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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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7 Handlungsempfehlungen<br />

318<br />

ment of Agricultural Knowledge, Science and Technology<br />

for Development; IAASTD, 2009) war ein<br />

wichtiger Schritt auf dem Weg, gemeinsam mit den<br />

verschiedenen Akteuren und ihren extrem divergierenden<br />

Interessen zumindest für die Landwirtschaft<br />

<strong>eine</strong>n solchen Konsens zu erarbeiten. Weil ein übergreifender<br />

Konsens unter Einbeziehung aller großen<br />

multinationalen Agrarkonzerne und wichtiger<br />

Schlüsselstaaten in diesem ersten Schritt nicht<br />

erreicht werden konnte, sollte die Arbeit fortgesetzt<br />

werden. Im Sektor Forstwirtschaft besteht Einigung<br />

über die Notwendigkeit des Stopps der Emissionen<br />

aus Entwaldung, aber darüber hinaus fehlen entsprechende<br />

internationale Bemühungen für <strong>eine</strong><br />

Konsensbildung. Die Kommission sollte nach dem<br />

Vorbild von IPCC (Intergovernmental Panel on Climate<br />

Change) und IPBES (Intergovernmental Science-Policy<br />

Platform on Biodiversity and Ecosystem<br />

Services) <strong>eine</strong> integrierte Begutachtung des wissenschaftlichen<br />

Sachstands zur globalen Landnutzung<br />

anstoßen, die global und übergreifend alle Sektoren<br />

der Landnutzung sowie die Kette der Produkte<br />

aus der Landnutzung bis hin zum Produkt bzw. zur<br />

Nutzung in den Blick nimmt.<br />

2. Zielsetzung und Initiativen für klimafreundliche<br />

Ernährung: Der WBGU empfiehlt als internationales<br />

Ziel, den globalen durchschnittlichen Pro-Kopf-<br />

Verbrauch emissionsintensiver Nahrungsmittel zu<br />

verringern, um den Trend zu zunehmenden Flächenkonkurrenzen<br />

abzumildern. Dafür ist in den<br />

Industrieländern <strong>eine</strong> Reduktion des Konsums tierischer<br />

Produkte erforderlich. Gleichzeitig sollte<br />

der rapide Anstieg in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

gedämpft werden (Kap. 4). Dazu sollte<br />

die Kommission z. B. im Umfeld der UN-Organisationen<br />

Initiativen anstoßen, so dass <strong>eine</strong> internationale<br />

Zusammenarbeit und Zielsetzung zur Flächeninanspruchnahme<br />

für den Pro-Kopf-Verbrauch von<br />

Nahrungsmitteln zustande kommt. Des Weiteren<br />

empfiehlt der WBGU die Zielsetzung, die Verluste<br />

von Agrargütern vom Acker bis zum Konsumenten<br />

bis 2050 zu halbieren.<br />

3. Erarbeitung <strong>eine</strong>s Mindeststandards für alle Produkte<br />

aus Biomasse: Die Kommission sollte mittelfristig<br />

<strong>eine</strong>n globalen Biomassestandard erarbeiten,<br />

der die Produktion aller Biomassearten für<br />

verschiedenste Nutzungen (Nahrungs- und Futtermittel,<br />

energetische und stoffliche Nutzung) länder-<br />

und sektorübergreifend regelt (WBGU, 2009a).<br />

4. Prüfung von Optionen für ein globales Flächenmanagement:<br />

Angesichts der genannten Herausforderungen<br />

an die globale Landnutzung (Kap. 1.2.5)<br />

stellt sich die Frage, ob nicht die globalen Muster<br />

der Landnutzung mittelfristig fundamental verändert<br />

werden müssen. In <strong>eine</strong>r „optimalen“ Landnutzung<br />

würde je nach den regionalen edaphischen<br />

Gegebenheiten die dafür am besten geeignete Forstbzw.<br />

Agrarproduktion bevorzugt (Schellnhuber und<br />

Huber, 2010). So würde z. B. die Produktion von<br />

Nahrungsmitteln auf die vergleichsweise seltenen<br />

Gunstböden konzentriert. Voraussetzungen für ein<br />

solches System wären allerdings u. a. ein Weltagrarhandel<br />

ohne Verzerrungen und <strong>eine</strong> globale Honorierung<br />

signifikanter Ökosystemleistungen, etwa<br />

für biologische Vielfalt natürlicher Ökosysteme.<br />

Ideen für ein entsprechendes globales Flächenmanagement<br />

sowie die dafür notwendigen Rahmenbedingungen<br />

und Instrumente sollten von der Kommission<br />

geprüft werden.<br />

7.3.7.2<br />

Nachhaltige Waldwirtschaft und Vermeidung von<br />

Emissionen aus Entwaldung und zerstörerischer<br />

Waldnutzung<br />

Der größte Emissionsfaktor im <strong>Transformation</strong>sfeld<br />

Landnutzung ist die Landkonversion, vor allem die<br />

Umwandlung von Wäldern und anderen natürlichen<br />

Ökosystemen in landwirtschaftliche Flächen. Daher<br />

ist der Stopp der Entwaldung ein vordringliches Ziel.<br />

Die globale Entwaldungsrate bleibt auf <strong>eine</strong>m hohen<br />

Niveau und der Kohlenstoffspeicher Wald nimmt weiter<br />

ab (Kap. 1.2.5). Finanzielle Anreize (national und<br />

international) um die Waldfläche zu vergrößern, Entwaldung<br />

und zerstörerische Waldnutzung zu stoppen<br />

sowie Wälder und Moore zu erhalten und nachhaltig<br />

zu bewirtschaften, stellen für die <strong>Transformation</strong> daher<br />

<strong>eine</strong>n wichtigen Hebel dar.<br />

Niedriges Ambitionsniveau: Nachhaltige<br />

Waldwirtschaft ausweiten<br />

Der Waldschutz und <strong>eine</strong> nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

nehmen <strong>eine</strong> entscheidende Rolle für die<br />

Bindung und Speicherung von CO 2 sowie für den Aufbau<br />

von Senken ein. In der Waldwirtschaft ist aber <strong>eine</strong><br />

rein klimaschutzgetriebene <strong>Transformation</strong> nicht sinnvoll.<br />

Der WBGU empfiehlt Ökosystemleistungen insgesamt<br />

stärker in den Fokus zu rücken, denn auch die<br />

Bereitstellung von z. B. Wasserschutz und Bodenqualität<br />

sind entscheidend für die <strong>Transformation</strong>. Dafür<br />

sollten die Anreize und Honorierungssysteme für Ökosystemleistungen<br />

weiterentwickelt und umgesetzt werden.<br />

Der WBGU empfiehlt, die Bindung und Speicherung<br />

von CO 2 zusammen mit anderen wichtigen Ökosystemleistungen<br />

stärker in den jeweiligen nationalen<br />

und internationalen Waldstrategien und -programmen<br />

der einzelnen Länder zu berücksichtigten. Dies gilt beispielsweise<br />

auch für die gerade entstehende Waldstrategie<br />

2020 der Bundesregierung. Die nationalen Ver-

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