Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
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Politische Instrumente zur Steuerung der <strong>Transformation</strong> 5.2<br />
Subventionen für fossile Energieträger auslaufen<br />
lassen<br />
Die Einführung <strong>eine</strong>s CO 2 -Preises sollte vom Auslaufen<br />
aller Subventionen für fossile Energieträger begleitet<br />
werden, da diese deren Wettbewerbsfähigkeit künstlich<br />
erhalten und die Wirkung des CO 2 -Preissignals<br />
verwässern (Kap. 4.5). Darunter fallen alle direkten<br />
Zahlungen, Steuernachlässe, fixe Preise, Importfinanzierungen<br />
oder auch die staatliche Übernahme von<br />
Risiken der fossilen Energienutzung. Ein Großteil der<br />
Subventionen für fossile Energieträger wird derzeit in<br />
Nicht-OECD-Ländern, u. a. in China, Indien, Saudi-Arabien,<br />
Indonesien, Russland, Ägypten und Iran, geleistet.<br />
Das Auslaufen lassen bzw. <strong>eine</strong> Reform dieser Subventionen<br />
wurde auf dem Treffen der G20-Staaten im<br />
September 2009 in Pittsburgh beschlossen. Dabei sei<br />
darauf zu achten, arme Bevölkerungsgruppen nicht zu<br />
benachteiligen (IEA et al., 2010a; Kap. 4.5).<br />
5.2.3<br />
Policy-Mix <strong>eine</strong>r <strong>Transformation</strong>spolitik<br />
Die CO 2 -Bepreisung dient dazu, dass die Marktakteure<br />
die gesellschaftlichen Kosten der CO 2 -Emissionen<br />
in ihren Entscheidungen berücksichtigen. Sie ist<br />
aber nicht hinreichend für Verhaltensänderungen der<br />
Marktakteure in den <strong>Transformation</strong>sfeldern Energie,<br />
Urbanisierung und Landnutzung. Denn auf den relevanten<br />
Märkten in diesen <strong>Transformation</strong>sfeldern treten<br />
verschiedene Formen des Marktversagens auf, wie<br />
z. B. positive und negative externe Effekte, Informationsasymmetrien,<br />
Markteintrittsbarrieren, natürliche<br />
Monopole und das Angebot öffentlicher Güter. In diesen<br />
Fällen ist staatliches Handeln mit materiellen und<br />
immateriellen Mitteln gefragt; dazu zählen Gesetze<br />
(Ge- und Verbote, Planung), Geld (monetäre Anreizinstrumente)<br />
und „gute Worte“ (Informationen, Selbstverpflichtungen<br />
mit Regulierungsandrohung). Diese<br />
politischen Instrumente wirken als direkte oder indirekte<br />
Steuerungsimpulse auf die Marktakteure und<br />
koordinieren Verhaltensänderungen (Kap. 5.4).<br />
Für <strong>eine</strong> transformative Wirkung auf der Produktions-<br />
und Konsumseite ist der gleichzeitige Einsatz<br />
verschiedener Instrumente im Rahmen <strong>eine</strong>s Policy-<br />
Mix für die drei <strong>Transformation</strong>sfelder notwendig, so<br />
dass systemische Veränderungen angestoßen werden.<br />
Die Ausgestaltung <strong>eine</strong>r <strong>Transformation</strong>spolitik erfordert,<br />
dass sie sowohl schnell als auch langfristig wirkende<br />
Strukturveränderungen einleitet, Pfadabhängigkeiten<br />
vermeidet und bestehende hinderliche Kurzfristorientierungen<br />
aufbricht.<br />
Beispielsweise zeigt McKinsey (2009) anhand<br />
s<strong>eine</strong>r Treibhausgasvermeidungskostenkurve, welche<br />
politischen Instrumente eingesetzt werden müssen, um<br />
bestehende Marktunvollkommenheiten zu beheben<br />
und gleichzeitig die bestehenden Vermeidungskostenpotenziale<br />
auszuschöpfen (Abb. 5.2-1).<br />
Im ersten Drittel der Kostenkurve, das Vermeidungsmaßnahmen<br />
umfasst, bei deren Umsetzung Gewinne<br />
entstehen können, kann die Marktentwicklung und<br />
die Nachfrage nach bekannten Technologien, Techniken<br />
und Landmanagementmethoden durch ordnungspolitische<br />
Instrumente, wie Standards oder Gebote<br />
befördert werden. Meist handelt es sich um Effizienzmaßnahmen,<br />
die aufgrund fehlender Information,<br />
Bequemlichkeit, fehlender Langfristorientierung oder<br />
Verlustaversion der Akteure unterbleiben. Für die<br />
Investitionen im ansteigenden Bereich der Kostenkurve<br />
sind jedoch verschiedenartige politische Instrumente<br />
notwendig, um langfristig <strong>eine</strong>n internationalen<br />
Regulierungs rahmen zu entwickeln, der die Einführung<br />
heute noch nicht ausgereifter Technologien, Techniken<br />
und Management methoden ermöglicht. Dies wird<br />
gerade bei den derzeit teuren Vermeidungsmaßnahmen<br />
relevant. Hier sollte mit Hilfe von Anreizinstrumenten<br />
und unterstützender Technologiepolitik über<br />
Lernkurven effekte die Markteinführung der Technologien<br />
und Weiterentwicklung der technischen Lösungen<br />
beschleunigt werden (McKinsey, 2009). Im Bereich der<br />
Landnutzung ist es wichtig, international die notwendigen<br />
politischen und institutionellen Kapazitäten für ein<br />
nachhaltiges Landmanagement aufzubauen und dieses<br />
Ziel in die internationale Zusammenarbeit zu integrieren,<br />
denn in vielen Ländern ist die Politik der Landnutzung<br />
zu fragmentiert (Kap. 1, 5.4).<br />
Die Vermeidungskostenkurve in Abbildung 5.2-1<br />
macht deutlich, dass kurzfristig durch <strong>eine</strong> Kombination<br />
aus Ordnungsrecht, Anreizinstrumenten und<br />
informatorischen Instrumenten neue Technologien in<br />
den Bereichen langlebige Konsumgüter, im Gebäudesektor<br />
und Verkehrssektor nachgefragt werden können<br />
und die <strong>Transformation</strong> zu mehr Energieeffizienz eingeleitet<br />
werden kann.<br />
Für systemische und langfristige Veränderungen<br />
in den <strong>Transformation</strong>sfeldern Energie, Urbanisierung<br />
und Landnutzung ist <strong>eine</strong> Kombination der politischen<br />
Instrumente notwendig, die auch international zu stabilen<br />
Rahmenbedingungen mit transformativer Wirkung<br />
beitragen. Der WBGU empfiehlt dabei nicht nur<br />
auf Technologien zu fokussieren, sondern auch Verhaltensänderungen<br />
und soziale Innovationen zu fördern.<br />
In der Regel ist nicht nur ein Politikinstrument, sondern<br />
ein Portfolio an Maßnahmen (Policy-Mix) einzusetzen,<br />
wenn man unterschiedliche Marktunvollkommenheiten<br />
ausgleichen und Barrieren überwinden<br />
will (Gupta und Tirpak, 2007; Edenhofer et al., 2009a;<br />
McKinsey, 2009; Knopf et al., 2010; Matthes, 2010;<br />
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