Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
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1 Welt im Wandel<br />
Kasten 1.1-1<br />
Das globale CO 2 -Emissionsbudget<br />
Studien der vergangenen Jahre zeigen, dass durch die lange<br />
Lebensdauer von CO 2 in der Atmosphäre dessen ohnehin<br />
hohe Bedeutung für den Klimawandel im Vergleich zu kurzlebigeren<br />
Treibhausgasen und Aerosolen auf lange Sicht immer<br />
dominanter wird (Allen et al., 2009; Meinshausen et al.,<br />
2009). Der WBGU hat diese Erkenntnis ins Zentrum des Sondergutachtens<br />
„Kassensturz für den Weltklimavertrag – Der<br />
Budgetansatz“ gestellt (WBGU, 2009b). Da mittlerweile neuere<br />
Emissionsdaten vorliegen, wird im Folgenden das noch<br />
zulässige CO 2 -Budget aktualisiert. Nach Meinshausen et al.<br />
(2009) führt die Emission von 1.160 Gt CO 2 aus anthropogenen<br />
Quellen im Zeitraum 2000–2050 mit <strong>eine</strong>r Wahrscheinlichkeit<br />
von 33 % zur Überschreitung der 2 °C-Leitplanke.<br />
Auf Grundlage der Daten von CDIAC (2011), Le Quére et al.<br />
(2009) und GCP (2011) schätzt der WBGU die CO 2 -Emissionen<br />
aus fossilen Quellen und der Zementherstellung für den<br />
Zeitraum 2000–2010 auf 314 Gt CO 2 sowie die Emissionen<br />
aus Landnutzungsänderungen auf 45 Gt CO 2 , d. h. die gesamten<br />
anthropogenen CO 2 -Emissionen im Zeitraum 2000–2010<br />
belaufen sich nach dieser Schätzung auf ca. 360 Gt CO 2 .<br />
Insgesamt dürften im Zeitraum 2011–2050 demnach noch<br />
ca. 800 Gt CO 2 aus anthropogenen Quellen emittiert werden,<br />
wenn die 2 °C-Leitplanke mit <strong>eine</strong>r Wahrscheinlichkeit von<br />
zwei Dritteln eingehalten werden soll. Was heißt das für die<br />
Emissionen aus fossilen Quellen Friedlingstein et al. (2010)<br />
beziffern die durchschnittlichen jährlichen CO 2 -Emissionen<br />
aus Landnutzungsänderungen für den Zeitraum 2000–2009<br />
auf 4,0 Gt. Die Vertragsstaaten der Biodiversitätskonvention<br />
haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 zumindest <strong>eine</strong> Halbierung<br />
der Verlustrate natürlicher Ökosysteme zu erreichen,<br />
einschließlich der Wälder (CBD, 2010b). Sollte es daher gelingen,<br />
die damit verbundenen Emissionen bis 2020 zu halbieren<br />
und anschließend mit derselben Rate weiter auf Null zu<br />
senken, würde dies die CO 2 -Emissionen aus Landnutzungsänderungen<br />
bis 2050 auf 40 Gt begrenzen. Würden diese Emissionen<br />
allerdings erst bis 2030 halbiert und bis 2050 auf Null<br />
gesenkt, dann würden 80 Gt CO 2 emittiert. Je nachdem, wie<br />
erfolgreich die Eindämmung der CO 2 -Emissionen aus Landnutzungsänderungen<br />
ist, also vor allem die Verminderung der<br />
Entwaldung in den Tropen (Kap. 4.1.7), dürften also bis 2050<br />
noch 720–760 Gt CO 2 aus fossilen Quellen emittiert werden.<br />
Soll die Wahrscheinlichkeit, die anthropogene Klimaerwärmung<br />
auf 2 °C zu begrenzen, auf 75 % erhöht werden,<br />
würde sich das zulässige CO 2 -Budget aus fossilen Quellen auf<br />
560–600 Gt CO 2 verringern. Sollten k<strong>eine</strong> Erfolge bei der Eindämmung<br />
der Entwaldung erzielt werden, würde das Budget<br />
weiter schrumpfen.<br />
Vor allem aufgrund neuer, wesentlich niedrigerer Abschätzungen<br />
der Landnutzungsemissionen seit 2000 (Friedlingstein<br />
et al., 2010) ist die vom WBGU für das Budget 2010–2050<br />
gegebene Abschätzung von 750 Gt CO 2 (WBGU, 2009b)<br />
daher auch als grober Richtwert für das zulässige Budget<br />
2011–2050 gültig. Abbildung 1.1-2 zeigt illustrativ drei schematische<br />
zeitliche Verläufe der globalen CO 2 -Emissionen aus<br />
fossilen Energieträgern, die mit <strong>eine</strong>m solchen Budget vereinbar<br />
wären. Es wird deutlich, dass <strong>eine</strong> zeitliche Verschiebung<br />
der Trendumkehr der globalen Emissionen (peak) dazu führt,<br />
dass in späteren Jahren deutlich höhere Minderungsraten<br />
erforderlich sind, um das Budget einzuhalten.<br />
Auch wenn der dominante Erwärmungseffekt von den<br />
CO 2 -Emissionen stammt, wurden bei diesen Berechnungen<br />
auch die Effekte der anderen im Kioto-Protokoll geregelten<br />
Treibhausgase berücksichtigt. So wird davon ausgegangen,<br />
dass die kumulierten Emissionen dieser anderen Treibhausgase<br />
im Zeitraum 2010–2049 etwa 500 Gt CO 2 eq betragen<br />
(Meinshausen et al., 2009).<br />
Abbildung 1.1-2<br />
Beispiele für globale<br />
Emissionspfade, bei denen<br />
im Zeitraum 2010–2050<br />
750 Mrd. t CO 2 emittiert<br />
werden.<br />
Quelle: WBGU, 2009b<br />
Globale Emissionen [Mrd. t CO 2<br />
/Jahr]<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
2011<br />
Peak im Jahr<br />
2020<br />
2015<br />
Maximale Minderungsrate<br />
3,7% pro Jahr<br />
5,3% pro Jahr<br />
9,0% pro Jahr<br />
0<br />
2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040<br />
Jahr<br />
2045 2050<br />
40<br />
klärte Fragen betreffen Aspekte der Gerechtigkeit,<br />
die insbesondere als Verantwortung der Industrieländer<br />
interpretiert wird, die Entwicklungsländer finanziell<br />
und durch Technologietransfer beim Klimaschutz<br />
sowie bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.<br />
Fortschritte sind hingegen bei der Diskussion<br />
um das globale Ambitionsniveau des Klimaschutzes zu<br />
verzeichnen, wo sich mehr und mehr die Auffassung<br />
durchsetzt, der Temperaturanstieg müsse auf 2 °C oder<br />
sogar 1,5 °C begrenzt werden (UNFCCC, 2010). Die daraus<br />
ableitbaren Konsequenzen in Bezug auf erforderliche<br />
Maßnahmen werden allerdings derzeit noch ignoriert.<br />
Zuletzt wurde in Cancún ein Entscheidungspaket<br />
verabschiedet, das den weiteren Verhandlungsprozess