Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
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7 Handlungsempfehlungen<br />
300<br />
immer blockieren kurzfristige nationale Interessen zeitnahe<br />
und wirksame weltweite Klimaschutzvereinbarungen.<br />
Als Brückenschlag zur Schaffung <strong>eine</strong>s globalen<br />
Kohlenstoffmarktes sieht der WBGU verschiedene<br />
Wege mit unterschiedlich starker <strong>Transformation</strong>swirkung.<br />
Ein erster Schritt ist die Weiterentwicklung und<br />
Stärkung des europäischen Emissionshandelssystems,<br />
begleitet von Bemühungen um ein Bekenntnis aller<br />
wichtigen Emittenten zur Bepreisung von CO 2 . Weiter<br />
könnten subglobale Emissionshandelssysteme bei<br />
geeigneter Ausgestaltung die Bereitschaft von Staaten<br />
erhöhen, Beiträge zur globalen Emissionsbegrenzung<br />
zu leisten. Schließlich können gemeinsame Emissionsbeschränkungen<br />
aller Hochemissionsländer den Weg<br />
für <strong>eine</strong>n globalen Kohlenstoffmarkt ebnen. Dabei<br />
gilt: Je stärker die <strong>Transformation</strong>swirkung der hier<br />
beschriebenen Wege und je mehr Länder in ein System<br />
zur CO 2 -Bepreisung eingebunden sind, desto höher<br />
sind auch die Anforderungen an staatliches Handeln.<br />
7.3.2.1<br />
Niedriges Ambitionsniveau: Europäisches<br />
Emissionshandelssystem weiterentwickeln und<br />
G20-Vereinbarung zu CO 2 -Bepreisung treffen<br />
Supranationale Emissionshandelssysteme wie das<br />
Emissionshandelssystem der Europäischen Union (EU<br />
ETS) sind wichtige Schritte auf dem Weg zu umfassenden<br />
CO 2 -Begrenzungen. Das Europäische Emissionshandelssystem<br />
sollte fortgeführt und weiterentwickelt<br />
werden. Insbesondere sollte das EU ETS administrativ<br />
vereinfacht und so an ein zukunftsfähiges globales<br />
Emissionshandelssystem auf Unternehmensebene<br />
anschlussfähig gemacht werden. Wichtig sind außerdem<br />
ambitioniertere Emissionsobergrenzen. Die eher<br />
moderaten Emissionsbeschränkungen vergangener<br />
Handelsperioden führten zu <strong>eine</strong>m relativ schwachen<br />
und volatilen CO 2 -Preissignal, welches viele für die<br />
<strong>Transformation</strong> erforderlichen Investitionen und Änderungen<br />
auf der Nachfrageseite nicht ausreichend unterstützt<br />
hat. Das EU-weite Ziel zur Emissionsreduktion<br />
sollte auf mindestens 30 % für das Jahr 2020 gegenüber<br />
1990 erhöht (WBGU, 2010) und die Emissionsbegrenzung<br />
des EU ETS entsprechend angepasst werden.<br />
Zudem ist <strong>eine</strong> Nachsteuerung der Zertifikatsmenge<br />
bei der Auktionierung bzw. während der Handelsperioden<br />
zu erwägen. So könnte etwa die bei Auktionen zur<br />
Verfügung stehende Zertifikatsmenge zusätzlich verknappt<br />
werden, um damit <strong>eine</strong>n zu niedrigen Preis auf<br />
dem Kohlenstoffmarkt zu verhindern. Im Übrigen sollte<br />
die CO 2 -Bepreisung innerhalb der EU auf alle fossilen<br />
CO 2 -Quellen erweitert werden. Dies könnte durch <strong>eine</strong><br />
Verlagerung des Emissionshandels auf die erste Handelsstufe<br />
(upstream), d. h. auf Produktion bzw. Import<br />
fossiler Energieträger, geschehen oder durch die ergänzende<br />
Einführung von CO 2 -Steuern für bisher nicht<br />
erfasste diffuse Emissionsquellen (z. B. beim Verkehr),<br />
die schwer in das Emissionshandelssystem in s<strong>eine</strong>r jetzigen<br />
Struktur zu integrieren sind.<br />
In der hier beschriebenen Form könnte das EU ETS<br />
signifikante <strong>Transformation</strong>simpulse innerhalb der<br />
Europäischen Union entfalten und den Umbauprozess<br />
hin zu <strong>eine</strong>m klimaschonenden, ressourceneffizienten<br />
Wirtschaftssystem beschleunigen. Zugleich wäre die<br />
EU ein Modell und damit Vorbild für andere Länder<br />
oder Ländergruppen, sich in Richtung <strong>eine</strong>r klimaverträglichen<br />
Gesellschaft zu bewegen. Da die Umsetzung<br />
der genannten Maßnahmen in der Verantwortung der<br />
einzelnen Mitgliedstaaten liegt, entstehen k<strong>eine</strong> weitergehenden<br />
Kooperationsanforderungen auf internationaler<br />
Ebene. Dies ist für <strong>eine</strong> wirksame Implementierung<br />
vorteilhaft.<br />
Eine Erhöhung der eigenen Reduktionsziele innerhalb<br />
<strong>eine</strong>s weiterentwickelten Emissionshandelssystems<br />
sieht der WBGU als Mindestvoraussetzung dafür,<br />
dass die EU ihre Glaubwürdigkeit in der internationalen<br />
Klimapolitik wiedererlangt und zu <strong>eine</strong>m aktiven Akteur<br />
der globalen <strong>Transformation</strong> zu <strong>eine</strong>r klimafreundlichen<br />
Gesellschaft wird. Dies kann jedoch nur ein Baustein<br />
ihres Engagements sein und muss durch weitere bi- und<br />
multilaterale Vereinbarungen und Beiträge seitens der<br />
EU ergänzt werden. So sollten sich Deutschland und<br />
die EU dafür einsetzen, dass möglichst viele Länder<br />
Politiken einführen, die zu <strong>eine</strong>m ausreichend hohen<br />
CO 2 -Preis führen. Ein gemeinsames Bekenntnis aller<br />
G20-Staaten zur Notwendigkeit der Einführung von<br />
CO 2 -Preisen in ihren Ländern könnte ein erster Schritt<br />
sein. Ein solches Bekenntnis wäre wichtig, um die<br />
Glaubwürdigkeit der Staaten zu erhöhen, ihre im Rahmen<br />
der UNFCCC abgegebenen unilateralen Angebote<br />
zur Emissionsminderung auch umzusetzen. Für Unternehmen<br />
und Investoren wäre dies ein Signal, dass die<br />
G20-Staaten gewillt sind, bindende Rahmenbedingungen<br />
für <strong>eine</strong> Dekarbonisierung ihrer Energiesysteme zu<br />
schaffen.<br />
7.3.2.2<br />
Mittleres Ambitionsniveau: Verknüpfung von<br />
Emissionshandelssystemen anstreben<br />
Parallel zur innereuropäischen Weiterentwicklung des<br />
EU ETS und <strong>eine</strong>m Bekenntnis aller Hochemissionsländer<br />
zur Einführung von CO 2 -Bepreisung sollten konkrete<br />
Anknüpfungspunkte zur Kooperation mit anderen<br />
Ländern im Rahmen der Einführung und Ausgestaltung<br />
<strong>eine</strong>r CO 2 -Bepreisung gesucht werden.<br />
Eine Möglichkeit dazu bietet das Verknüpfen<br />
(linking) bestehender Emissionshandelssysteme, welches<br />
in verschiedenen Abstufungen bis hin zur Defini-