05.11.2012 Aufrufe

2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...

2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...

2. Die Untersuchungsmethode - Personen - Technische Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

158<br />

habe es natürlich schön brav auch durchgeführt irgendwann. ... Also ich habe mir gedacht, ich werde<br />

Steuerberaterin, damit ich meiner Schwester und meinem Freund oder Mann auch einen Job geben kann.<br />

Was ihre Beziehung zu ihrer Schwester betrifft ist sich H nicht sicher, ob ihre Eltern sie in diese<br />

Verantwortung gedrängt haben oder nicht. In jedem Fall hat sie das Gefühl, Verantwortung zu tragen stark<br />

verinnerlicht, was auch in ihrer beruflichen Entwicklung und ihrem Führungsstil in ihrer Kanzlei deutlich<br />

wird, indem sie sehr deutlich Verantwortung für ihr MitarbeiterInnen übernimmt. Sie formuliert es für die<br />

MitarbeiterInnen auch als ein Sich Kümmern und überlegt gleichzeitig, ob sie ihnen dabei auch genug<br />

Freiraum lässt.<br />

Ja. Trotzdem möchte ich ihnen was anbieten. Aber ich möchte mich bemühen, es nur so anzubieten, dass,<br />

wenn sie es nicht annehmen, meine MitarbeiterInnen, dann ist es auch in Ordnung. Aber trotzdem biete ich<br />

Ihnen wahrscheinlich mehr an als üblich ist.<br />

...<br />

Ja, das ist die Frage. Aber das müsste man die Mitarbeiter fragen, nicht. Ich hoffe schon, dass ich den<br />

Freiraum lasse.<br />

H beschreibt ihr Team gerne mit familialen Begriffen, einige ihrer Mitarbeiterinnen als Töchter, auch darin<br />

wird der Verantwortungsgedanke deutlich.<br />

- für eine Sache<br />

...die jungen Frauen, die direkt mit mir zusammenarbeiten. Ja, sind meine Töchterersatz. Ich hätte so gern<br />

eine Tochter noch gehabt. Habe ich mehrere Töchter.<br />

H ist sich bewusst, dass das Thema ‚Verantwortung übernehmen’ für sie sehr wichtig ist. Sie selbst<br />

konstatiert eine Veränderung insofern, als sie eine Wandlung bemerkt vom ‚Sich verantwortlich fühlen’<br />

zum bewusst Verantwortung für eine Sache zu übernehmen.<br />

Also ich tue das gerne, mich kümmern und Verantwortung übernehmen. ... Ja, sicher. Es ist sicher, aber<br />

ich möchte also jetzt nicht die Verantwortung übernehmen für jemanden, sondern für die Sache oder so.<br />

Also ich versuche es in eine Bahn zu bringen, die meinem Prinzip entspricht von Eigenständigkeit,<br />

Selbständigkeit, auch für die Mitarbeiter und für die Klienten.<br />

Ihre zentrale ‚Sache’ ist ihre Kanzlei, in der sie versucht, ihre Arbeit für alle Beteiligten, also<br />

MitarbeiterInnen und KlientInnen gut zu machen und gleichzeitig einen Rahmen zu schaffen, der ein<br />

angenehmes Miteinander ermöglicht. Verantwortung für die Sache beschränkt sich also für H nicht auf die<br />

Qualität ihrer Arbeit und das Führen des Betriebs allein, sondern beinhaltet immer auch das Schaffen<br />

eines persönlichen kommunikativen Settings, in dem sich Menschen wohlfühlen sollen. Damit ist der<br />

Gedanke des ‚Sich um andere Kümmerns’ für H auf eine andere Ebene gestellt und in ihre Arbeit<br />

integriert.<br />

- für sich selbst<br />

Ein interessanter Aspekt des Themas Verantwortung ist der des ‚Verantwortung für sich selbst<br />

Übernehmens’. H spricht diese Entwicklung nicht direkt an, sie ist aber aus der Schilderung ihrer<br />

Lebensgeschichte zu erschließen. H selbst spricht sehr oft von Zufällen, die ihren beruflichen und privaten<br />

Weg bestimmt hätten, dennoch gibt es Zeitpunkte, zu denen sie sich entschieden hat, die Initiative zu<br />

ergreifen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, Verantwortung für sich selbst und ihren weiteren Weg<br />

zu übernehmen. Ein solcher Schritt ist der, das Studium der Handelswissenschaften durchzuziehen. In<br />

den zwei Semestern davor hat sie, obwohl sie lernen wollte, es kaum geschafft, ihre Schüchternheit zu<br />

überwinden und in einen Hörsaal zu gehen. Obwohl sie der ‚Zufall’ dann an die Wirtschaftsuniversität<br />

führte, hat sie dann bewusst gegen ihre Ängste angekämpft, um das Studium durchführen zu können.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!