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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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4 Technische und wirtschaftliche Machbarkeit<br />

146<br />

dass Nebenprodukte und Abwärme aus <strong>eine</strong>m Prozess<br />

sowie die Altprodukte nach ihrem Gebrauch für weitere<br />

Produktionsverfahren als Grundlage dienen (Braungart<br />

und McDonough, 2002). So entsteht ein Kreislauf<br />

von Materialflüssen, so dass sowohl die Einbringung<br />

neuer Rohstoffe als auch die Beseitigung nicht<br />

mehr verwendbarer Reststoffe auf ein Minimum reduziert<br />

werden können. Die noch notwendige Aufbringung<br />

von Energie für die verschiedenen Prozesse sollte<br />

dabei möglichst effizient und aus erneuerbaren Energien<br />

erfolgen, ist aber im Allgem<strong>eine</strong>n geringer als bei<br />

Verwendung von Rohmaterialien. Bei Herstellung von<br />

Aluminium aus wiederverwertetem Material wird beispielsweise<br />

nur 5 % der Energie benötigt, die zur Herstellung<br />

der gleichen Menge Rohaluminium aus Bauxit<br />

aufgewendet werden muss. Auch für viele andere<br />

Metalle und Papier verringert sich der Energiebedarf<br />

durch Recycling beträchtlich (IPCC, 2007c).<br />

Die zügige Übernahme dieses Design prinzips für alle<br />

Produktions- und Konsumprozesse ist Voraussetzung<br />

für <strong>eine</strong> weitere Ausweitung der industriellen Produktion<br />

unter Einhaltung der Leitplanken (Kap. 1.1). Pioniere<br />

hierfür sind beispielsweise „öko-industrielle Cluster“<br />

wie die Stadt Kalundborg in Dänemark, die zeigt,<br />

wie gute Integration unterschiedlicher Industriezweige,<br />

kommunaler Infrastruktur und landwirtschaftlicher<br />

Nutzergruppen unter der Maxime der Abfallvermeidung<br />

und Verbesserung der Ressourceneffizienz funktionieren<br />

kann (Jacobsen, 2006).<br />

Die Optimierung der Ressourcennutzung darf nicht<br />

auf die Produktionsphase begrenzt sein, auch wenn mit<br />

diesem Lebenszyklusabschnitt oft maßgebliche Emissionen<br />

verbunden sind. Auch die eigentliche Nutzung<br />

ist oftmals, etwa bei langlebigen Konsumprodukten wie<br />

Haushaltsgeräten, Elektronik, Fahrzeugen, mit erheblichen<br />

Betriebskosten in Form von Energie und anderen<br />

Ressourcen verbunden. Am Ende des Lebenszyklus –<br />

für den Verbraucher oft der einzige Punkt, an dem er<br />

mit der Ressourcendimension s<strong>eine</strong>s Konsums konfrontiert<br />

wird – stellt sich die Frage der Entsorgung, wenn<br />

das Produkt nicht weiter genutzt werden kann. Gutes<br />

Design ermöglicht es, durch Reparaturen den Lebenszyklus<br />

von Produkten zu verlängern, zumindest Teile<br />

direkt weiterzuverwerten und, falls das nicht möglich<br />

ist, die Materialien gefahrlos zu recyceln. Insbesondere<br />

Elektronik produkte enthalten oft Schwermetalle<br />

und andere Giftstoffe, die für Menschen und die Natur<br />

Gefahren darstellen, oder größere Mengen seltener<br />

Erden und Edelmetalle, die aus Gründen des Ressourcenschutzes<br />

nicht verschwendet werden sollten.<br />

Die Ausweitung von Recyclingsystemen als Teil der<br />

erweiterten Produzenten- und Konsumentenverantwortung<br />

ist in den meisten OECD-Ländern zentrales Ziel<br />

der Umweltpolitik und Bestandteil von Strategien zu<br />

„green growth“ und „green jobs“ (OECD, 2009b). Aber<br />

auch zahlreiche Schwellenländer wie China und Korea<br />

legen ambitionierte Pläne und Gesetzesvorschriften mit<br />

dem Ziel der Schaffung <strong>eine</strong>r Kreislaufwirtschaft vor<br />

(z. B. Circular Economy Law of the People’s Republic<br />

of China). Die Umstellung auf neue Geschäftsmodelle,<br />

die dem Produzenten Anreize zu recyclingfreundlichem<br />

Design geben, könnte allerdings noch effektiver<br />

zur Ausweitung der Recyclingquote beitragen als politische<br />

Verpflichtungen. Ein solches Geschäftsmodell<br />

wäre z. B. <strong>eine</strong> Spezialisierung auf die Wiederaufbereitung<br />

von Produktionsabfällen und Produktkomponenten.<br />

So startete beispielsweise Toyota mit den Unternehmen<br />

Toyota Chemical Engineering, Sumitomo Metal<br />

Mining und Primearth EV Energy (PEVE) ein neues<br />

Geschäftsmodell zur Wiederaufbereitung gebrauchter<br />

Nickel-Metallhydridbatterien von Hybridautos, wobei<br />

der Nickelanteil extrahiert und für die Produktion<br />

neuer Hybridbatterien benutzt werden kann (Toyota<br />

Motor Corporation, 2010). Ähnliche Geschäftsmodelle<br />

wären im gesamten Recyclingbereich denkbar und bei<br />

steigenden Energie- und Ressourcenpreisen langfristig<br />

wettbewerbsfähig.<br />

Im Allgem<strong>eine</strong>n sind Recyclingsysteme allerdings<br />

transport- und energieaufwändig, was ihrer sinnvollen<br />

Dimensionierung Grenzen setzt. Urbane Räume<br />

als Zentren von Produktionsstätten und Konsumenten<br />

sind besonders geeignete Orte zur funktionellen<br />

Integration von Materialflüssen. Hier können die Prinzipien<br />

der Kreislaufwirtschaft daher mit geringerem<br />

Aufwand demonstriert und optimiert werden.<br />

Effizienzgewinne durch neue Konsummodelle und<br />

technologische Trends<br />

Eine Reihe übergreifender technologischer Trends und<br />

neuer Konsummodelle kann mittelfristig maßgeblich<br />

zur Verbesserung der Ressourceneffizienz beitragen.<br />

Durch <strong>eine</strong> gezielte Verstärkung dieser Trends, die<br />

transformative Durchbrüche (Kap. 3) wahrscheinlicher<br />

macht, kann damit auch ein Beitrag zur Ressourcenschonung<br />

erbracht werden.<br />

> Nutzungs- statt Besitzrechte: In vielen Feldern zeichnet<br />

sich <strong>eine</strong> nachlassende Bedeutung des Besitzes<br />

von Gegenständen ab (z. B. des Autos als Statussymbol),<br />

wobei gleichzeitig anstelle des Verkaufs das<br />

Anbieten von Nutzungsrechten und Dienstleistungen<br />

als Geschäftsmodell in den Mittelpunkt rückt.<br />

Durch Car Sharing, aber auch durch Leasing von<br />

Autokomponenten (z. B. Akkumulatoren von<br />

Elektro autos) und Elektronikgeräten verringert sich<br />

dabei der gesamte Stoffbedarf und gleichzeitig wird<br />

der Aufbau von Strukturen der Kreislaufwirtschaft<br />

erleichtert.<br />

> Dematerialisierung: Diese beschreibt auf abstrakter

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