20.01.2015 Aufrufe

Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zehn Maßnahmenbündel mit großer strategischer Hebelwirkung 7.3<br />

Kasten 7.3-1<br />

<strong>Transformation</strong> der Energienutzung I:<br />

Dekarbonisierung der Energiesysteme<br />

Der zentrale Ansatzpunkt für die <strong>Transformation</strong> zur klimaverträglichen<br />

Gesellschaft ist die Reduktion der CO 2 -Emissionen<br />

aus der Nutzung fossiler Energieträger. Verschiedene Analysen<br />

zeigen, dass <strong>eine</strong> globale Dekarbonisierung der Energiesysteme<br />

technisch und wirtschaftlich möglich ist (Kap. 4).<br />

Die langfristigen volkswirtschaftlichen Kosten <strong>eine</strong>r solchen<br />

<strong>Transformation</strong> liegen bei wenigen Prozent des globalen BIP.<br />

Für den Erfolg der <strong>Transformation</strong> ist <strong>eine</strong> stark beschleunigte<br />

Senkung der CO 2 -Intensität der globalen Wirtschaftsleistung<br />

unbedingt notwendig. Um bei <strong>eine</strong>m Wirtschaftswachstum<br />

von 2–3 % <strong>eine</strong>n Emissionspfad einzuschlagen, bei dem bis<br />

2050 nicht mehr als 750 Mrd. t CO 2 aus fossilen Quellen emittiert<br />

werden, müsste die CO 2 -Intensität der globalen Wirtschaftsleistung<br />

in den nächsten Jahren mindestens doppelt<br />

so schnell sinken wie in der Vergangenheit.<br />

Das Technologieportfolio für die Dekarbonisierung der<br />

Energiesysteme unterscheidet sich in den Analysen erheblich,<br />

es gibt also nicht nur <strong>eine</strong> einzige Möglichkeit der <strong>Transformation</strong><br />

der Energiesysteme in Richtung Klimaschutz. Der<br />

konkrete Energiepfad wird, abhängig von politischen, technologischen<br />

und kulturellen Umständen und Präferenzen<br />

sowie den geographischen Besonderheiten, zwischen Staaten<br />

und Regionen unterschiedlich verlaufen. Insbesondere<br />

die Nutzung von Kernenergie und die Bedeutung von CCS<br />

(Carbon Dioxide Capture and Storage) könnten sich regional<br />

und national vor allem durch politische Entscheidungen sehr<br />

unterschiedlich entwickeln. Der WBGU rät von der Kernenergienutzung<br />

ab, insbesondere wegen des Risikos schwerster<br />

Schadensfälle, der ungeklärten Endlagerungsproblematik und<br />

dem Risiko unkontrollierter Proliferation. CCS ist <strong>eine</strong> notwendige<br />

Vermeidungsoption für Länder, die weiterhin fossile<br />

Energien einsetzen wollen, wenn die Klimaschutzleitplanke<br />

von 2 °C eingehalten werden soll. CCS in Verbindung mit<br />

Bioenergienutzung könnte zudem später <strong>eine</strong> Rolle spielen,<br />

um der Atmosphäre aktiv CO 2 zu entziehen. Der WBGU konzentriert<br />

sich in s<strong>eine</strong>n Empfehlungen jedoch auf Entwicklungspfade,<br />

die diesen beiden Technologien nur <strong>eine</strong> geringe<br />

Rolle zumessen. Vielmehr empfiehlt er <strong>eine</strong> Strategie, die primär<br />

auf den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien<br />

setzt, mit dem perspektivischen Ziel <strong>eine</strong>r Vollversorgung mit<br />

erneuerbaren Energien.<br />

Ein Blick auf transformative Szenarien (Kap. 4) legt aus<br />

Sicht des WBGU nahe, dass die globale Endenergienachfrage<br />

bis 2050 auf nicht mehr als 400–500 EJ pro Jahr steigen<br />

sollte, wenn die <strong>Transformation</strong> gelingen soll. Die globale<br />

