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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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Megatrends des Erdsystems 1.1<br />

4.000 km 3 pro Jahr birgt ein erhebliches Risiko nichtlinearer<br />

Systemantworten (große Verschiebungen im<br />

Wasserhaushalt, Kollaps von Ökosystemen) auf der<br />

regionalen bis kontinentalen Skala. Bei <strong>eine</strong>r heutigen<br />

Nutzung von ca. 2.600 km 3 pro Jahr bei rasch steigender<br />

Tendenz bleibt noch etwas Spielraum, der aber voraussichtlich<br />

wegen der notwendigen Ausweitung und<br />

Intensivierung der Landwirtschaft bis 2050 bereits ausgenutzt<br />

sein wird.<br />

Ein international abgestimmter Rahmen für <strong>eine</strong><br />

nachhaltige Süßwasserpolitik nach dem Muster der drei<br />

Rio-Konventionen ist von der Staatengemeinschaft<br />

bisher nicht vereinbart worden. Im Gegensatz etwa zum<br />

Klima ist Süßwasser ein Umweltgut, dessen Schutz und<br />

nachhaltige Nutzung oftmals im jeweiligen Wassereinzugsgebiet<br />

am effizientesten gestaltbar sind. So gesehen<br />

bieten sich eher regionale bzw. nationale Lösungen<br />

an. Da Verknappung und Verschmutzung von Süßwasserressourcen<br />

gleichzeitig ein weltweit beobachtbarer<br />

Trend sind, besteht aber auch global Regelungs- bzw.<br />

Abstimmungsbedarf. Die globale Süßwasserpolitik ist<br />

im Gegensatz zu den drei Rio-Konventionen durch <strong>eine</strong><br />

Nichtregierungsorganisation, dem Weltwasserrat, als<br />

Dialogprozess organisiert. Alle drei Jahre finden Weltwasserforen<br />

unter Beteiligung aller Akteure (UN, Staaten,<br />

NRO, Private, Wissenschaft usw.) statt, um den<br />

Dialog über <strong>eine</strong> nachhaltige Süßwassernutzung voranzutreiben.<br />

1.1.5<br />

Rohstoffe, Nährstoffe, Schadstoffe<br />

Seit etwa 150 Jahren sind die Umsätze mineralischer<br />

Stoffe drastisch gestiegen. Kohle und Erze, Erdöl und<br />

Erdgas sind die bekanntesten Beispiele für den Abbau<br />

endlicher Rohstoffe, die seit der industriellen Revolution<br />

die Weltwirtschaft antreiben und mittlerweile teils<br />

knapp werden (Kap. 4.1.2; Abb. 1-3a).<br />

Aber auch künstlich hergestellter Stickstoffdünger<br />

sowie der Abbau mineralischer Phosphorvorkommen<br />

(Kasten 1.1-3) sind unverzichtbar für die Ernährung<br />

der wachsenden Weltbevölkerung und generell für die<br />

Landwirtschaft. Ein wirksamer Klimaschutz bedingt<br />

den Umbau großer Teile des Wirtschaftssystems,<br />

nicht zuletzt bei der Energieversorgung und Mobilität<br />

(Kap. 4). In diesem Zusammenhang rücken andere<br />

mineralische Ressourcen in den Blickpunkt, die künftig<br />

in erheblich größeren Mengen benötigt werden und<br />

relativ selten oder sehr ungleich verteilt vorkommen;<br />

Kapitel 1.1.5.1 nennt einige Beispiele dafür.<br />

Als Folge anthropogener Schadstoffemissionen<br />

sind zahlreiche globale Umwelt- und Gesundheitsprobleme<br />

entstanden: Treibhausgase ändern den Strahlungshaushalt<br />

der Erdatmosphäre (Kap. 1.1.1); Nährstoffe<br />

gelangen in die Biosphäre und verändern Ökosysteme<br />

in großem Maßstab; immer noch gelangen<br />

Stoffe in die Atmosphäre, welche die stratosphärische<br />

Ozonschicht angreifen (Kap. 1.1.5.3); Aerosolteilchen<br />

führen regional zeitweise zu starken Belastungen für<br />

die Menschen und die Ökosysteme; giftige Chemikalien,<br />

die zu Gesundheitsschäden führen, gelangen in<br />

die Umwelt. Als Folge ist nicht zuletzt die Wasserverschmutzung<br />

ein zunehmend kritisches Entwicklungsproblem<br />

(Kap. 1.1.4).<br />

Im Folgenden können beispielhaft nur einige dieser<br />

Probleme skizziert werden.<br />

1.1.5.1<br />

Verknappung strategischer mineralischer<br />

Ressourcen: Beispiele<br />

Lithium<br />

Das weltweit geförderte Lithium wird zu fast <strong>eine</strong>m<br />

Drittel in modernen Batterien verwendet, wie sie z. B.<br />

in Mobiltelefonen und Notebook-Computern zu finden<br />

sind. Schon heute werden bei Lithiumbatterien<br />

jährliche Wachstumsraten von ca. 20 % beobachtet.<br />

Mit <strong>eine</strong>m massiven Ausbau von Elektromobilität<br />

würde die Nachfrage nach Lithiumbatterien noch<br />

stärker steigen (USGS, 2010a). Es wurde z. T. kontrovers<br />

diskutiert, ob Lithiumknappheit zu <strong>eine</strong>m Hindernis<br />

für die großskalige Anwendung von Elektroautomobilen<br />

werden könnte (z. B. Tahil, 2007; Meridian<br />

International Research, 2008; Evans, 2008). Nach<br />

Angaben des U.S. Geological Survey (USGS, 2010b)<br />

betragen die heute ökonomisch ausbeutbaren Reserven<br />

9,9 Mio. t, die identifizierten Ressourcen etwa<br />

25,5 Mio. t, und die geschätzte Weltproduktion im Jahr<br />

2009 18.000 t, so dass mittelfristig <strong>eine</strong> Verknappung<br />

eher unwahrscheinlich scheint, insbesondere bei effektivem<br />

Recycling (Angerer et al., 2009b). Neue Untersuchungen<br />

des US-Verteidigungsministeriums weisen in<br />

Afghanistan erhebliche, bislang unbekannte Lithiumreserven<br />

aus.<br />

Seltene Erden, seltene Metalle und Halbmetalle<br />

Gallium und Indium werden in der Photovoltaikindustrie<br />

verwendet, Neodym ist ein wichtiger Stoff für den<br />

Bau von Permanentmagneten z. B. in Elektromotoren<br />

und Windkraftanlagen, Germanium wird in der Optoelektronik<br />

verwendet, Scandium in Brennstoffzellen,<br />

Tantal für Mikrokondensatoren (z. B. in Mobiltelefonen)<br />

und Platin für Brennstoffzellen und verschiedene<br />

Katalysatoren. Diese Stoffe führen <strong>eine</strong> Liste der für<br />

Zukunftstechnologien relevanten Stoffe an, bei denen<br />

die erwartete Nachfrage im Jahr 2030 die heutige Produktion<br />

z. T. deutlich übersteigt (Angerer et al., 2009a).<br />

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