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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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4 Technische und wirtschaftliche Machbarkeit<br />

144<br />

einigen beispielhaften transformativen Änderungen<br />

in den Bereichen ergänzt. Diese sollen mögliche und<br />

denkbare Veränderungen zeigen, die <strong>eine</strong> zukünftige<br />

Ausweitung des Konsums ohne Beeinträchtigung der<br />

natürlichen Lebensgrundlagen ermöglichen.<br />

Lebenszyklusanalysen zur Zuordnung von<br />

Emissionen<br />

Die Daten der direkten Emissionen aus den Sektoren<br />

sind relativ gut bekannt, u. a. da sie von den Staaten<br />

regelmäßig an die UNFCCC berichtet werden. Ungleich<br />

schwieriger, und auch methodisch herausfordernder, ist<br />

die kausale Zuordnung von Umweltauswirkungen wie<br />

z. B. Emissionen oder Wasserverbrauch zu Konsumfeldern<br />

anhand von Prozessketten- und Lebenszyklusanalysen.<br />

Hertwich und Peters (2009) analysierten den<br />

sogenannten Treibhausgasfußabdruck, d. h. die direkten<br />

und indirekten Emissionen, für acht Konsumkategorien<br />

und 87 Länder bzw. Regionen für das Jahr 2001<br />

(Abb. 4.3-1). Dabei wurden die Treibhausgasemissionen<br />

aus der Nutzung fossiler Energieträger, Prozessemissionen<br />

sowie Methan- und Lachgasemissionen aus<br />

der Landwirtschaft berücksichtigt. CO 2 -Emissionen aus<br />

Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft<br />

(LULUCF) sind in dieser Analyse nicht enthalten.<br />

Die durch Vorleistungs ketten anfallenden Emissionen<br />

werden dabei anteilig den Komponenten der<br />

gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zugeordnet (Haushaltskonsum,<br />

Konsum öffentlicher Haushalte, Investitionen,<br />

Nettohandel), so dass auch räumliche Verlagerungen<br />

von Umweltdruck durch Handel abgebildet<br />

werden. Wenn etwa ein Land Rohstoffe und Industriegüter<br />

importiert, werden in dieser Darstellung die mit<br />

der Produktion verbundenen Emissionen dem Endverbraucher<br />

im Empfängerland zugeordnet. Die Autoren<br />

kommen zu dem Schluss, dass 72 % der Gesamtemissionen<br />

in Verbindung mit dem Konsum der privaten Haushalte<br />

standen (household consumption), 10 % mit dem<br />

Konsum des Staates (government consumption) und<br />

18 % in Verbindung mit Investitionen.<br />

Die Ernährung zeichnet sich in dieser Analyse als das<br />

für die Gesamtemissionen relevanteste Konsumfeld ab,<br />

gefolgt von dem Betrieb und Erhalt des Wohnraums und<br />

der Mobilität. Betrachtet man nur CO 2 -Emissionen, hat<br />

die Ernährung dagegen <strong>eine</strong>n kl<strong>eine</strong>ren Einfluss, hier<br />

dominieren Wohnen und Mobilität. Allerdings ist zu<br />

berücksichtigen, dass in dieser Analyse die CO 2 -Emissionen<br />

aus Landnutzung und Landnutzungsänderungen<br />

(d. h. auch aus der Entwaldung) nicht enthalten sind.<br />

Da aber gerade die Ernährung über die Landwirtschaft<br />

aber zu <strong>eine</strong>m der Treiber von Landnutzungsänderungen<br />

gehört (Kap. 4.3.4), ist die tatsächliche Bedeutung<br />

des Konsumfelds Ernährung für den Klimawandel größer<br />

als hier dargestellt.<br />

Eine konsumbasierte Betrachtungsweise der Emissionen<br />

macht auch deutlich, dass der Einfluss, den Konsumenten<br />

über ihre Konsumentscheidungen auf den<br />

Klimaschutz ausüben, sich nicht auf das eigene Land<br />

beschränkt. Davis und Caldeira (2010) zeigen, dass<br />

23 % der globalen CO 2 -Emissionen aus fossilen Energieträgern<br />

(6,2 Gt CO 2 ) im Jahr 2004 im Zusammenhang<br />

mit international gehandelten Gütern entstanden.<br />

Dabei handelte es sich überwiegend um Exporte von<br />

China und anderen Schwellenländern in Industrieländer.<br />

Die so netto „importierten“ Emissionen beliefen<br />

sich in Deutschland auf 2,8 t CO 2 pro Kopf. Bei dieser<br />

Betrachtungsweise erhöht sich also die von Deutschland<br />

zu verantwortende Pro-Kopf-Emission im Jahr<br />

2004 von 10,7 t CO 2 auf 13,5 t CO 2 .<br />

4.3.1<br />

Nachhaltige Produktion und nachhaltiger<br />

Konsum: Emissionsminderung und<br />

Kreislaufwirtschaft<br />

4.3.1.1<br />

Direkte und indirekte Emissionsminderung<br />

Die Produktion von Industriegütern erzeugte im Jahr<br />

2004 Emissionen in Höhe von 12 Gt CO 2 eq, wobei der<br />

größte Teil davon (9,9 Gt CO 2 eq) direkt und indirekt<br />

durch Energienutzung verursacht wurde. Allein auf<br />

die energieintensiven Industrien (Eisen- und Stahlindustrie,<br />

Metalle, chemische Industrie, Zement, Glas)<br />

entfielen dabei ca. 85 % (IPCC, 2007c). Da die Nachfrage<br />

nach Produkten der energieintensiven Industrien<br />

durch das hohe Konsumniveau der entwickelten Länder,<br />

durch das Anwachsen der Weltbevölkerung und<br />

die rasche wirtschaftliche Entwicklung in Schwellenländern<br />

auch in den kommenden Jahrzehnten zunehmen<br />

wird, ist <strong>eine</strong> deutliche Senkung der spezifischen<br />

Emissionen bei Produktionsprozessen nötig. Mittel-<br />

und langfristig ist die Umstellung auf <strong>eine</strong> Kreislaufwirtschaft<br />

notwendig. Diese ermöglicht neben der<br />

Reduktion des Rohstoffbedarfs und der Rohstoffintensität<br />

prinzipiell auch Reduktionen des Energiebedarfs<br />

und der Treibhausgasemissionen. Die schrittweise Ausweitung<br />

des Recyclinganteils insbesondere von Metallen<br />

trägt heute schon zu Energiebedarfsminderungen<br />

bei (IPCC, 2007c). Kurz- bis mittelfristig werden die<br />

absoluten Stoffflüsse aber noch zunehmen, so dass weitere<br />

Rohstoffe gefördert und auch bei der traditionellen<br />

Rohstoffverwendung große Emissionsminderungen<br />

erreicht werden müssen. Es gibt weiterhin große Potenziale<br />

für Effizienzverbesserungen: Allein die universale<br />

Umstellung der Produktion auf die besten verfügbaren<br />

Effizienztechnologien könnte zur Reduktion der Emis-

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