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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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7 Handlungsempfehlungen<br />

302<br />

solche staatenübergreifende Deckelung (Cap) frühzeitig<br />

einbezogen werden. Dazu könnten beispielsweise<br />

mit den BASIC-Ländern und mit kooperationswilligen<br />

Akteuren unter den Industriestaaten Verhandlungen<br />

über die Aufteilung von Emissionsrechten bei gleichzeitiger<br />

Einführung leistungsfähiger Handelsmechanismen<br />

innerhalb dieser Koalition geführt werden. Die<br />

Ausdehnung von Emissionsbeschränkungen auch auf<br />

Entwicklungs- und Schwellenländer wird allerdings<br />

nur gelingen, wenn die Allokation auf ein gerechtes<br />

Fundament gestellt wird und die entsprechenden Vereinbarungen<br />

auch mit Technologietransfers verknüpft<br />

sind. Der Budgetansatz des WBGU (2009b) liefert im<br />

globalen Maßstab <strong>eine</strong>n Kompass für die Bestimmung<br />

der unter Umweltgesichtspunkten noch zulässigen<br />

Emissionsmengen und sieht <strong>eine</strong> Gleichverteilung der<br />

Emissionsrechte auf Pro-Kopf-Basis vor. Diese Prinzipien<br />

sind auch für <strong>eine</strong> Umsetzungsstrategie im Rahmen<br />

<strong>eine</strong>s subglobalen Emissionshandelssystems auf<br />

Unternehmensebene relevant: Eine gemeinsame Emissionsgrenze<br />

<strong>eine</strong>r Pionierkoalition sollte mit Blick auf<br />

die global noch zulässige Emissionsmenge und dem sich<br />

daraus ergebenden <strong>Transformation</strong>sdruck bestimmt<br />

werden. Eine faire Lastenteilung bei den Dekarbonisierungsanstrengungen<br />

kann dadurch gewährleistet<br />

werden, dass die Auktionserlöse <strong>eine</strong>s gemeinsamen<br />

Emissionshandelssystems auf Unternehmensebene auf<br />

Pro-Kopf-Basis an die beteiligten Staaten fließen. Für<br />

die Umsetzung <strong>eine</strong>s solchen integrierten Systems sollten<br />

innerhalb der Koalition Strukturen geschaffen werden,<br />

die als Prototyp <strong>eine</strong>r künftigen Weltklimabank<br />

(WBGU, 2009b) dienen können.<br />

Eine solche Vorgehensweise ist zu empfehlen,<br />

um trotz der derzeitigen Blockadeposition wichtiger<br />

Akteure bei den internationalen Verhandlungen, allen<br />

voran den USA, insbesondere die großen Schwellenländer<br />

enger einzubinden. In diesen schnell wachsenden<br />

Volkswirtschaften sollten unbedingt Pfadabhängigkeiten<br />

vermieden werden, die durch Fortschreibung <strong>eine</strong>s<br />

kohlenstoffintensiven Entwicklungspfads die globalen<br />

Emissionen auf Jahrzehnte zu hoch ausfallen lassen<br />

würden und signifikante Emissionsrückgänge in<br />

weite Ferne rücken ließen. Außerdem wäre bei späterem<br />

Handeln mit deutlich höheren Kosten der globalen<br />

Dekarbonisierung der Energiesysteme zu rechnen<br />

(Kap. 4.5.1).<br />

Zusätzliche Emissionsminderungen, die durch die<br />

Bildung <strong>eine</strong>r Pionierkoalition zu erreichen wären,<br />

bestimmen sich durch die Anzahl der Partner und die<br />

Festlegung der gemeinsamen Emissionsobergrenze.<br />

Eine Partnerschaft der Europäischen Union etwa mit<br />

Japan, China, Indien und Brasilien würde sich zurzeit<br />

auf rund die Hälfte der globalen CO 2 -Emissionen<br />

beziehen (geschätzt auf Basis von WRI-CAIT, 2011,<br />

ohne Landnutzungsänderungen). Könnten zusätzlich<br />

auch die USA, Russland, Kanada und Australien<br />

in <strong>eine</strong> staatenübergreifende Deckelung eingebunden<br />

werden, wären dadurch etwa drei Viertel der globalen<br />

Emissionen des Jahres 2007 abgedeckt. Eine absolute<br />

Emissionsbegrenzung, die <strong>eine</strong>n nennenswerten Rückgang<br />

der Emissionen der Koalition oder zumindest das<br />

Erreichen des Scheitelpunktes der Emissionen in dieser<br />

Dekade sicherstellte, hätte auch global gesehen die<br />

gewünschte Signalwirkung, da die bevölkerungsreichsten<br />

und am schnellsten wachsenden Schwellenländer in<br />

das System eingebunden wären.<br />

Eine große <strong>Transformation</strong>swirkung kann nur durch<br />

ein sehr hohes Maß an internationaler Kooperation<br />

erzielt werden. Eine globale Bepreisung von CO 2 -<br />

Emissionen herbeizuführen erfordert letztlich <strong>eine</strong><br />

Art „Kooperationsrevolution“ und macht strategisches<br />

Handeln weit über Europa hinaus notwendig. Ohne<br />

<strong>eine</strong> weltweite CO 2 -Bepreisung sind jedoch signifikante<br />

Emissionsminderungen und der notwendige Strukturwandel<br />

auf Dauer nicht zu erreichen.<br />

7.3.3<br />

Bündel 3: Europäisierung der Energiepolitik<br />

ausweiten und vertiefen<br />

7.3.3.1<br />

Gemeinsame Energiepolitik als Chance für Europa<br />

Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels,<br />

<strong>eine</strong>r zunehmenden Abhängigkeit vom Import fossiler<br />

Energieträger sowie steigenden Energiepreisen ist die<br />

Energiewende in der EU dringend erforderlich. Ziel der<br />

Europäisierung der Energiepolitik sollte die Dekarbonisierung<br />

der europäischen Energiesysteme bis Mitte<br />

des Jahrhunderts sein. Dafür empfiehlt der WBGU <strong>eine</strong><br />

konsequente Förderung erneuerbarer Energien, den<br />

koordinierten, raschen Ausbau der Netzinfrastruktur<br />

inklusive Speicher und Netzzugang, <strong>eine</strong> konsequente<br />

EU-Energieaußen- und -Entwicklungspolitik zur Einbindung<br />

Nordafrikas sowie (primär) verfassungsrechtliche<br />

und institutionelle Änderungen für die umfassende<br />

Berücksichtigung von Klimaschutz- und <strong>Transformation</strong>sbelangen<br />

in der EU-Politik.<br />

Eine gemeinsame europäische Energiepolitik hätte<br />

<strong>eine</strong> enorme Symbolwirkung und würde die politische<br />

Kraft Europas zum gemeinsamen Handeln in zentralen<br />

Zukunftsfeldern unterstreichen, die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Union stärken und Ausstrahlungskraft auf<br />

die Weltwirtschaft entfalten. Der EU fehlt derzeit ein<br />

neues Projekt, das s<strong>eine</strong> Bürger überzeugt, motiviert<br />

und begeistert. Heute können energie- und industriepolitische<br />

Initiativen im Bereich erneuerbarer Energien<br />

Impulse für die Vertiefung der Europäischen Union

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