Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
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4 Technische und wirtschaftliche Machbarkeit<br />
130<br />
Bioenergie wurde ausführlich im WBGU-Gutachten<br />
„Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung“<br />
(WBGU, 2009a) sowie in Kapitel 4.1.5 und im<br />
Kasten 4.1-4 behandelt.<br />
Etwa zwei Drittel der globalen Emissionen langlebiger<br />
Treibhausgase (THG) bzw. 78 % der CO 2 -Emissionen<br />
entstehen bei der Energieerzeugung, d. h. durch<br />
die Nutzung fossiler Energieträger. Der überwiegende<br />
Rest der Treibhausgasemissionen resultiert aus direkten<br />
Emissionen der Landwirtschaft und aus Landnutzungsänderungen.<br />
Bei der Zuordnung von Emissionen aus der terrestrischen<br />
Biosphäre zu Sektoren oder Bedürfnisfeldern<br />
muss darauf geachtet werden, dass Doppelzählungen<br />
vermieden werden. So sind beispielsweise die<br />
CO 2 -Emissionen aus Entwaldung von großer Bedeutung,<br />
sie machen knapp ein Achtel der gesamten globalen<br />
Emissionen aus und werden dem Sektor Landnutzungsänderungen<br />
und Forstwirtschaft zugeschrieben,<br />
während die Treibhausgasemissionen aus der Produktion<br />
von Agrargütern, etwa das Ausgasen von N 2 O<br />
aus den Böden, dem Sektor Landwirtschaft zugeordnet<br />
werden (IPCC, 1996).<br />
Bei der Analyse von Emissionen aus Bedürfnisfeldern<br />
müssen die Emissionen des gesamten Lebenszyklus<br />
betrachtet werden. Bei Ernährung (Kap. 4.3.4) sind<br />
dies die direkten Emissionen aus der Landwirtschaft,<br />
aber auch die Emissionen aus dem weiteren Lebenszyklus<br />
der Produkte (Transport, Verarbeitung, Lagerung<br />
usw.). Hinzu kommen die assoziierten indirekten<br />
Emissionen etwa aus Waldrodungen, die vorgenommen<br />
werden, um später auf diesen Flächen Nahrungsmittel<br />
oder Biomasse für energetische oder stoffliche Nutzung<br />
zu erzeugen.<br />
Diese indirekten Emissionen aus Landnutzungsänderungen<br />
spielen <strong>eine</strong> besonders große Rolle bei<br />
der Produktion von Agrargütern (WBGU, 2009a). Bei<br />
der Umwandlung von Wäldern und Feuchtgebieten in<br />
Äcker oder Weiden werden sofort und in den Folgejahren<br />
erhebliche Mengen an Treibhausgasen freigesetzt,<br />
die in der Biomasse sowie in den Böden gespeichert<br />
waren (u. a. durch Bodenerosion; Kap. 1.1.3).<br />
Für das Jahrzehnt 2000–2009 werden die Treibhausgasemissionen<br />
aus Landnutzungsänderungen im Mittel<br />
auf 4,0 Gt CO 2 pro Jahr geschätzt, mit abnehmender<br />
Tendenz, so dass ihr Anteil an den globalen<br />
CO 2 -Emissionen von ca. 20 % in den 1990er Jahren auf<br />
ca. 11,5 % im Jahr 2009 gesunken ist, vor allem wegen<br />
verminderter Entwaldung in den Tropen (Friedlingstein<br />
et al., 2010; GCP, 2011). Knapp zwei Drittel der globalen<br />
CO 2 -Emissionen aus Landnutzungsänderungen stammten<br />
2005 aus Brasilien und Indonesien (WRI-CAIT,<br />
2011). Zudem wird durch Rodung bzw. Trockenlegung<br />
natürlicher oder naturnaher Ökosysteme in der Regel<br />
aus <strong>eine</strong>r THG-Senke <strong>eine</strong> THG-Quelle, so dass auch in<br />
den Folgejahren zusätzliche Emissionen hinzukommen.<br />
Insgesamt ist die Quantifizierung der Emissionen aus<br />
Landnutzungsänderungen mit größeren Unsicherheiten<br />
behaftet als die Emissionen aus dem Energiesektor<br />
(Herzog, 2009).<br />
4.1.7.1<br />
Wälder und Klimaschutz<br />
Über 4 Mrd. ha Waldfläche bedecken etwa 31 % der<br />
globalen Landfläche (FAO, 2010a). Der aktuelle Waldzustandsbericht<br />
der FAO verdeutlicht, dass sich die globale<br />
Waldfläche weiter verringert. Die globale Entwaldungsrate,<br />
die vornehmlich durch die Umwandlung<br />
von tropischen Wäldern in landwirtschaftliche Nutzfläche<br />
sowie zerstörerische Waldnutzung vorangetrieben<br />
wird, bleibt mit 13 Mio. ha pro Jahr in den letzten<br />
10 Jahren auf <strong>eine</strong>m sehr hohen Niveau. Großflächige<br />
Anpflanzungen in China, Indien und Vietnam<br />
haben vorübergehend dazu geführt, dass sich der globale<br />
Nettowaldverlust in den letzten 10 Jahren auf insgesamt<br />
5,2 Mio. ha pro Jahr reduziert hat.<br />
Die Wälder gehören zu den größten Kohlenstoffspeichern<br />
der Erde und speichern bis zu 650 Gt C<br />
(2.380 Gt CO 2 ). Davon sind ca. 44 % in der Biomasse<br />
gebunden, 11 % in Totholz und Streu, sowie ca. 45 %<br />
im Boden (FAO, 2010a). Entwaldung und zerstörerische<br />
Waldnutzung stellen daher <strong>eine</strong> der größten CO 2 -Quellen<br />
weltweit dar. Aktuell wird die Abnahme im globalen<br />
Kohlenstoffspeicher Wald auf 0,5 Gt C (1,8 Gt CO 2 )<br />
pro Jahr im Zeitraum 2000–2010 geschätzt, was sich<br />
insgesamt für die Dekade auf 5 Gt C (18 Gt CO 2 ) summiert<br />
(FAO, 2010a). Allerdings könnten die Emissionen<br />
aus Entwaldung weitaus höher sein, da die vorhandenen<br />
Datensätze sowohl bezüglich der regionalen Verteilung<br />
als auch in der Gesamtsumme voneinander abweichen<br />
und nicht konsistent sind. Das Global Carbon<br />
Projekt schätzt die Emissionen, die all<strong>eine</strong> durch die<br />
fortschreitende Entwaldung und zerstörerische Waldnutzung<br />
durch den Menschen verursacht werden, auf<br />
2,6–4,0 Gt CO 2 für die Jahre 2000–2009 (GCP, 2010).<br />
Trends und Minderungspotenziale<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Ausweitung der<br />
Nahrungsmittel- und Bioenergieproduktion die Entwaldungsrate<br />
und die Emissionen weiter steigern werden.<br />
Insbesondere steigt die Zahl der Palmöl- und<br />
Sojaplantagen sehr schnell an. Die Trockenlegung<br />
und Rodung bewaldeter Moorböden in Südostasien<br />
setzt all<strong>eine</strong> geschätzte 632 Mt CO 2 pro Jahr frei, mit<br />
<strong>eine</strong>m möglichen Anstieg zwischen 2015–2035 auf<br />
ein Emissionsmaximum von ungefähr 823 Mt pro Jahr<br />
( Hooijer et al., 2006). Weltweit werden die durch Trockenlegung<br />
und Brände von Moorböden entstehen-