Endenergienachfrage liegt derzeit bei ca. 350 EJ pro Jahr.<br />

Ohne politische Richtungsänderung könnte sich die Endenergienachfrage<br />

mehr als verdoppeln. Die Begrenzung der<br />

Endenergienachfrage ist daher insbesondere in Industrieländern<br />

sowie in den schnell wachsenden Schwellenländern <strong>eine</strong><br />

große Herausforderung und entsprechende Strategien sind<br />

von hoher Bedeutung.<br />

Neben der Dekarbonisierung ist das zweite Ziel <strong>eine</strong>s<br />

Umbaus der Energiesysteme, die Energiearmut zu überwinden<br />

(Kasten 7.3-2).<br />

setzen, ähnlich wie die Europäische Gemeinschaft für<br />

Kohle und Stahl (Montanunion) auf Grundlage fossiler<br />

Energien politische Identität begründet hat. Eine<br />

gemeinsame europäische Energiepolitik könnte den<br />

Weg in ein neues Zeitalter der Energieversorgung weisen<br />

und die Machbarkeit <strong>eine</strong>r kontinentweiten nachhaltigen<br />

Energieversorgung weltweit demonstrieren.<br />

Momentan werden wichtige Weichen für die Weiterentwicklung<br />

des europäischen Energiemarktes und insbesondere<br />

für die Regulierung des Netzzugangs gestellt<br />

(Entwurf des vierten Energiebinnenmarktpakets). Es<br />

gilt, diese Entwicklungen in Richtung <strong>eine</strong>r Dekarbonisierung<br />

der Energieversorgung auf Basis erneuerbarer<br />

Energien voranzutreiben.<br />

7.3.3.2<br />

Niedriges Ambitionsniveau: Stärkung der<br />

Zielsetzung Klimaschutz und Fortschreibung<br />

bestehender energiepolitischer Maßnahmen<br />

Mit den bestehenden energiepolitischen Ansätzen hat<br />

die EU bereits den Grundstein für die Dekarbonisierung<br />

des europäischen Energiesystems gelegt. Die Klimaschutzziele<br />

des EU-Klima- und -Energiepakets bilden<br />

<strong>eine</strong>n wichtigen Orientierungsrahmen für die Dynamik<br />

des Ausbaus erneuerbarer Energien und die Steigerung<br />

der Energieeffizienz. Insbesondere die 2009 eingeführte<br />

Erneuerbare-Energien-Richtlinie versucht, mit<br />

bis zum Jahr 2020 festgelegten Zielen für den Anteil<br />

erneuerbarer Energien im Endenergieverbrauch und<br />

im Verkehrssektor, den Ausbau erneuerbarer Energieträger<br />

zu beschleunigen und den schrittweisen Ausstieg<br />

aus der Nutzung fossiler Energieträger zu ermöglichen.<br />

Allerdings greifen diese vorhandenen moderaten<br />

Ansätze zur Förderung erneuerbarer Energien<br />

innerhalb der EU und die einzelnen Förderprogramme<br />

der Mitgliedstaaten noch zu kurz. Die EU sollte daher<br />

durch die Fortschreibung der bereits bestehenden energiepolitischen<br />

Maßnahmen weiter Anreize setzen und<br />

Ziele vorgeben: Über die (Gesamt-)Zielfestlegungen<br />

der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie bis zum Jahr<br />

2020 hinaus bedarf es weiterer ambitionierter Zielfestlegungen<br />

bis 2050. Klimaschutzziele müssen weiter<br />

entwickelt und verpflichtende Energieeffizienzziele<br />

vereinbart werden. Mittelfristige Ziele erlauben <strong>eine</strong><br />

Überprüfung der Ausbauziele und gegebenenfalls ihre<br />

Anpassung an neue wissenschaftliche und technologische<br />

Erkenntnisse. Flankiert werden sollten diese materiellen<br />

Vorgaben prozedural durch Kontrollmöglichkeiten<br />

wie etwa <strong>eine</strong>r zu etablierenden europäischen Verbandsklage.<br />

303

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!