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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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7 Handlungsempfehlungen<br />

324<br />

werden. Zur Unterstützung des Netzausbaus ist <strong>eine</strong><br />

Netzregulierung einzuführen, die neben betriebswirtschaftlichen<br />

Effizienzaspekten auch langfristige Ziele<br />

zum Aufbau <strong>eine</strong>r nachhaltigen Infrastruktur als Regulierungsziel<br />

berücksichtigt.<br />

Glaubhafte und langfristige Setzung von<br />

Rahmenbedingungen durch internationale<br />

Abkommen anstreben<br />

Transformative Veränderungen in der nötigen Größenordnung<br />

sind vor allem dann zu erwarten, wenn<br />

diese Rahmenbedingungen auf globaler Ebene in der<br />

Form internationaler Abkommen glaubhaft und langfristig<br />

festgeschrieben werden, d. h. wenn CO 2 -Emissionen<br />

weltweit <strong>eine</strong>n angemessenen Preis erhalten, alle<br />

Subventionen für fossile Energieträger abgebaut und<br />

erneuerbare Energien systematisch gefördert werden<br />

(Kap. 7.3.2, 7.3.4.). Weltweit stabile Rahmenbedingungen<br />

für die Dekarbonisierung würden zusätzliches<br />

Kapital in nachhaltige Investitionen lenken. Durch ein<br />

System der globalen Emissionsbegrenzung, d. h. durch<br />

die Einbindung von Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

in ein verbindliches Emissionsminderungsregime<br />

auf UN-Ebene (Kap. 7.3.10), umgesetzt beispielsweise<br />

durch staatenübergreifende Emissionshandelssysteme<br />

auf Unternehmensebene mit gemeinsamen<br />

Obergrenzen (Kap. 7.3.2), könnte aus Sicht des WBGU<br />

die stärkste <strong>Transformation</strong>swirkung erzielt werden. In<br />

<strong>eine</strong>m solchen System werden transformative Investitionen<br />

auf zweierlei Weise begünstigt: Einerseits wird<br />

durch die Mengenbegrenzung <strong>eine</strong> starke Lenkungswirkung<br />

für Investitionen in klimaverträgliche Technologien<br />

und Produkte erzielt. Andererseits würden bei<br />

<strong>eine</strong>r fairen Lastenteilung zwischen Industrie- sowie<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern zusätzlich auch<br />

signifikante Finanztransfers in die Entwicklungsregionen<br />

ausgelöst, die zur Finanzierung transformativer<br />

Investitionen oder zur Bereitstellung staatlicher<br />

Finanzierungsmechanismen verwendet werden könnten<br />

(Säule 2).<br />

7.3.8.2<br />

Säule 2: Neue Finanzierungsquellen auf<br />

Staatenebene erschließen<br />

Insbesondere Infrastrukturinvestitionen, wie z. B. in<br />

Übertragungsnetze und Speicher, haben den Charakter<br />

öffentlicher Güter und müssen zu großen Teilen von<br />

staatlicher Seite getragen werden. Damit die Finanzierung<br />

staatlicher Investitionen in Infrastruktur gewährleistet<br />

werden kann und damit Mittel zur Unterstützung<br />

der Dekarbonisierung der Energiesysteme in Entwicklungsländern<br />

sowie von privaten Investitionsprojekten<br />

verfügbar sind, müssen alle Staaten verschiedene<br />

neue Möglichkeiten zur Generierung zusätzlicher Mittel<br />

in Erwägung ziehen. Während in Industrieländern<br />

<strong>eine</strong>rseits durch die Bepreisung von CO 2 und andererseits<br />

durch weitere Steuern neue Mittel generiert werden<br />

können, sind für Entwicklungsländer zumindest<br />

vorübergehend vor allem auch Finanztransfers aus biund<br />

multilateralen Fonds, z. B. im Rahmen der UNFCCC,<br />

relevant. Die <strong>Transformation</strong>swirkung hängt jeweils<br />

von der Höhe der zu erzielenden Einnahmen und ihrer<br />

Verwendung ab.<br />

Eine niedrige <strong>Transformation</strong>swirkung dürfte aus<br />

Einnahmen aus <strong>eine</strong>r geringfügigen CO 2 -Bepreisung in<br />

Industrieländern wie derzeit im EU ETS sowie aus <strong>eine</strong>r<br />

marginalen Aufstockung bestehender Mittel in den biund<br />

multilateralen Fonds für Entwicklungsländer erfolgen.<br />

Werden jedoch die Einnahmen aus <strong>eine</strong>r angemessenen<br />

CO 2 -Besteuerung in möglichst vielen Ländern –<br />

auch auf den internationalen Flug- und Schiffsverkehr<br />

– oder die Erlöse aus der Auktionierung von Emissionszertifikaten<br />

in <strong>eine</strong>m anspruchsvollen Emissionshandelssystem<br />

mit weiteren Einnahmequellen (z. B. <strong>eine</strong>r<br />

moderaten Finanzmarkttransaktionssteuer) kombiniert<br />

und gleichzeitig die Subventionen für fossile Energieträger<br />

sowie die Agrarsubventionen abgebaut, können<br />

die verfügbaren Mittel die für die <strong>Transformation</strong> notwendige<br />

Höhe erreichen (Kap. 4.5.2).<br />

CO 2 -Bepreisung als Quelle zur Finanzierung der<br />

<strong>Transformation</strong> nutzen<br />

Die Bepreisung von CO 2 , entweder in Form <strong>eine</strong>r CO 2 -<br />

Steuer oder <strong>eine</strong>s Zertifikatehandelssystems, kann auf<br />

nationaler Ebene zur Generierung erheblicher finanzieller<br />

Mittel führen und stellt damit aus Sicht des<br />

WBGU <strong>eine</strong> der wichtigsten neuen Finanzierungsquellen<br />

dar. Gemäß Schätzungen der High-Level Advisory<br />

Group on Climate Change Financing (AGF) des UN-<br />

Generalsekretärs könnte die Einführung von Mechanismen<br />

zur Bepreisung von CO 2 in den Industrieländern<br />

bei <strong>eine</strong>m Preis von 20–25 US-$ pro t CO 2 eq ab<br />

dem Jahr 2020 jährliche Einnahmen in Höhe von insgesamt<br />

300 Mrd. US-$ generieren. Geht man von künftig<br />

ansteigenden CO 2 -Preisen und entsprechend strikteren<br />

Emissionsobergrenzen aus, könnten nach Einschätzung<br />

des WBGU bis etwa 2030/2040 auch deutlich höhere<br />

Beträge damit erzielt werden. Gegen Mitte des Jahrhunderts<br />

ist jedoch mit <strong>eine</strong>m Rückgang der Erlöse zu<br />

rechnen, da bis dahin die Emissionen stark gesunken<br />

sein müssten, so dass sich die Steuerbasis bzw. die Zertifikatsmenge<br />

stark reduzieren würde. Die Erlöse aus<br />

der CO 2 -Bepreisung sollten teils zur Finanzierung nationaler<br />

Investitionen in die <strong>Transformation</strong> verwendet,<br />

teils aber auch für Finanztransfers an Entwicklungsländer<br />

reserviert werden. Nationale Systeme zur Bepreisung<br />

von CO 2 sollten weltweit eingeführt werden. In<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern könnten Ansätze

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