20.01.2015 Aufrufe

Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Forschung für die <strong>Transformation</strong> 8.1<br />

zungen für den Übergang in <strong>eine</strong> Gesellschaft zu schaffen,<br />

die durch die Einhaltung der planetarischen Leitplanken<br />

ihre natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt.<br />

Aus diesem Blickwinkel muss Forschung sich mit den<br />

Möglichkeiten tiefgreifender sozialer Veränderungen<br />

beschäftigen und Umbaumöglichkeiten vorschlagen,<br />

aber gleichzeitig mit den Wissenschaften, die Veränderungen<br />

in den natürlichen Lebensgrundlagen untersuchen,<br />

im Austausch stehen. Solch ein Versuch, gesellschaftlichen<br />

Wandel im Rahmen planetarischer Leitplanken<br />

zu begreifen und zu gestalten, wurde bereits<br />

mit dem Konzept der Nachhaltigkeitswissenschaften<br />

und ihrer Operationalisierung in Form der Global-<br />

Change- Forschung unternommen.<br />

Nachhaltigkeitswissenschaft<br />

Unter dem Stichwort Nachhaltigkeitswissenschaft<br />

(auch Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung, Wissenschaft<br />

der Nachhaltigkeit, Sustainability Science)<br />

werden vielfältige Bemühungen gebündelt, Wissenschaft<br />

und Technik für den Übergang in <strong>eine</strong> nachhaltige<br />

Gesellschaft zu unterstützen. Nachhaltigkeitswissenschaft<br />

soll die Folgen menschlichen Handelns<br />

auf die Natur und damit verbundene Rückwirkungen<br />

auf Gesellschaften verstehen sowie Optionen zur Vermeidung<br />

und Minimierung negativer Effekte im Sinne<br />

nachhaltiger Entwicklung aufzeigen (ICSU et al., 2002).<br />

Darin eingeschlossen sind neben der Interdisziplinarität<br />

auch die Aspekte der systemischen Betrachtungsweise,<br />

der politischen Relevanz und der normativen Zielgerichtetheit.<br />

In Deutschland ist die Nachhaltigkeitswissenschaft,<br />

die primär Optionen zur Vermeidung schädlicher<br />

Effekte erforscht, u. a. unter dem Namen sozialökologische<br />

Forschung etabliert (Kap. 8.1.4.7).<br />

Unter den Oberbegriff Nachhaltigkeitswissenschaft<br />

fallen auch die Forschungsaktivitäten der Forschung<br />

zum globalen Wandel (Global Change). Die Forschung<br />

zum globalen Wandel hat sich seit den 1980er Jahren<br />

entwickelt und erforscht schwerpunktmäßig physikalische<br />

und biogeochemische Umweltveränderungen,<br />

die sich natürlich oder durch den Menschen verursacht<br />

ergeben. Dabei wird die Erde als Erdsystem mit physikalischen,<br />

chemischen, biologischen und sozialen Teilsystemen<br />

verstanden, wobei deren jeweilige Prozesse<br />

und Interaktionen den Zustand sowie die Entwicklungsdynamik<br />

des Erdsystems bestimmen.<br />

Internationale Forschung zum globalen Wandel<br />

International ist Forschung zum globalen Wandel seit<br />

2001 in Form des Programms Earth System Science<br />

Partnership (ESSP) institutionalisiert. Das ESSP umfasst<br />

vier Programme: Diversitas (ein internationales Programm<br />

für Biodiversitätswissenschaft), das International<br />

Geosphere-Biosphere Programme, das World<br />

Climate Research Progamme und das International<br />

Human Dimensions Programme on Climate Change. Die<br />

drei ersten Programme erforschen im Sinne der Nachhaltigkeitsforschung<br />

in erster Linie die Veränderungen<br />

im Erdsystem, die Rolle menschlichen Verhaltens auf<br />

die beobachteten Änderungen sowie die Wirkungen<br />

der Änderungen auf Gesellschaften.<br />

Auch innerhalb des International Human Dimensions<br />

Programme on Global Environmental Change<br />

lag der Fokus auf der Analyse der Schnittstelle zwischen<br />

den natürlichen Subsystemen und dem sozialen<br />

Subsystem des Erdsystems: Welchen Einfluss hat der<br />

Mensch auf die Biogeosphäre, die Biodiversität oder<br />

die Atmosphäre und wie wirken deren Veränderungen<br />

auf den Menschen bzw. die Gesellschaften zurück<br />

(Clark et al., 2005; Leemans et al., 2009). Ausnahmen<br />

sind das fast abgeschlossene Industrial <strong>Transformation</strong><br />

Project sowie das Earth System Governance Project.<br />

Ziel des Industrial <strong>Transformation</strong> Programms war ein<br />

besseres Verständnis über die Möglichkeiten, ökonomische<br />

und gesellschaftliche Entwicklung mit der Reduzierung<br />

von schädlichen Umwelteinflüssen zu verbinden.<br />

In den einzelnen Teilprojekten werden <strong>eine</strong> Reihe<br />

transformationsrelevanter Aspekte erforscht.<br />

Das Earth System Governance Project ist kein zielgerichtetes<br />

Forschungsprojekt, sondern ein Netzwerk,<br />

das existierende, internationale Forschungsaktivitäten<br />

über Governancesysteme zur Vermeidung und Minimierung<br />

negativer Effekte auf das Erdsystem als Folge<br />

menschlichen Handelns vernetzt.<br />

Eine Reihe von Reviews des ESSP kommen zu dem<br />

Schluss, dass das Programm zentrale Beiträge zum Verständnis<br />

der Komplexität und der Verletzlichkeit des<br />

Erdsystems geleistet hat und zukünftig auch fortführen<br />

soll. Allerdings betonen die Reviews auch, dass<br />

zukünftig der Entwicklung gesellschaftlicher Strategien<br />

zur Erreichung <strong>eine</strong>r nachhaltigen Gesellschaft größere<br />

Bedeutung innerhalb der Global-Change-Forschung<br />

zukommen muss. Bereits zu Beginn der globalen Diskussion<br />

zur Global-Change-Forschung betonten Wissenschaftler<br />

die Bedeutung der Interdisziplinarität im<br />

Sinne <strong>eine</strong>r stärkeren Verschränkung von Natur- und<br />

Sozialwissenschaften. Allerdings hat diese Verschränkung<br />

bislang nur unzureichend stattgefunden. Deswegen<br />

soll zukünftig verstärkt untersucht werden, wie<br />

gesellschaftliche Institutionen und Ökonomien ausgestaltet<br />

werden sollten, um Verhaltensänderungen zu<br />

induzieren und so <strong>eine</strong> globale Nachhaltigkeit zu erzielen.<br />

Dazu gehören auch technologische und soziale<br />

Innovationen inklusive gesellschaftlicher Akzeptanz<br />

der Innovationen, um globale Nachhaltigkeit zu erreichen<br />

(Reid et al., 2010; ICSU, 2010).<br />

349

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!