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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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Implikation auf Bedürfnisfelder 4.3<br />

Ebene den Trend zu <strong>eine</strong>m geringeren Ressourcendurchsatz<br />

pro Wertschöpfungseinheit. Dies wird<br />

durch wirtschaftlichen Strukturwandel und die<br />

Umwandlung von Industrie- zu Dienstleistungsgesellschaften<br />

(Tertiärisierung) erreicht, aber auch<br />

durch die langfristige Substitution von Materialien,<br />

z. B. Kohlefaser statt Stahl im Fahrzeugbau oder Gasbeton<br />

statt Ziegel im Wohnungsbau. Ein anderes<br />

Beispiel ist Precision Farming, bei dem Geoinformations<br />

systeme und GPS zum Dosieren von<br />

Düngemitteln eingesetzt werden, so dass Dünger<br />

gespart und die Gewässerbelastung reduziert werden<br />

kann.<br />

> Industrielle Nutzung nachwachsender Rohstoffe: Der<br />

Ersatz von Erdölprodukten durch biogene Stoffe als<br />

Industriegrundstoffe, wie als Teil der Forschungsstrategie<br />

BioÖkonomie (BMBF, 2010b; Kap. 8.1.4.2)<br />

vorgesehen, verringert den Ressourcendruck und<br />

die Importabhängigkeit für Länder ohne eigene Erdölvorkommen.<br />

Da sich biogene Stoffe bei Beachtung<br />

der Nachhaltigkeitskriterien der Landwirtschaft in<br />

<strong>eine</strong>m geschlossenen Stoffkreislauf befinden, trägt<br />

dieser gleichzeitig zum Strukturwandel in Richtung<br />

Kreislaufwirtschaft bei. Allerdings wird dies voraussichtlich<br />

die Flächennutzungskonkurrenz verschärfen<br />

(Kap. 1.2.5). Nach Schätzungen des WBGU<br />

(2009a) könnte bei <strong>eine</strong>m halb so hohen Pro-Kopf-<br />

Verbrauch wie derzeit in Deutschland für <strong>eine</strong> Weltbevölkerung<br />

von etwa 9 Mrd. Menschen der Flächenbedarf<br />

für biobasierte Produkte (Textilien, chemische<br />

Produkte, Kunststoffe, Bitumen und<br />

Schmierstoffe) zusammen bei rund 10 % der Weltagrarfläche<br />

liegen.<br />

> Green chemistry: Dieser Begriff beschreibt <strong>eine</strong>n<br />

Trend, in Anwendungen der technischen Chemie<br />

zunehmend natürliche biologische Prozesse zu simulieren.<br />

So enthalten z. B. Wasch- und Reinigungsmittel<br />

synthetisch erzeugte Enzyme (Biokatalysatoren),<br />

die bereits bei wesentlich niedrigeren Temperaturen<br />

als herkömmliche Waschlauge effektiv reinigen können.<br />

Auch die Herstellungsprozesse können dabei<br />

inzwischen oft unter Atmosphärendruck durchgeführt<br />

werden und entstehende Abwässer sind biologisch<br />

wesentlich besser abbaubar. Der Energieaufwand<br />

des gesamten Lebenszyklus und die Gewässerbelastung<br />

werden so deutlich verringert.<br />

> Nanotechnologie: Die drastische Reduktion der<br />

Größe von Partikeln und Objekten führt oft zu völlig<br />

neuen Eigenschaften: Ihre Oberfläche ist im Verhältnis<br />

zum Volumen drastisch erhöht, ein Bruchteil der<br />

in konventionellen Prozessen nötigen Materie kann<br />

ähnliche katalytische Wirkungen erzielen. Auch für<br />

die Beschichtung von Oberflächen, Korrosionsschutz<br />

oder Halbleiterelektronik und Photovoltaik<br />

kann diese Technologie große Fortschritte bringen,<br />

da die Materialien in vielen Fällen extrem hohe spezifische<br />

elektrische oder Wärmeleitfähigkeit oder<br />

auch Stabilität aufweisen, was den Ressourcenaufwand<br />

stark reduzieren kann.<br />

4.3.2<br />

Gebäude, Wohnen und Raumordung<br />

Energieeffiziente Gebäude<br />

Im Jahr 2004 betrugen die global durch den Gebäudesektor<br />

verursachten Emissionen 8,6 Gt CO 2 sowie<br />

2 Gt CO 2 eq an Emissionen anderer Gase, davon drei<br />

Viertel FCKW und HFC (IPCC, 2007c). Etwa zwei Drittel<br />

der CO 2 -Emissionen entstanden dabei nicht in den<br />

Gebäuden selbst, sondern in den Kraftwerken, die<br />

Elektrizität und Wärme zur Nutzung in den Gebäuden<br />

erzeugten. Die <strong>Transformation</strong> des Gebäudesektors<br />

muss also die Emissionen minimieren, die das komplexe<br />

Gesamtsystem Gebäude verursacht. Dies lässt<br />

sich durch <strong>eine</strong> Verknüpfung von Verminderung des<br />

Energiebedarfs, der Nutzung kohlenstoffarmer oder<br />

erneuerbarer Energieträger und der Reduktion der<br />

Nicht-CO 2 -Emissionen erreichen. Die Dekarbonisierung<br />

der Energiebereitstellung führt dazu, dass Maßnahmen<br />

zur Minderung des Energiebedarfs geringere<br />

Wirkung haben als bei Nutzung konventioneller Energieträger.<br />

Trotzdem ist die Verknüpfung beider Strategien<br />

notwendig, um die Emissionen zu minimieren.<br />

Dies hat zudem den Vorteil, dass Verzögerungen der<br />

technischen Innovation bei der <strong>eine</strong>n Strategie durch<br />

beschleunigten Fortschritt in der anderen ausgeglichen<br />

werden können, was zur Robustheit des <strong>Transformation</strong>spfads<br />

beiträgt.<br />

Da Raumtemperierung und Warmwassererzeugung<br />

global für zwei Drittel der Energienachfrage in Gebäuden<br />

verantwortlich sind (IEA, 2008c), hat die bessere<br />

Dämmung neuer Gebäude und die energetische Sanierung<br />

des Gebäudebestands (Kasten 4.3-1) gerade in<br />

höheren und in äquatorialen Breiten die höchste Priorität<br />

und verspricht hohe Einsparpotenziale bei häufig<br />

negativen Kosten (IEA, 2010a). Gerade bei <strong>eine</strong>m<br />

dekarbonisierten Stromsektor kann durch den Einsatz<br />

von Wärmepumpen und der Kraft-Wärme-Kopplung<br />

die restliche benötigte Wärme effizient und emissionsarm<br />

bereitgestellt werden. Zudem kann bei Einsatz von<br />

Wärmespeichern und intelligenten Netzen vorrangig<br />

Strom bei Angebotsspitzen verwendet werden, so dass<br />

beide Wärmeerzeugungstechnologien zum Stromnetzmanagement<br />

beitragen. Zusätzlich können erneuerbare<br />

Quellen wie Solar- und Geothermie sowie Biomasse<br />

zur Wärmebereitstellung in Gebäuden und Nahwärmenetzen<br />

eingesetzt werden. Diese Maßnahmen gemein-<br />

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