2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...
2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...
2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Frauen erfahren, wenn sie sich nicht ihrem ‚normalen’ – heißt traditionellen – weiblichen Lebensentwurf<br />
beugen.<br />
Ähnlich verhält es sich mit Berufslaufbahnen, die in ihrer ursprünglichen Normalitätsvorstellung die<br />
Beamtenlaufbahn zum Vorbild hatten; diese Vorstellung griff allmählich auf andere Tätigkeitsbereiche<br />
über.<br />
Schon der Begriff ‚Laufbahn’ suggeriert eine gerade klare Strecke, die vorhersehbar und planbar ist.<br />
Selbst Abzweigungen, wie sie beispielsweise im Ausbildungssystem zu finden sind, sind nichts anderes<br />
als Bahnen – Seitenbahnen eben. Zentrales Merkmal der Vorstellung dieser lebensbestimmenden<br />
Bahnen ist jedenfalls eine bestimmte Abfolge von zu durchlaufenden Abschnitten, von Schritten und deren<br />
Voraussetzungen. Habe ich die Unterstufe nicht absolviert, kann ich nicht in eine Oberstufenschule gehen,<br />
kann ich keine Matura machen. Habe ich den ersten Studienabschnitt nicht beendet, kann ich nicht alle<br />
Lehrveranstaltungen des zweiten Abschnitts besuchen, kann ich nur ‚ausnahmsweise’<br />
Lehrveranstaltungen ‚vorziehen’.<br />
Auch wenn die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung des letzten Jahrzehnts uns eines<br />
besseren belehren sollten, stellen wir uns unsere berufliche Entwicklung, unseren beruflichen Werdegang<br />
immer noch in ‚Bahnen’ vor und sprechen von Brüchen und Umwegen etc., wenn diese Entwicklung nicht<br />
geradlinig verläuft. Gegen die Realität gewissermaßen, die uns keine lebenslangen Jobs mehr anbieten<br />
kann, keine Normalarbeitszeiten, sondern vielmehr durch eine Vielzahl verschiedener, oft parallel<br />
ausgeübter Tätigkeiten gekennzeichnet ist.<br />
<strong>Die</strong> ‚Bahnenlogik’ zieht sich durch unsere gesamten Lebensentwürfe und Identitätskonzepte trotz<br />
unvollständiger Familien, trotz ‚Patchworkidentitäten’ (Beck 1986).<br />
Datenerhebung<br />
Biographisches Material wird erhoben und interpretiert, um das Handlungsverständnis und das Handeln<br />
innerhalb bzw. unterhalb der Regeln institutioneller Strukturen kennen zu lernen.<br />
Biographische Erhebungsmethoden sind vor allem dazu geeignet, die Prozeßhaftigkeit des sozialen<br />
Lebens zugänglich und analysierbar machen.<br />
Persönliche Handlungsstrategien, deren intraindividuelle Logik und Begründbarkeit einer direkten<br />
Beobachtung und/oder einer Befragung nicht zugänglich sind, können durch ein prozessuales Verständnis<br />
einer Biographie nachvollziehbar werden.<br />
Weiters ist es möglich, aus der Lebensgeschichte auf Persönlichkeitsstrukturen zu schließen, auf<br />
Tiefenstrukturen und basale Orientierungsmuster in der Lebenswelt, auf „Deutungssysteme vom sozialen<br />
Leben und dem Ich darin“ (Fuchs 1984, S. 147).<br />
Aus Fragebogen- und Beobachtungsdaten ist oft keine zureichende Information gewinnbar, die die<br />
strukturierenden Konstellationen der Persönlichkeit, die dem konkreten Handeln in der Situation zugrunde<br />
liegen, sichtbar machen können.<br />
„Manche Handlungslinien stammen nicht aus der Situation, sondern aus biographisch früheren<br />
Konstellationen und bestimmen dennoch alle späteren mit“ (Fuchs 1984, S. 148).<br />
Biographische Daten können auf verschiedenste Art und Weise erhoben werden. Eine Möglichkeit ist die,<br />
vorhandenes schriftliches Material zu sammeln und zu analysieren. Bei der Zusammenstellung dieses<br />
Materials sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Es lassen sich mit Dokumenten, Lebensläufen,<br />
Notizen, Tagebüchern usw. - je nach Erkenntnisinteresse – umfangreiche Datensammlungen anlegen, die<br />
127