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2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...

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...mir hat das auch jemand schon vorher gesagt: "Es wird der Punkt kommen", was ich mir damals nicht<br />

vorstellen konnte, "wo du sagst, du wirst so froh sein, dass du mit dem Studium fertig bist. Und dann dauert<br />

es noch zwei Jahre, bis man wirklich fertig ist." Und genauso war es auch.<br />

Also wenn man es nicht spätestens beim Studium kapiert, dass man da selber die Initiative ergreifen muss,<br />

dann kapiert man es im ganzen Leben nicht. Also das war bei mir sicher auch ein Lernprozess, dass man<br />

einmal selbst die Sachen in die Hand nehmen muss und nicht irgend jemand sagt: "Lern! Tu etwas!"<br />

Das Thema Ordnung und Struktur ist für H einerseits mit Gleichgewicht und Zufriedenheit verbunden,<br />

andererseits auch mit Lust. Es macht ihr Spaß, zu ordnen und zu sortieren, Systeme zu entwickeln, die<br />

strukturiertes Vorgehen ermöglichen. Das zeigt sich sehr deutlich in ihrem ersten Job in einem<br />

Architekturbüro:<br />

Und das sozusagen, das war mein … Das ist ein irrer Stapel gewesen. Und dann habe ich das sozusagen<br />

archiviert nach verschiedenen Gesichtspunkten: Lampen, Sessel, Interieurs, Farben usw. Was aber ganz<br />

super war, weil da hat man natürlich irrsinnig viel gesehen und so verschiedene Sachen. Also ich habe das<br />

irrsinnig gern getan. Ich meine, es war jetzt keine besondere geistige Herausforderung, aber auf der<br />

anderen Seite muss es auch so organisiert sein, dass sich dann jeder zurechtfindet, auch der, der es nicht<br />

sortiert hat.<br />

In ihrer heutigen Funktion tritt das Thema ganz explizit zu Tage und überlagert ihre ursprüngliche<br />

Ausbildung und ihre fachliche Entwicklung im Architektur-Bereich deutlich. Man könnte fast sagen, ihr<br />

Daseinsthema hat ihre fachliche Ausrichtung verdrängt und ist zum Beruf geworden.<br />

Bei H scheint dieses Lebensthema so stark zu sein, dass sie ihre erlernten Fertigkeiten als Architektin und<br />

den Erfolg, den sie in Projekten und Wettbewerben hatte, schnell und leicht aufgeben konnte, um sich der<br />

Leitung und Organisation ihres Unternehmens zu widmen.<br />

Housekeeping<br />

Bei H lassen sich noch einige andere Themen finden, die für sie ein Motor sind, doch liegt der Schluss<br />

nahe, dass alle anderen Themen in enger Verbindung mit ihrem Hauptthema stehen bzw. teilweise als<br />

Subthemen zu begreifen sind. Eines davon ist das housekeeping, das sich bei vielen Frauen im<br />

beruflichen Umfeld zeigt. H liegt viel daran, die Arbeitsatmosphäre und die Zusammenarbeit in ihrem Büro<br />

so zu gestalten, dass sich alle Beteiligten „wohl fühlen“. Für sie ist das Funktionieren der sozialen und<br />

Arbeits-Beziehungen innerhalb des Büros eine Voraussetzung für das Funktionieren nach außen, letztlich<br />

für den Erfolg ihres Unternehmens.<br />

Das gilt für alle meiner Meinung nach, die irgendwie sich selbständig machen oder in irgendeiner Form<br />

eine Firma gründen, dass man ja da in ganz andere Sphären eindringt und natürlich auch noch viel mehr<br />

Entwicklungsmöglichkeiten hat und Ideen umsetzen kann. Also jetzt nicht nur fachspezifische Sachen,<br />

sondern auch unternehmenstechnische Ideen. Ich sage nur ein Stichwort, und meiner Meinung nach das A<br />

und O für Erfolg und Misserfolg ist einfach die interne … wie arbeiten Menschen zusammen, wie<br />

verbringen sie ihre Zeit. Und sie sollten ihre Zeit so verbringen, dass man gern wo hingeht und arbeitet. <strong>Die</strong><br />

Arbeit ist nicht immer super. Aber wenn man sich mit niemandem versteht, sich nicht verstanden fühlt oder<br />

aus welchen Gründen auch immer, berechtigt, unberechtigt emotional sozusagen unzufrieden ist, dann hilft<br />

nichts, hilft das Geld nicht. Letztendlich, irgendwann kann man zwar noch mehr und noch mehr zahlen,<br />

aber irgendwann sagt man, mir ist das Geld eigentlich auch Wurscht, ich will eigentlich irgendein Umfeld<br />

haben, in dem ich mich wohl fühle. Wenn ich mir denke, mindestens acht Stunden sitze ich da herum. Ich<br />

verbringe mehr Zeit mit den Leuten da als wahrscheinlich mit all meinen Freunden...<br />

Sie erwähnt in solchen und ähnlichen Passagen immer wieder die notwendige Balance zwischen innen<br />

und außen, die sich auch unter das Thema Ordnung, Klarheit und Nachvollziehbarkeit unterordnen lässt.<br />

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