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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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Forschung für die <strong>Transformation</strong> 8.1<br />

digkeit <strong>eine</strong>r systemischen Betrachtungsweise liefern, mit der<br />

die Bedingungen, Schlüsselfaktoren und deren Konstellationen<br />

identifiziert und analysiert werden sollten.<br />

Für die <strong>Transformation</strong> zur Klimaverträglichkeit ist entscheidend,<br />

es nicht bei historischen Analysen zu belassen,<br />

sondern mit Hilfe von Forschung auf reale Möglichkeitsräume<br />

der Gegenwart und der Zukunft zu schließen, was <strong>eine</strong> enorme<br />

Anstrengung der Wissenschaft bedeutet. Gezielt sollten<br />

potenzielle Schlüsselfaktoren und Rahmenbedingungen identifiziert<br />

werden, die positive Rückkopplungen begünstigen<br />

und die Wahrscheinlichkeit <strong>eine</strong>r beschleunigten <strong>Transformation</strong><br />

somit deutlich erhöhen können.<br />

ziell negative Auswirkungen im System eintreten und<br />

wann dabei möglicherweise kritische Schwellen überschritten<br />

werden (etwa für die Stabilität von Eisschilden<br />

oder die Lebensfähigkeit von Korallenriffen) und bietet<br />

so auch ein Monitoring für den <strong>Transformation</strong>sprozess.<br />

Denn diese Entwicklungen bestimmen den Handlungsdruck<br />

für die <strong>Transformation</strong> und müssen zur genaueren<br />

Abwägung von Handlungs optionen erforscht werden<br />

(Kap. 1). Zudem sind diese Forschungsergebnisse<br />

ein essentielles Element <strong>eine</strong>s reflexiven, systemischen<br />

Forschungsansatzes, der die Möglichkeit beinhaltet,<br />

den Fokus der Forschung entsprechend neuer Herausforderungen<br />

zu verschieben.<br />

Im Folgenden beschränkt sich der WBGU hauptsächlich<br />

auf Forschungsfragen, die für die nächsten Schritte<br />

der Gestaltung der <strong>Transformation</strong> mit dem Ziel ihrer<br />

Beschleunigung prioritär sind (transformative Forschung).<br />

Es geht also darum, technologische, soziale<br />

und organisatorische Optionen zur Vermeidung und<br />

Minimierung klimaschädlicher Einflüsse auf das Erdsystem<br />

aufzuzeigen und Strategien zu deren globaler<br />

Verbreitung zu erarbeiten.<br />

Dabei sei angemerkt, dass der folgende Fragenkatalog<br />

weder erschöpfend noch statisch ist. Eine Forschung,<br />

die als Teil der <strong>Transformation</strong> <strong>eine</strong>n aktiven<br />

Suchprozess darstellt, sollte sich neu aufkommenden<br />

Themen und Teilaspekten, die sich sowohl aus der Verzahnung<br />

einzelner Bereiche als auch aus dem Fortschreiten<br />

der <strong>Transformation</strong> ergeben werden, zuwenden.<br />

Die vorliegenden Forschungsfragen wurden vielmehr<br />

ausgewählt, weil von ihnen ein maßgeblicher<br />

Beitrag zur Beschleunigung und zum reflexiven Verständnis<br />

der <strong>Transformation</strong> erwartet wird. Denn es<br />

wird davon ausgegangen, dass Wissenschaft, die sich<br />

den genannten Themen unter Berücksichtigung der in<br />

Kapitel 8.1.1 identifizierten Anforderungen zuwendet,<br />

maßgeblich zum Gelingen der globalen <strong>Transformation</strong><br />

beitragen kann. Entscheidend ist dabei jedoch, dass die<br />

Bearbeitung einzelner Fragen stets systemisch in den<br />

Kontext der Nachhaltigkeit eingebettet ist.<br />

Die folgenden Forschungsfragen werden, entsprechend<br />

den Analysen in Kapitel 4 bis 6, nach den drei<br />

<strong>Transformation</strong>sfeldern Energie, Urbanisierung und<br />

Landnutzung gegliedert.<br />

8.1.3.1<br />

<strong>Transformation</strong> des Energiesystems<br />

Für die Effektivität der Energieforschung bei der Unterstützung<br />

der <strong>Transformation</strong> ist zentral, dass die in<br />

Kapitel 8.1.1 beschriebene systemische Perspektive<br />

auch hier <strong>eine</strong> zentrale Rolle einnimmt. So auch die<br />

Forderungen der drei Wissenschaftsakademien Leopoldina,<br />

acatech und Berlin-Brandenburgische Akademie<br />

der Wissenschaften (Leopoldina, 2009). Daraus folgt,<br />

dass die bisher im Mittelpunkt stehende Technologieentwicklung<br />

nur <strong>eine</strong>n Teilbereich der Forschung darstellen<br />

kann, der in systemische Forschung zum Bedarf<br />

menschlicher Gesellschaften an Energiedienstleistungen<br />

und klimaverträgliche und nachhaltige Bereitstellung<br />

von Energie eingebettet ist.<br />

Aus der Analyse in Kapitel 4 leiten sich für die weitere<br />

Technologieentwicklung folgende Prioritäten ab:<br />

> Bereitstellung erneuerbarer und anderer emissionsfreier<br />

Energien: Um die langfristige Umstellung auf<br />

ein vollständig auf emissionsfreien Energien basierendes<br />

Energiesystem möglichst rasch und kostengünstig<br />

zu erreichen, ist die weitere Erforschung der<br />

verschiedenen Technologien zur Umwandlung der<br />

erneuerbaren Energie aus Sonne, Wind, Biomasse,<br />

Wasser, Erdwärme und dem Meer dringend erforderlich.<br />

In allen diesen Bereichen hat Forschung das<br />

Potenzial, sowohl kurzfristig inkrementelle als auch<br />

mittel- und langfristig bahnbrechende Verbesserungen<br />

der Effizienzen und Kosten zu erschließen<br />

(FVEE, 2010).<br />

> Effiziente Nutzung von Energie in allen Sektoren ist<br />

<strong>eine</strong> Voraussetzung für die <strong>Transformation</strong>, die<br />

weder in den diskutierten Politikmaßnahmen noch<br />

in den gegenwärtig verwendeten Energiemodellen<br />

ausreichend berücksichtigt wird: Technologien zur<br />

effizienten Nutzung von Strom, Treibstoffen oder<br />

direkter Wärme aus erneuerbaren Energien müssen<br />

in allen Verbrauchssektoren (weiter)entwickelt werden.<br />

Nur durch die Eindämmung des Endenergiebedarfs<br />

lässt sich <strong>eine</strong> nachhaltige Bereitstellung der<br />

Energie bewerkstelligen. Erforschung von Verbesserungen<br />

der Endnutzungseffizienz müssen dabei<br />

auch neue Geschäftsmodelle für Energiedienstleistungen<br />

umfassen.<br />

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