Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
7 Handlungsempfehlungen<br />
322<br />
der Landnutzung. In Industrieländern und zunehmend<br />
auch in einkommensstarken Schichten von Schwellenund<br />
Entwicklungsländern nimmt der Konsum tierischer<br />
Produkte zu, die gegenüber pflanzlichen Agrargütern<br />
erheblich höhere Treibhausgasemissionen verursachen.<br />
Die Viehwirtschaft ist heute schon der größte Einflussfaktor<br />
der weltweiten anthropogenen Landnutzung.<br />
Dieser Sektor beansprucht insgesamt, d. h. direkt und<br />
indirekt, etwa drei Viertel der landwirtschaftlichen Flächen<br />
und trägt knapp ein Fünftel zu den anthropogenen<br />
Treibhausgasemissionen bei (mit Anbau von Futtermitteln;<br />
Kap. 4.1.7.2), verschafft aber auch 1,3 Mrd.<br />
Menschen Einkommen.<br />
Niedriges Ambitionsniveau: Vorreiterfunktion<br />
öffentlicher Institutionen stärken<br />
Aufklärungs- und Informationskampagnen für ein<br />
bewussteres Konsumverhalten können dazu beitragen,<br />
freiwillig die Konsummuster zu verändern. Die<br />
Botschaft sollte sein: Eine fleischreduzierte Kost mit<br />
hohen Anteilen an frischen, regionalen und saisonalen<br />
Produkten möglichst aus Bioproduktion ist nicht nur<br />
aus Klimaschutzgründen, sondern auch aus gesundheitlicher<br />
Sicht förderungswürdig. Gleichzeitig sollte<br />
das Bewusstsein für vermeidbare Emissionen und Kosten<br />
geschärft werden, die dadurch entstehen, dass Nahrungsmittel<br />
in den Haushalten verderben bzw. weggeworfen<br />
werden. Als rasch umzusetzende Maßnahmen<br />
empfiehlt der WBGU der Bundesregierung zur Anregung<br />
und Stützung dieser Umstellung vermehrte Aufklärungsarbeit<br />
in Kombination mit der Kennzeichnung<br />
von Umweltwirkungen auf der Verpackung.<br />
Der Pionierfunktion der staatlichen und öffentlichen<br />
Institutionen (Behörden, Krankenhäuser usw.) misst<br />
der WBGU besondere Bedeutung zu. Kantinen der<br />
öffentlichen Hand sollten z. B. ein bis zwei fleischfreie<br />
Tage pro Woche einlegen. Entsprechende Aufmerksamkeit<br />
für die Verpflegung in Schulen und Kindergärten<br />
ist wegen des Bildungseffekts besonders vielversprechend.<br />
Hohes Ambitionsniveau: Emissionsintensive<br />
Agrarprodukte höher besteuern<br />
Da die Präferenzen von Konsumenten allein durch bessere<br />
Information und Vorbilder nur schwer zu ändern<br />
sind, ist zu prüfen, ob Preissignale, etwa durch Verbrauchssteuern,<br />
hinzukommen müssen. Im Rahmen<br />
<strong>eine</strong>r entsprechenden Steuerreform sollte die Emissionsintensität<br />
der Lebensmittel als Kriterium für Besteuerung<br />
von Agrarprodukten herangezogen werden.<br />
7.3.8<br />
Bündel 8: Investitionen in <strong>eine</strong> klimaverträgliche<br />
Zukunft unterstützen und beschleunigen<br />
Die <strong>Transformation</strong> zur klimaverträglichen Gesellschaft<br />
erfordert erhebliche zusätzliche Investitionen<br />
in nachhaltige Energie- und Landnutzungssysteme.<br />
Die zusätzlichen globalen Anfangsinvestitionen allein<br />
für den Umbau der Energiesysteme liegen im Bereich<br />
von mehreren hundert Mrd. US-$ jährlich: Die Schätzungen<br />
für die weltweit notwendigen Zusatzinvestitionen<br />
im Jahr 2030 reichen von mindestens 200 bis zu<br />
1.000 Mrd. US-$ pro Jahr und gehen von stetig ansteigenden<br />
jährlichen Investitionserfordernissen aus. Etwa<br />
die Hälfte der geschätzten jährlichen Investitionen, d. h.<br />
etwa 100–563 Mrd. US-$, muss in Entwicklungsländern<br />
investiert werden. Zudem werden Finanztransfers<br />
für den REDD-plus-Mechanismus zur Vermeidung von<br />
Entwaldung in Entwicklungsländern benötigt. Für <strong>eine</strong><br />
Halbierung der weltweiten Entwaldung sind dies ca.<br />
20–33 Mrd. US-$ jährlich (Kap. 4.5.1).<br />
Zwar werden diese zusätzlichen Investitionen teilweise<br />
oder sogar vollständig durch Einsparungen bei<br />
den fossilen Brennstoffen aufgewogen, allerdings fallen<br />
diese Einsparungen erst zu <strong>eine</strong>m deutlich späteren<br />
Zeitpunkt in signifikanter Höhe an. Das Kernproblem<br />
vieler transformativer Investitionen, wie z. B. in Effizienztechnologien<br />
oder erneuerbare Energien, besteht<br />
damit in den sehr hohen Anfangsinvestitionen, denen<br />
über <strong>eine</strong>n sehr langen Zeitraum verteilte und pro Jahr<br />
eher kl<strong>eine</strong> Rückflüsse gegenüber stehen. Die Amortisationsdauer<br />
solcher Investitionen ist deshalb häufig<br />
länger und die Renditen geringer als bei Alternativinvestitionen.<br />
Die Gefahr von Pfadabhängigkeiten<br />
in bestehende, kohlenstoffintensive Technologien ist<br />
deshalb groß.<br />
Die zentrale Herausforderung staatlicher <strong>Transformation</strong>spolitik<br />
besteht somit in <strong>eine</strong>m raschen Umlenken<br />
der Investitionsflüsse in Richtung klimaverträglicher<br />
Technologien, indem transformative Investitionen<br />
attraktiver gemacht und bestehende Fehlanreize und<br />
Investitionsbarrieren gezielt abgebaut werden. Dieser<br />
Herausforderung kann nur durch das Zusammenspiel<br />
öffentlicher und privater Investoren bzw. Kapitalgeber<br />
sowie in enger Zusammenarbeit mit den internationalen<br />
Finanzorganisationen (Weltbank, IMF) und den<br />
Entwicklungsbanken begegnet werden.<br />
Investitionsbarrieren abbauen: Renditen erhöhen<br />
und Risiken senken<br />
Viele klimaverträgliche Technologien sind ohne staatliche<br />
Unterstützung im Vergleich zu etablierten Technologien<br />
noch nicht wettbewerbsfähig. Dies hat u. a.<br />
damit zu tun, dass bei der Rentabilität herkömmli-