Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4 Technische und wirtschaftliche Machbarkeit<br />
182<br />
Derartige Dienstleistungen bzw. integrierte Produkt-Service-Systeme<br />
sollten im Zuge der <strong>Transformation</strong><br />
verstärkt bekannt gemacht und gefördert werden,<br />
beispielsweise auch durch steuerliche Begünstigung.<br />
Für die breite Nutzung solcher ergebnis- statt<br />
konsum gutorientierten Geschäftsmodelle bei potenziellen<br />
Nutzern ist sowohl bei Privatkunden als auch<br />
in der Geschäftswelt ein grundlegender Wertewandel<br />
notwendig (u. a. in Bezug auf den Statuswert von<br />
Konsumgütern).<br />
Genossenschaftliche Finanzierungsmodelle<br />
Ein weiteres wichtiges Geschäfts- und Finanzierungsmodell<br />
für die <strong>Transformation</strong> ist die genossenschaftliche<br />
Finanzierung. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
wurden Genossenschaften für die Elektrifizierung<br />
des ländlichen Raums gegründet (Holstenkamp<br />
und Ulbrich, 2010). Die Genossenschaft ist <strong>eine</strong> Gesellschaft,<br />
die dem Erwerb oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder<br />
durch den gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb<br />
dient. In Genossenschaften sind die Mitglieder gleichberechtigt<br />
und die Selbstverwaltung ist unabhängig<br />
von der Höhe der Kapitalbeteiligung, d. h. jedes Mitglied<br />
hat <strong>eine</strong> Stimme. Genossenschaften sind in der<br />
Regel Wertegemeinschaften, die nicht gewinnorientiert<br />
arbeiten, sondern sich als Selbsthilfeorganisation ihrer<br />
Mitglieder verstehen. Genossenschaften als solidarisches<br />
Unternehmen sind weltweit verbreitet und werden<br />
von der International Co-operative Alliance (ICA)<br />
vertreten (UN, 2009b).<br />
In Deutschland haben sich in den letzten Jahren verstärkt<br />
Energiegenossenschaften für erneuerbare Energien<br />
gegründet. Meist handelt es sich dabei um Photovoltaikanlagen<br />
(Holstenkamp und Ulbrich, 2010), die<br />
z. B. auf öffentlichen Gebäuden wie Schulen installiert<br />
werden. Die Finanzierung erfolgt über Eigenkapital und<br />
Fremdkapital, zu dem die Genossenschaft eher Zugang<br />
hat als Privatpersonen. In vielen Fällen beteiligen sich<br />
auch Genossenschaftsbanken an den Energiegenossenschaften.<br />
Über die Einspeisevergütung nach dem EEG<br />
können sich solche gemeinschaftlichen Investitionen in<br />
erneuerbare Energien refinanzieren (Holstenkamp und<br />
Ulbrich, 2010).<br />
Energiegenossenschaften stellen dadurch auch ein<br />
Modell für Entwicklungsländer für die Elektrifizierung<br />
des ländlichen Raums mit Hilfe erneuerbarer Energien<br />
dar.<br />
4.5.3<br />
Zwischenfazit<br />
Die Höhe der notwendigen Investitionen ist zumindest<br />
in ihrer Größenordnung bekannt und <strong>eine</strong> beachtliche<br />
Höhe an Investitionen im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien und der Energieeffizienz wurde bereits<br />
erreicht. Die weitere Mobilisierung von finanziellen<br />
Mitteln für die <strong>Transformation</strong> der Energiesysteme<br />
setzt jedoch voraus, dass sich die Rahmenbedingungen<br />
für private Investoren für Investitionen in klimaverträgliche<br />
Technologien deutlich verbessern. Dies erfordert<br />
insbesondere ein klares Bekenntnis der Regierungen<br />
zum Umbau des Energiesystems sowie die Umsetzung<br />
dieses Bekenntnisses in konkrete Rahmenbedingungen,<br />
die privaten Geldgebern Investitionssicherheit<br />
verschaffen (Kap. 5).<br />
4.6<br />
Folgerungen: Zentrale Elemente und<br />
Rahmenbedingungen der <strong>Transformation</strong><br />
Die vorangehende Analyse zeigt, dass <strong>eine</strong> <strong>Transformation</strong><br />
in Richtung <strong>eine</strong>r klimaverträglichen Weltwirtschaft<br />
technisch möglich und wirtschaftlich zu leisten<br />
ist. Das zentrale Element der <strong>Transformation</strong> ist<br />
<strong>eine</strong> globale Energiewende, diese muss allerdings global<br />
stattfindende Entwicklungsdynamiken mitberücksichtigen.<br />
Rund 3 Mrd. Menschen sind noch immer<br />
von <strong>eine</strong>r existenziellen Grundversorgung mit modernen<br />
Energiedienstleistungen ausgeschlossen, vor allem<br />
in den Bereichen Kochen, Heizen und Beleuchtung.<br />
Gleichzeitig beruht die weltweite Energieversorgung<br />
noch zu über 80 % auf umwelt- und klimaschädlichen<br />
fossilen Energieträgern. Die Herausforderung besteht<br />
darin, den bisher ausgeschlossenen Menschen Zugang<br />
zu sauberen und sicheren Energiedienstleistungen zu<br />
gewährleisten und gleichzeitig CO 2 -Emissionen aus der<br />
Nutzung fossiler Energieträger rasch und drastisch zu<br />
reduzieren.<br />
Die langfristigen volkswirtschaftlichen Kosten <strong>eine</strong>r<br />
globalen Dekarbonisierung der Energiesysteme liegen<br />
bei wenigen Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts<br />
(BIP). Für den Erfolg der <strong>Transformation</strong> ist<br />
<strong>eine</strong> stark beschleunigte Senkung der CO 2 -Intensität<br />
der globalen Wirtschaftsleistung unverzichtbar. Um bei<br />
<strong>eine</strong>m Wirtschaftswachstum von 2–3 % <strong>eine</strong>n Emissionspfad<br />
einzuschlagen, bei dem bis 2050 nicht mehr als<br />
750 Mrd. t CO 2 aus fossilen Quellen emittiert werden,<br />
müsste die CO 2 -Intensität der globalen Wirtschaftsleistung<br />
in den nächsten Jahren mindestens doppelt so<br />
schnell sinken wie in der Vergangenheit.<br />
Das Technologieportfolio für <strong>eine</strong> derart ambitionierte<br />
Dekarbonisierung der Energiesysteme unterscheidet<br />
sich in den Analysen erheblich, es gibt k<strong>eine</strong>swegs<br />
nur <strong>eine</strong> einzige Möglichkeit der <strong>Transformation</strong><br />
der Energiesysteme in Richtung Klimaschutz. Der<br />
konkrete Energiepfad wird, abhängig von politischen,<br />
technologischen und kulturellen Umständen und Prä-