2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...
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Im Projekt fehlen Art Director und Graphiker und das ist ein großes Hindernis. Sie sind beide nicht im<br />
Haus. U (Art Director) ist in Wien, er hat uns vor einiger Zeit verlassen und macht ab und zu noch was für<br />
uns. T (Graphik Designer) sitzt in der BRD. Der Kontakt ist nur per Email und Telefon.<br />
Mein Ziel in diesem Meeting ist, den Status herauszufinden. Ich möchte meinen Projektleuten ins Gesicht<br />
schauen und sehen, ob da Unzufriedenheit ist, ein Schedule aufsetzen, die Arbeit für die nächsten drei<br />
Wochen aufteilen. Aber das ist eine Illusion, weil sich die Dinge ständig ändern. Ein Problem ist, wenn ich<br />
zugesagt habe und nicht einhalte, dann muss ich beweisen können, dass da Änderungen waren, mich<br />
rechtfertigen können.<br />
Hier bei Mediaform ist alles chaotisch. Meine Mitarbeiter bekommen oft andere Dinge aufgebürdet. Es geht<br />
nicht, dass die z.B. zwei Stunden nicht für mich arbeiten. (KOOR)<br />
In einem internen Koordinationsmeeting mit den von M. charakterisierten Mitarbeiter/innen geht es<br />
zunächst um Details des Designs. M. hat ein Protokoll (Email Ausdruck) vor sich liegen und checkt die<br />
einzelnen Punkte. Ein Thema ist der Umgang mit zeitlichen Engpässen. M. flicht immer wieder Ratschläge<br />
für ihre Mitarbeiter/innen ein:<br />
Ich halte sie jetzt euch vom Leib, weil ich will nicht, dass diese Wechselwirkung losgeht zwischen XX (der<br />
Firma, die einen Teil der Programmierung übernommen hat) und euch. Wenn jemand von XX anruft bei<br />
euch, stellt euch dumm. ... Weil sonst ist es, die werden ihre Arbeit auf euch abwälzen. Und ihre Fehler<br />
werden bei euch ausgebessert. Das heißt, sie haben sich nicht früh genug gemeldet. Jetzt wird es plötzlich<br />
heißen: "Na ja, weißt du, N, wir müssen das schnell machen" usw. Und dann werdet ihr eure Deadlines<br />
schmeißen, eventuell, you know, spät arbeiten usw. Also ich tue das aus einem guten Grund, einfach die<br />
Leute von euch fernhalten. Weil wir machen die Prioritäten, wir wollen, dass ihr in Ruhe arbeiten könnt.<br />
(KOOR)<br />
<strong>Die</strong> Präsentation des Projekts für den Kunden einige Tage später ist ein Erfolg, obwohl es eine Reihe von<br />
Unsicherheiten auszuloten gilt. M. hält sich im Hintergrund und aktiviert ihre gute Beziehung zu F, der<br />
Projektleiterin auf Kundenseite, mit der sie sich ganz ausgezeichnet versteht. <strong>Die</strong> beiden Frauen<br />
unterstützen einander. Nach der Präsentation wird Lob ausgeteilt:<br />
M: U is our head man, A was really excellent. (PRÄS)<br />
<strong>Die</strong> Closure Sitzung dient nicht nur der gemeinsamen Evaluierung des Projekts. M. nutzt sie auch, um R<br />
und N im Projektmanagement zu unterweisen. Hauptpunkt ist das Fehlen von Standards der<br />
Projektabwicklung – der Programmierer war nicht ausreichend in die Konzeptentwicklung eingebunden,<br />
die Verantwortlichkeiten für das Pflichtenheft waren unklar, die Dokumentation und Behebung von Fehlern<br />
war nicht koordiniert, es war nicht ausreichend Zeit für das Testen des Produkts vor dem online Gang<br />
vorhanden, es gab keine Zeit für die Dokumentation – eine lange Liste von Mängeln.<br />
Ein für M. wichtiges Thema ist der Umgang mit Kunden:<br />
... wenn du mit dem Kunden spricht, dass du, you have to keep a Grenze mit dem client. .... Kannst du dich<br />
erinnern, wie der — irgendwas mir oktroyieren wollte, da habe ich gesagt, friendship hin, friendship her, ja.<br />
That's business ... Oder, du musst niemals so ein ja, ja machen, wenn der Kunde … Ja, ja, das machen<br />
wir, weil das kommt sozusagen wie ein Ehepaar, die streiten oder so. Das kommt gleich dann in ihren<br />
head: Ja, sie macht das nett, oder die Mami macht das, whatever... (CLOS)<br />
Oder die Stereotypen, die man gerade als Frau vermeiden muss. Dazu gehört, die richtige Mischung von<br />
persönlich und professionell zu treffen, auch in einem lockeren Gespräch die Distanz zu halten:<br />
Wenn du es selbst merkst, dass deine Stimme hysterisch wird... Ich tue mir auch sehr schwer dabei,<br />
wirklich zu wissen, OK., wann kann ich jetzt persönlich werden oder wann - also jetzt beim Kunden, wann<br />
kann ich oder wann muss ich wirklich meine Linien halten. Da tue ich mir schwer, wann ich umspringen<br />
kann ... besonders, wenn du anrufst usw. beim client, weil die Stimme trägt soviel mit. (CLOS)