Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
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4 Technische und wirtschaftliche Machbarkeit<br />
170<br />
Kosten <strong>eine</strong>r verspäteten <strong>Transformation</strong><br />
Ein Aufschieben der <strong>Transformation</strong> wird die Kosten<br />
weiter erhöhen, da dadurch noch drastischere Reduktionsmaßnahmen<br />
in kürzerer Zeit erforderlich wären,<br />
um die 2 °C-Leitplanke einzuhalten. Edenhofer et al.,<br />
(2009a) gehen davon aus, dass allein ein Verschieben<br />
von ambitionierter globaler Klimapolitik (Stabilisierung<br />
bei 450 ppm CO 2 ) um weitere 10 Jahre die<br />
Kosten der Emissionsreduktionen um mehr als 46 %<br />
ansteigen ließe. Die aktuellen Szenarien der IEA deuten<br />
gar auf <strong>eine</strong> Verdopplung der Kosten der <strong>Transformation</strong><br />
im Jahr 2035 hin, sollten in der kommenden<br />
Dekade nur die Reduktionsangebote der Länder nach<br />
den UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen umgesetzt<br />
werden. Diese würden <strong>eine</strong> dramatische Verschärfung<br />
des <strong>Transformation</strong>stempos nach 2020 erfordern,<br />
um ein mit der 2 °C-Leitplanke kompatibles CO 2 -Emissionsbudget<br />
(Kasten 1.1-1) einzuhalten. Dieses Ziel<br />
könnte nur durch <strong>eine</strong> beschleunigte Innovationstätigkeit<br />
in allen <strong>Transformation</strong>sbereichen erreicht werden.<br />
Bei <strong>eine</strong>m verspäteten Umsteuern müssten zudem<br />
ökonomisch nicht rationale Entscheidungen getroffen<br />
werden, wie beispielsweise das Abschalten von fossilen<br />
Kraftwerken vor Ablauf ihrer Amortisationszeit.<br />
Unter Berücksichtigung solcher Umstände sowie aufgrund<br />
höherer Prognosen für das Wirtschaftswachstum<br />
bis 2035 sind dadurch die von der IEA geschätzten<br />
Kosten der <strong>Transformation</strong> der Energiesysteme im Vergleich<br />
zu den Schätzungen von 2009 (vor den Verhandlungen<br />
in Kopenhagen) um 1.000 Mrd. US-$ angestiegen<br />
(IEA, 2010c).<br />
Zusatznutzen der <strong>Transformation</strong><br />
Die <strong>Transformation</strong> der Energiesysteme ist allerdings<br />
nicht nur mit Kosten verbunden, sondern bietet auch<br />
zusätzliche Vorteile, die über <strong>eine</strong> Vermeidung des<br />
gefährlichen Klimawandels hinausgehen. Solche weitergehenden<br />
Vorteile sind in den Integrated-assessment-Modellen<br />
nicht berücksichtigt. So bringt die Einhaltung<br />
der 2 °C-Leitplanke auch verbesserte Luftqualität,<br />
verringerte Gesundheitskosen und generell verringerte<br />
Umweltschäden aus Schadstoffemissionen<br />
mit sich. Diese Vorteile würden sich insbesondere in<br />
Entwicklungs- und Schwellenländern manifestieren.<br />
Schätzungsweise könnten in <strong>eine</strong>m 450 ppm-Szenario<br />
die Kosten für Luftreinhaltung global um 23 % reduziert<br />
werden. Weit mehr als 750 Mio. Lebensjahre (lifeyears)<br />
könnten dadurch vor allem in China und Indien<br />
gerettet werden. Auch die Kosten für die Anpassungen<br />
an den Klimawandel würden bei <strong>eine</strong>r frühzeitigen<br />
<strong>Transformation</strong> deutlich gesenkt (IEA, 2010c). Weiter<br />
sind Zusatznutzen aus <strong>eine</strong>r erhöhten Energiesicherheit<br />
und <strong>eine</strong>r geringeren Abhängigkeit von Treibstoffimporten<br />
zu berücksichtigen (GEA, 2011).<br />
Weltweite neue Investitionen in<br />
klimafvergrägliche Energie, 2004–2009<br />
[Mrd. US-$]<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
46<br />
2004<br />
Investitionen Dritter<br />
Jährliches Wachstum:<br />
56% 52% 44% 10% -7%<br />
72<br />
2005<br />
109<br />
157<br />
2006 2007<br />
Jahr<br />
173<br />
2008<br />
162<br />
2009<br />
Investitionen in kl<strong>eine</strong>, dezentrale Anlagen, unternehmerische<br />
Investitionen in F&E, staatliche Investitionen<br />
in F&E<br />
Abbildung 4.5-4<br />
Globale Investitionen in klimaverträgliche Energien in den<br />
Jahren 2004–2009 in Mrd. US-$.<br />
Quelle: UNEP-SEFI und BNEF, 2010<br />
Schließlich ist auch zu erwarten, dass <strong>eine</strong> Ausweitung<br />
der Investitionen im Bereich nachhaltiger und klimaverträglicher<br />
Technologien und Infrastrukturen die<br />
Schaffung neuer Geschäftsfelder und dadurch neue<br />
Arbeitsplätze mit sich bringt. Dies könnte in globaler<br />
Perspektive <strong>eine</strong>n Beitrag zu weiterem wirtschaftlichen<br />
Wachstum und zur Armutsreduktion leisten (UNEP,<br />
2011; Jaeger et al., 2011).<br />
4.5.1.3<br />
Bisher getätigte Investitionen, Investitionslücken<br />
und Investitionsbarrieren<br />
Bisher getätigte Investitionen in klimaverträgliche<br />
Energietechnologien<br />
Im Vergleich zum geschätzten jährlichen Investitionsbedarf<br />
für erneuerbare Energien von mindestens<br />
150–300 Mrd. US-$ jährlich wurden im Jahr<br />
2008 weltweit ca. 173 Mrd. US-$ und im Jahr 2009<br />
ca. 162 Mrd. US-$ neu in klimaverträgliche Energien<br />
investiert (UNEP-SEFI und BNEF, 2010; Abb. 4.5-4).<br />
Die Zahlen in Abbildung 4.5-4 umfassen Ausgaben<br />
für Forschung und Entwicklung (F&E) sowie für die<br />
Installation von Anlagen zur klimaverträglichen Energieerzeugung,<br />
ohne Gegenrechnung von Einsparungen.<br />
Ein wesentlicher Anteil der Investitionen im Jahr 2009<br />
floss in Windenergie (56 %), gefolgt von Solarenergie<br />
(20 %) und Bioenergie (15 %). Weitere Anteile entfielen<br />
auf Geothermie, kl<strong>eine</strong> Wasserkraftwerke und weitere<br />
klimaverträgliche Technologien. Die meisten dieser<br />
Investitionen erfolgten in Europa sowie Asien und Ozeanien,<br />
insbesondere in China (UNEP-SEFI und BNEF,<br />
2010). Dabei kann nicht genau festgestellt werden, ob