2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...
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Bei Archplus ist dieser Konflikt nicht so ausgeprägt, doch nagen knappe Ressourcen,<br />
Planungsunsicherheiten und die unvermeidlichen Abstriche an den Qualitätsansprüchen an den<br />
Mitarbeiter/innen, zumindest für D. sind diese Einschränkungen ein Thema. Gleichzeitig gewinnt sie<br />
Zufriedenheit aus der Zuverlässigkeit des Prozesses und der Fähigkeit, komplexe technische und<br />
organisatorische Probleme zu lösen. <strong>Die</strong> Frauen von A3 vermeiden es ganz bewusst, sich auf den<br />
Dynamik erzwingenden Erwartungsdruck einzustellen. Sie halten sich den Freiraum für Lernen und für ein<br />
‚gutes Leben’ offen. <strong>Die</strong> beschränkt vorläufig allerdings auch ihre Möglichkeiten, gross dimensionierte<br />
Projekte anzugehen, in denen verschleissende Arbeitsbedingungen fast unvermeidlich und die<br />
Durchsetzung des eigenen Konzepts oft schwierig ist. Dem stellen sie die vielen Möglichkeiten gegenüber,<br />
in kleinen Projekten ihre architektonischen Interessen zu verwirklichen.<br />
In ‚innovativen Betrieben’ geht viel der Energie in die Organisationsentwicklung. Bei Mediaform, Archplus<br />
und Transbank sind es vor allem die Frauen, die umfangreiche Aufgaben im Bereich des Organisierens,<br />
Managens und Coachens angehen. Sie agieren als ‚house keepers’, Moderatorinnen und Lehrerinnen und<br />
übernehmen häufig unbezahlte Arbeiten. <strong>Die</strong> Männer fokussieren ihre Energien stärker auf das Managen<br />
von Macht und von Abhängigkeiten von der externen Welt, sind in der Projektakquisition, dem Aushandeln<br />
von Verträgen, dem Initiieren von Partnerschaften engagiert. Allerdings nehmen die Frauen auch ihre<br />
Chance wahr, die interne Organisation des Unternehmens zu prägen. M. gelingt es allmählich, Methoden<br />
des Projektmanagements zu etablieren, S. definiert die gesamte Bürostruktur, und C. hat sich ihre<br />
Abteilung nach ihren Vorstellungen gestaltet und gegen den Widerstand gewachsener Strukturen eine<br />
sehr partizipative und offene Organisation mit hoher Verbindlichkeit geschaffen.<br />
<strong>Die</strong> Frauen haben auch verstanden, wie wichtig es ist, sich nicht nur des großen Entwurfs, sondern der<br />
vielen Details der Organisation anzunehmen und auch den Praktikantinnen, Sekretärinnen oder<br />
Assistentinnen ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Toni Robertson hat in einem kleinen, von ihr<br />
untersuchten, von Frauen geführten Multimedia-Unternehmen eine ähnliche Situation vorgefunden. Sie<br />
beschreibt wie die Frauen ihre kommunikativen Kompetenzen zur Herstellung und Aufrechterhaltung eines<br />
unterstützenden Arbeitsumfelds einsetzen. Dazu gehörte, die Arbeit für unterschiedliche Lösungen und für<br />
Interventionen der Klienten offenzuhalten, sowie die Expertise räumlich entfernter Kolleg/innen zu<br />
aktivieren und einzubeziehen. „Skill and style in communication, and responsibility for its vitality, are<br />
practices that are highly gendered, culturally differentiated, and usually unrecognized and<br />
unacknowledged”, argumentiert Robertson (1997, S. 265).<br />
<strong>Die</strong>s trifft auch auf das Steuerberatungsbüro zu, in dem die Arbeitsatmosphäre ganz hohe Relevanz<br />
besitzt und in zahlreichen Details der Arbeitsräume, der Meetingkultur und der Klientengespräche zum<br />
Ausdruck kommt. Ch. kümmert sich intensiv um das ‚Housekeeping’, sie tritt aber auch nach Aussen als<br />
der Star des Büros auf. Symptomatisch für ihre ausserordentliche Stellung im eigenen Büro ist die<br />
Tatsache, dass sie keinen eigenen Schreibtisch besitzt. Das signalisiert ihre für die Mitarbeiter/innen<br />
gewiss nicht immer leichte Omnipräsenz zum einen, zum anderen aber auch ihr Vorrecht, sich dem Zugriff<br />
der Anderen zu entziehen. Als Star und nicht immer greifbare Ressource nimmt sie sich ein Stück<br />
männlichen Dominanzverhaltens zur ‚Mutterrolle’ hinzu.<br />
In allen drei Bereichen, vor allem aber in der Multimediaproduktion, entwickeln sich neue professionelle<br />
Rollen. In der Multimediaproduktion wird Kreativität in den konzeptuellen und künstlerischen Aspekten der<br />
Arbeit gesehen. Das Programmieren gilt demgegenüber weniger, und anspruchsvollere konzeptuelltechnische<br />
Aufgaben werden, wenn sie sich überhaupt stellen, oft outgesourct. In der Architektur zählen<br />
innovative Lösungen für Raumkonstellationen, die Produktion von ‘Bildern’ sowie die Verwendung<br />
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