Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
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Politische Instrumente zur Steuerung der <strong>Transformation</strong> 5.2<br />
klimaverträgliche Technologien sollte zusätzlich durch<br />
ein langfristig stabiles regulatorisches Umfeld sichergestellt<br />
werden. Neben der Einführung <strong>eine</strong>s CO 2 -Preissignals<br />
erhöhen technologiespezifische Förderungen<br />
die Renditen der Investitionen in klimaverträgliche<br />
Technologien und minimieren deren Risiken (Kasten<br />
5.2-4). Um insbesondere Investitionen in erneuerbare<br />
Energien attraktiv zu machen, hat sich in der Vergangenheit<br />
<strong>eine</strong> gezielte Förderung erneuerbarer Energien<br />
zur Markteinführung in Form <strong>eine</strong>r Einspeisevergütung<br />
(feed-in tariff, FiT) als sehr effektiv erwiesen<br />
(Kasten 5.2-4).<br />
Regulierungen des Marktzugangs, der Preise, der<br />
Qualität, natürlicher Monopole oder der Kontrahierungszwang<br />
bei der Daseinsvorsorge lenken die Entscheidungen<br />
der Marktakteure. Beispielsweise hat das<br />
Erneuerbare Energiengesetz (EEG) mit dem Abnahmezwang<br />
für erneuerbare Energien den großskaligen<br />
Marktzugang erst ermöglicht. Mit der Liberalisierung<br />
der Energiemärkte sind die Produktion, der Handel und<br />
die Verteilung an den Endkunden heute dem Wettbewerb<br />
freigegeben. Allerdings unterliegen die leitungsgebundenen<br />
Netze im Elektrizitäts- und Gasmarkt weiterhin<br />
der Regulierung.<br />
Bislang unterliegen die Netzbetreiber beispielsweise<br />
in Deutschland der Anreizregulierung, um über<br />
<strong>eine</strong> Erlösobergrenze für die Dauer <strong>eine</strong>r Regulierungsperiode<br />
Anreize zur kosteneffizienten Produktion zu<br />
setzen. Somit erhalten effiziente Unternehmen <strong>eine</strong><br />
höhere Kapitalverzinsung. Damit werden die Netzentgelte<br />
für die Durchleitung niedrig gehalten. Allerdings<br />
besteht bei der Anreizregulierung die Gefahr, dass die<br />
Netzbetreiber nicht genügend Anreize für den Netzausbau<br />
und die Qualitätssicherung der Netze haben. Deshalb<br />
gibt es zusätzlich die Verpflichtung, Ersatz- und<br />
Erweiterungsinvestitionspläne zu erstellen und die<br />
dazu gehörigen Investitionsbudgets von der Regulierungsbehörde<br />
genehmigen zu lassen (Monopolkommission,<br />
2009).<br />
Aufgrund mangelnder Investitionen gibt es Überlegungen<br />
das Regulierungsdesign zu verändern<br />
(von Hirschhausen et al., 2010; Helm, 2009). Neben<br />
betriebswirtschaftlichen Effizienzaspekten sollten auch<br />
langfristige Ziele zum Aufbau <strong>eine</strong>r nachhaltigen Infrastruktur<br />
als Regulierungsziel berücksichtigt werden.<br />
Zu <strong>eine</strong>r kalkulatorischen Verzinsung des Eigenkapitals<br />
als Anreiz für Netzinvestitionen könnten dann auch<br />
wettbewerbliche Ausschreibungen von Netzbaumaßnahmen<br />
treten. Über das Marktdesign kann der Staat<br />
Anreize für den systemischen Umbau der <strong>Transformation</strong>sfelder<br />
setzen.<br />
Verhaltensänderungen bei Konsumentinnen und<br />
Konsumenten, z. B. beim Einkauf von Lebensmitteln<br />
oder auch von Holzprodukten, z. B. Möbeln, können weiter<br />
durch Informationsmaßnahmen, wie Produktkennzeichnung<br />
(Labelling), Produktstandards und gezielte<br />
Kommunikationspolitik (u. a. Informationskampagnen)<br />
unterstützt werden. Dies betrifft den Bereich energieeffizienter<br />
Geräte, aber auch den Bereich Ernährung.<br />
Beispielsweise können CO 2 -Produktkennzeichnungen<br />
an Lebensmitteln oder Kampagnen zu fleischarmer<br />
Ernährung sowie zum Kauf regionaler und saisonaler<br />
Produkte Verhaltensänderungen bewirken. Im Bereich<br />
der Mobilität können beispielsweise Kampagnen für<br />
neue Dienstleistungen wie Car Sharing klimafreundliche<br />
Verhaltensweisen fördern (Kap. 4.3).<br />
Konsumentenentscheidungen können außerdem<br />
durch die Vorgabe von sogenannten „Default“-Optionen<br />
(Vorgabeoptionen) in Richtung Nachhaltigkeit<br />
gelenkt werden. Will man diejenigen Barrieren für Verhaltensänderungen<br />
überwinden, die nicht aus Mangel<br />
an Umweltpräferenzen, sondern aus fehlender Langfristorientierung,<br />
Verlustaversion oder Bequemlichkeit<br />
resultieren (Kap. 2.4), besteht u. a. die Möglichkeit,<br />
sogenannte „Nudges“ (sanfte Schubser) zu geben.<br />
Dies wird auch als Strategie des sogenannten „libertären<br />
Paternalismus“ bezeichnet (Thaler und Sunstein,<br />
2008). Zu den prominenten Beispielen solcher sanften<br />
Schubser zählen Vorgabeoptionen (Default-Optionen),<br />
die auch von <strong>eine</strong>m Großteil der Konsumenten bei<br />
bewusster Abwägung aller Argumente bevorzugt würden,<br />
aber aufgrund der eben genannten Barrieren sowie<br />
mangels Information nicht gewählt werden. Zugleich<br />
wird stets die Option offen gehalten, <strong>eine</strong> andere Alternative<br />
zu wählen (opt-out). Beim zeitlichen Auseinanderfallen<br />
von Kosten und Nutzen <strong>eine</strong>r Handlung können<br />
sanfte Schubser für Individuen hilfreich sein, ihre<br />
Entscheidungen so zu treffen, dass sie ihren Nutzen<br />
langfristig optimieren (Kasten 5.2-5).<br />
5.2.3.3<br />
Angebot öffentlicher Güter<br />
Für öffentliche Güter wie Ökosystemleistungen oder<br />
technische und soziale Infrastrukturen, die für <strong>eine</strong> klimaverträgliche<br />
Wirtschaft wichtig sind, bieten sich verschiedene<br />
politische Instrumente an.<br />
In allen <strong>Transformation</strong>sfeldern (Energie, Urbanisierung,<br />
Landnutzung) besteht das Problem, wie langfristig<br />
räumlichen Anforderungen auf unterschiedlichen<br />
Ebenen (Kommune, Bundesland bzw. -staat, Nationalstaat,<br />
länderübergreifend) entsprochen werden kann.<br />
Die notwendigen Infrastrukturveränderungen und <strong>eine</strong><br />
klimaverträgliche Landnutzung erfordern es, unterschiedliche<br />
Interessen (Mobilität, Versorgung, wirtschaftliche<br />
Entwicklung, Bevölkerungsentwicklung,<br />
Naturschutz) zu koordinieren, Konflikte auszugleichen<br />
sowie Vorsorge für Raumfunktion und Raumnutzung<br />
zu treffen. Hoheitliche Planung ermöglicht als Koor-<br />
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