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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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Zehn Maßnahmenbündel mit großer strategischer Hebelwirkung 7.3<br />

tion <strong>eine</strong>r gemeinsamen, staatenübergreifenden Emissionsobergrenze<br />

geschehen kann. Die Verknüpfung<br />

nationaler Emissionshandelssysteme kann dazu beitragen,<br />

die gesetzten Minderungsziele effizienter zu<br />

erreichen, da mehr kostengünstige Minderungsoptionen<br />

ausgeschöpft werden können. Außerdem kommt<br />

man dem Ziel <strong>eine</strong>s umfassenden Kohlenstoffmarktes<br />

auf diese Weise näher. Wichtiger noch dürfte das politische<br />

Signal <strong>eine</strong>r Verknüpfung bestehender Emissionshandelssysteme<br />

für die internationale Klimapolitik<br />

sein. Je mehr Länder daran beteiligt sind, desto größer<br />

sind die Chancen, dass sich andere Länder ebenfalls am<br />

Emissionshandel beteiligen, nicht zuletzt deshalb, weil<br />

sie mehr Vertrauen in <strong>eine</strong> kooperative Lösung haben.<br />

Daher sollte die EU Kooperationsmöglichkeiten im<br />

Sinne der Verknüpfung bestehender Emissionshandelssysteme<br />

engagiert verfolgen. Dabei könnten moderate<br />

Grenzausgleichsmaßnahmen helfen, die für Unternehmen<br />

in Pionierländern entstehenden Wettbewerbsverzerrungen<br />

zu reduzieren und die Anreize für Trittbrettfahrer<br />

zu senken.<br />

Allerdings hat das Scheitern <strong>eine</strong>s nationalen Klimaschutzgesetzes<br />

in den USA die Bemühungen um<br />

<strong>eine</strong>n verknüpften transatlantischen Kohlenstoffmarkt<br />

um Jahre zurückgeworfen. Demgegenüber hat China<br />

angekündigt, CO 2 -Bepreisung und Emissionshandel<br />

im Rahmen des 12. Fünfjahresplans zunächst regional<br />

begrenzt testen zu wollen. Eine aktive Partnerschaft<br />

Deutschlands und der EU mit China für den Aufbau<br />

<strong>eine</strong>s entsprechenden Systems, insbesondere auch mit<br />

Bezug auf Erfahrungen bei der Einführung des europäischen<br />

Emissionshandels und dessen struktureller<br />

Weiterentwicklung, würde <strong>eine</strong> mögliche spätere Verknüpfung<br />

