt meiner Ansicht nach nicht mehr. Der Architekt ist ein ausführender …<br />
(MH & EF, EXP INT)<br />
Winch und Schneider (1993) unterscheiden vier generische Strategien im Architekturbereich: ‚strong<br />
delivery’ – hier ist der Fokus auf der effektiven Organisation des Planungsprozesses und der Nutzung von<br />
Standardelementen; ‚strong experience’ – mit dem Fokus auf der kompetenten Realisierung komplexer<br />
oder unüblicher Gebäudetypen; ‚strong ideas’ – hier bestimmt sich die Qualität aus dem Designkonzept;<br />
und ‚strong ambition’ – Neugründungen, entweder auf dem Weg zu ‚strong ideas strategy’ aufgrund eines<br />
ersten Platzes in einem Wettbewerb, oder zur ‚strong experience’ durch Spezialisierung. Archplus ist<br />
teilweise den Weg der Spezialisierung gegangen, A3 konzentrieren einen Gutteil der Arbeit auf die<br />
Entwicklung von ‚strong ideas’ - die Formulierung ihres Selbstverständnisses und die konzeptuelle<br />
Auseinandersetzung.<br />
Der Architektenberuf ist aufgrund seines Status als freier Beruf und die Schwierigkeiten der Verstetigung<br />
der Auftragslage mit einer eigenen Form von Prekarität verbunden. Eine junge Gruppe wie A3 bedarf<br />
deshalb auch anderer Einnahmequellen (wie in ihrem Fall die Mitarbeit an Projekten außerhalb oder eine<br />
Teilzeitanstellung an einer <strong>Universität</strong>). Typischerweise arbeiten Architekt/inn/en auf Werkvertragsbasis.<br />
Das ermöglicht ihnen unter anderem auch, eigene Arbeiten weiterzuverfolgen, und dem Büro, den<br />
Mitarbeiterstand flexibel der Auftragslage anzupassen. <strong>Die</strong> selbständige Ausübung des Berufs ist in<br />
Österreich an die Ziviltechnikerprüfung gebunden, deren Absolvierung Berufserfahrung und eine<br />
umfangreichen Prüfung erfordert.<br />
Obwohl die ‚Stars’ unter den Architekten nahezu ausschließlich Männer sind (Brown 1989), besetzen<br />
gerade in den jungen Gruppen immer häufiger Frauen auch Schlüsselstellen im konzeptuellen und<br />
planerischen Bereich. Bei Archplus – mit 40 Mitarbeiter/innen immerhin eines der größeren Büros – ist<br />
keine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung zu erkennen. <strong>Die</strong> Atmosphäre ist egalitär-freundschaftlich und<br />
relativ offen. Konflikte werden angesprochen. Wenn sich, angesichts des Arbeitsdrucks und des<br />
unsicheren Status mancher Projekte Mitarbeiter/innen die Frage stellt, sich adäquat eingesetzt und in der<br />
Arbeit anerkannt zu fühlen, ist dies nicht unbedingt nur oder vorwiegend eine der Frauen. Auf der<br />
Baustelle oder im Gespräch mit Klienten kann es für junge Frauen manchmal noch schwierig sein, sich als<br />
Gesprächspartnerin durchzusetzen. D. bekommt dies zu spüren. Zum einen kompensiert sie ihre<br />
Unsicherheit in solchen Kontexten mit einer sorgfältigen Vorbereitung – ihrer ‚Checkliste’. Zum anderen<br />
hält sie sich an der größeren Eloquenz und Durchsetzungskraft ihres Teamleiters an und wirkt als seine<br />
Assistentin. Nach Innen, vor allem auch in ihrem Team, hingegen ist sie sicher und bestimmt, gleichzeitig<br />
aber auch einfühlsam. In ihrer Projektleiterfunktion ist sie für die Zeit- und Ressourcenplanung<br />
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