Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Glossar 10<br />
der globalen Finanzkrise der Jahre 2008/2009 konnte<br />
die G20 durch die Einbeziehung der Staats- und Regierungschefs<br />
erheblich an politischem Gewicht gewinnen<br />
und sich auch in anderen Politikfeldern als alternatives<br />
Forum zur → G8/G8+5 etablieren. Die Mitglieder<br />
der G20 sind Argentinien, Australien, Brasilien, China,<br />
Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien,<br />
Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi<br />
Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei und die USA<br />
sowie die Europäische Union.<br />
<strong>Gesellschaftsvertrag</strong><br />
Hypothetisches Konstrukt mit dem in sogenannten<br />
Vertragstheorien staatliche Ordnung begründetet wird.<br />
Nach den Vertretern der klassischen Vertragstheorie<br />
– wie Thomas Hobbes, John Locke oder Jean-Jacques<br />
Rousseau – schließen sich Individuen aus freien Willen<br />
in <strong>eine</strong>m politischen Gemeinwesen zusammen und verpflichten<br />
sich, zum Schutz vor Gewalt und der Abwendung<br />
anderer Übel dessen Regeln zu befolgen und<br />
Pflichten nachzukommen. Die zentrale Idee des vom<br />
WBGU entwickelten neuen Weltgesellschaftsvertrags<br />
ist, dass Individuen und die Zivilgesellschaften, die<br />
Staaten und die Staatengemeinschaft sowie die Wirtschaft<br />
und die Wissenschaft kollektive Verantwortung<br />
für die Vermeidung gefährlichen Klimawandels und<br />
die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen der<br />
Menschheit. Ein zentrales Element in <strong>eine</strong>m solchen<br />
<strong>Gesellschaftsvertrag</strong> ist der → gestaltende Staat.<br />
Gestaltender Staat<br />
Zentrales Element in <strong>eine</strong>m → <strong>Gesellschaftsvertrag</strong><br />
für die vom WBGU skizzierte <strong>Transformation</strong> in <strong>eine</strong><br />
klimaverträgliche Gesellschaft. Er vermittelt zwei<br />
Aspekte, die häufig getrennt oder konträr gedacht werden:<br />
<strong>eine</strong>rseits die Stärkung des Staates, der im politischen<br />
Mehrebenensystem aktiv Prioritäten setzt<br />
und diese (etwa mit Bonus-Malus-Lösungen) deutlich<br />
macht, und andererseits verbesserte Mitsprache-,<br />
Mitbestim mungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten der<br />
Bürgerin nen und Bürger.<br />
Governance<br />
Bezeichnet generell das Steuerungs- und Regelungssystem<br />
<strong>eine</strong>r politischen Einheit. Das Konzept ist in<br />
Abgrenzung zum Begriff Government (Regierung) entstanden<br />
und soll ausdrücken, dass politische Steuerung<br />
nicht nur hierarchisch vom Staat, sondern auch<br />
von privaten Akteuren wie Verbänden wahrgenommen<br />
wird. Governance-Kapazitäten bezeichnen die<br />
Befähigung zur Governance durch funktionsfähige<br />
Steuerungs institutionen und Regelungssysteme.<br />
Global Governance<br />
Für das Konzept Global Governance gibt es k<strong>eine</strong> einvernehmliche<br />
Definition; teils wird der Begriff normativ,<br />
teils analytisch gebraucht. Im Allgem<strong>eine</strong>n wird<br />
damit die Vertiefung der internationalen Kooperation<br />
und die Schaffung und Stärkung multilateraler Regelwerke<br />
zur Bewältigung globaler Herausforderungen<br />
umschrieben. Global Governance beschreibt insbesondere<br />
das Zusammenwirken staatlicher und nicht staatlicher<br />
Akteure von der lokalen bis zur globalen Ebene.<br />
Der Begriff Global-Governance-Architektur bezieht<br />
sich auf <strong>eine</strong> entsprechende multilaterale internationale<br />
Ordnung. Als deutsche Übersetzungen gelten etwa<br />
Weltordnungspolitik oder globale Strukturpolitik.<br />
Green Growth<br />
→ Grünes Wachstum<br />
Große <strong>Transformation</strong><br />
Das Konzept <strong>eine</strong>r „großen <strong>Transformation</strong>“ wurde<br />
1944 durch den ungarischen Ökonom Karl Polanyi in<br />
s<strong>eine</strong>r gleichnamigen Analyse der Industriellen Revolution<br />
geprägt. Es analysiert den umfassenden systemischen<br />
Wandel nationaler Ökonomien in Wechselwirkung<br />
mit den Strukturen der Weltwirtschaft. In Anlehnung<br />
an Polanyis <strong>Transformation</strong>sverständnis definiert<br />
der WBGU <strong>eine</strong> die → planetarische Leitplanken<br />
berücksichtigende Große <strong>Transformation</strong> als umfassenden<br />
Wandel, der <strong>eine</strong>n Umbau der nationalen Ökonomien<br />
und der Weltwirtschaft innerhalb dieser Leitplanken<br />
vorsieht, um irreversible Schädigungen des Erdsystems<br />
sowie von Ökosystemen und deren Auswirkungen<br />
auf die Menschheit zu vermeiden.<br />
Grünes Wachstum (Green Growth)<br />
Wirtschaftswachstum, das mit dem Erhalt der natürlichen<br />
Ressourcen vereinbar ist, indem die Produktionsfaktoren<br />
<strong>eine</strong>r Volkswirtschaft (Boden, Arbeit,<br />
Kapital) zunehmend in den Bereich umweltfreundlicher<br />
Produktionsweisen gelenkt werden. Ziel ist <strong>eine</strong><br />
möglichst vollständige Entkopplung des Wirtschaftswachstums<br />
von Emissionen und Ressourcenverbrauch,<br />
vor allem durch die Förderung technologischer Innovationen.<br />
Durch <strong>eine</strong> Erhöhung der Ressourceneffizienz<br />
und die Schließung von Stoffkreisläufen wird angestrebt,<br />
die Ressourcenentnahme langfristig zu minimieren.<br />
Grünes Wachstum ist dann erreicht, wenn bei positivem<br />
Wirtschaftswachstum Umweltbelastungen und<br />
Ressourcenentnahme stagnieren oder sogar rückläufig<br />
werden.<br />
Hochleistungsnetz (Super-Grid)<br />
Energieinfrastruktur für den Transport von Strom über<br />
weite Distanzen (häufig transkontinentale Netze). Mit<br />
417