mit dem EU ETS erleichtern. Perspektivisch<br />

könnten diese Schritte den Weg für ein geographisch<br />

noch umfassenderes System unter Einbindung weiterer<br />

Partner ebnen.<br />

In <strong>eine</strong> ähnliche Richtung zielen sektorale Ansätze<br />

im Emissionshandel. So könnten Länder, die bisher<br />

k<strong>eine</strong> nationalen Emissionsobergrenzen eingeführt<br />

haben, zunächst sektoral oder abgestuft an <strong>eine</strong>m<br />

erweiterten europäischen Emissionshandel beteiligt<br />

werden (WBGU, 2010). Neben absoluten Obergrenzen<br />

sind anfänglich auch relative Ziele (d. h. Effizienzziele)<br />

<strong>eine</strong> Option, um wenigstens ein Mindestmaß an<br />

Lenkungswirkung zu erzielen und die Strukturen für<br />

spätere anspruchsvollere Begrenzungen mit absoluter<br />

Deckelung zu schaffen. Mit Blick auf die aus der<br />

2 °C-Leitplanke abgeleiteten Anforderungen für globale<br />

Emissionsreduktionen sollten bei sektoralen Ansätzen<br />

künftige Möglichkeiten für sukzessiv stärkere Reduktionsverpflichtungen<br />

von Anfang an mitgedacht werden.<br />

Komplementär zu <strong>eine</strong>m geographisch erweiterten<br />

Emissionshandel ist die Einführung von CO 2 -Steuern in<br />

den Ländern sinnvoll, deren mangelnde institutionelle<br />

Kapazitäten den Einsatz von Emissionshandelsmechanismen<br />

zunächst in Frage stellen. Die Dekarbonisierungsanstrengungen<br />

dieser Länder sollten übergangsweise<br />

durch Finanztransfers, beispielsweise im Rahmen<br />

anderer Instrumente der internationalen Klimapolitik<br />

(Kap. 7.3.8, 7.3.9), begleitet werden. Die Finanztransfers<br />

sollten an die Ausarbeitung von Strategien<br />

zur klimaverträglichen Entwicklung bzw. Fahrpläne<br />

geknüpft sein, die von Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

selbst erarbeitet werden sollten. Deutschland<br />

sollte sich dafür einsetzen, dass das Thema CO 2 -Bepreisung<br />

als Rahmenbedingung in die klimaverträglichen<br />

Entwicklungsstrategien und -fahrpläne dieser Länder<br />

aufgenommen wird. Von der UN sollte, etwa im Rahmen<br />

der UN-Konferenz über Nachhaltige Entwicklung<br />

2012 (UNCSD, auch Rio+20-Konferenz genannt), Beratung<br />

und Kapazitätsaufbau zur Umsetzung der Strategien<br />

geleistet werden. Darüber hinaus sollten Finanztransfers<br />

für Maßnahmen zur Vermeidung (mitigation)<br />

im Rahmen der UNFCCC an Schwellenländer, die noch<br />

k<strong>eine</strong> CO 2 -Bepreisung eingeführt haben, an die Bedingung<br />

der Vorlage <strong>eine</strong>r ausgearbeiteten Strategie für<br />

<strong>eine</strong> ambitionierte CO 2 -Bepreisung geknüpft werden.<br />

7.3.2.3<br />

Hohes Ambitionsniveau: Einen möglichst<br />

globalen Emissionshandel mit gemeinsamen<br />

Emissionsgrenzen etablieren<br />

Möglichst parallel zu den beschriebenen Aktivitäten<br />

sollte <strong>eine</strong> rasche und umfassende Einbindung der<br />

Hochemissionsländer weltweit angegangen werden.<br />

Diese Einbindung würde das Erreichen signifikanter<br />

globaler Emissionsminderungen sicherstellen. Im Rahmen<br />

<strong>eine</strong>r gemeinsamen ambitionierten Obergrenze für<br />

die beteiligten Volkswirtschaften würde dies ein starkes,<br />

breit wirkendes Preissignal erzeugen. Auf diesem<br />

Weg wären die notwendige Beschleunigung der <strong>Transformation</strong><br />

und ein wichtiger Schritt in Richtung <strong>eine</strong>s<br />

globalen Kohlenstoffmarktes zu erreichen. Diese politisch<br />

anspruchsvolle Strategie erscheint geboten, will<br />

man den Scheitelpunkt der globalen Emissionen noch<br />

in dieser Dekade erreichen und die Chancen auf ein<br />

Einhalten der 2 °C-Leitplanke mit <strong>eine</strong>r akzeptablen<br />

Wahrscheinlichkeit wahren. Hierfür bräuchte es allerdings<br />

<strong>eine</strong>n politischen Kraftakt, der deutlich über die<br />

bisherigen Ansätze zur Kooperation auf dem Gebiet des<br />

Emissionshandels hinausgeht.<br />

Die EU sollte daher in naher Zukunft umfangreiche<br />

staatenübergreifende Emissionsbeschränkungen<br />

anstreben. Angesichts des starken Emissionswachstums<br />

insbesondere in großen Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

sollten neben den großen Emittenten<br />

in den Industrieländern auch diese Länder in <strong>eine</strong><br />

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