Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
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7 Handlungsempfehlungen<br />
306<br />
reiz zum beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien<br />
(Kasten. 5.2-4). Doch nur durch die Installation neuer<br />
Anlagen zur Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen<br />
können Kostensenkungen durch Lerneffekte erzielt<br />
werden, so dass der weitere Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien schneller und kostengünstiger als bisher<br />
erreicht werden kann. Die gezielte Förderung erneuerbarer<br />
Energien ist deshalb <strong>eine</strong> wichtige ergänzende<br />
Komponente innerhalb <strong>eine</strong>s Maßnahmenkatalogs zur<br />
<strong>Transformation</strong>. Nur auf der Basis des raschen und verstärkten<br />
Einsatzes erneuerbarer Energien kann die für<br />
den Emissionsrückgang erforderliche <strong>Transformation</strong>sgeschwindigkeit<br />
erreicht werden. Auf diese Weise können<br />
außerdem die drohenden Pfadabhängigkeiten fossiler<br />
Energietechnologien begrenzt werden.<br />
Einspeisevergütungen (Feed-in Tariffs, FiT) haben<br />
sich bisher als die effektivsten und – insbesondere im<br />
Anfangsstadium der Technologiediffusion – gleichzeitig<br />
auch effizientesten Instrumente zur Förderung erneuerbarer<br />
Energien erwiesen. Sie verschaffen Investoren<br />
langfristige Planungssicherheit und reduzieren dadurch<br />
Investitionsbarrieren (Kap. 7.3.8). Zudem ermöglichen<br />
technologiespezifische Einspeisevergütungen die parallele<br />
Förderung verschiedener erneuerbarer Energien,<br />
wodurch vielfältige Optionen zur künftigen Energiebereitstellung<br />
eröffnet werden. Die höhere Investitionssicherheit<br />
sowie die Möglichkeit der technologiespezifischen<br />
Förderung sind für den WBGU die wichtigsten<br />
Argumente für Einspeisevergütungen im Vergleich zu<br />
<strong>eine</strong>r Förderung durch Quoten bzw. handelbare Zertifikate<br />
für erneuerbare Energien (Kasten 5.2-4).<br />
Der WBGU empfiehlt daher der Bundesregierung,<br />
sich sowohl auf Ebene der Europäischen Union als<br />
auch im globalen Rahmen für die weitere Verbreitung<br />
des Instruments der Einspeisevergütungen einzusetzen.<br />
Die wichtigste begleitende Maßnahme, die erst<br />
die Voraussetzungen für <strong>eine</strong>n so beschleunigten Ausbau<br />
erneuerbarer Energien schafft, ist der Infrastrukturausbau,<br />
allen voran die Schaffung leistungsfähiger<br />
Übertragungsnetze und Speicher. Gleichzeitig sollte<br />
dies mit <strong>eine</strong>m politischen Prozess zum Auslaufen von<br />
Subventionen für fossile Energieträger verbunden sein,<br />
da derzeit die staatlichen Ausgaben für die Förderung<br />
fossiler Energieträger global um mehr als ein Fünffaches<br />
höher sind als die entsprechenden Ausgaben für<br />
die Förderung erneuerbarer Energieträger. Dieses Verhältnis<br />
sollte nun rasch umgekehrt werden.<br />
7.3.4.1<br />
Einspeisevergütungen in Europa: Effizienzgewinne<br />
durch schrittweise Harmonisierung der<br />
Fördersysteme ausschöpfen<br />
Niedriges Ambitionsniveau:<br />
Einspeisevergütungssysteme innerhalb Europas<br />
besser aufeinander abstimmen<br />
Bisher existieren Einspeisevergütungen bzw. -prämien<br />
in 21 Mitgliedstaaten der EU. Die Bundesregierung<br />
sollte sich dafür einsetzen, dass das Instrument<br />
der Einspeisevergütung in weiteren EU-Mitgliedstaaten<br />
Anwendung findet und die existierenden Fördersysteme<br />
stärker aufeinander abgestimmt werden. Dazu<br />
sollte in der EU <strong>eine</strong> verbindliche Übereinkunft zur Einführung<br />
von Einspeisevergütungen in allen Mitgliedstaaten<br />
und zur schrittweisen Angleichung der nationalen<br />
Einspeisetarife, den koordinierten, raschen Ausbau<br />
der Netzinfrastruktur sowie den Aufbau von Speicherkapazitäten<br />
angestrebt werden. Eine verbesserte<br />
Abstimmung würde die Gefahr der Überförderung<br />
bestimmter Technologien an weniger günstigen Standorten<br />
reduzieren und könnte stattdessen deren Förderung<br />
in den für die Energieerzeugung geeignetsten<br />
Regionen anderer Länder weiter beschleunigen.<br />
Momentan findet <strong>eine</strong> solche Abstimmung der nationalen<br />
Fördersysteme für erneuerbare Energien innerhalb<br />
Europas nicht statt. Eine staatenübergreifende<br />
Kooperation bei der Förderung erneuerbarer Energien<br />
wäre zwar gemäß der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie<br />
aus dem Jahr 2009 im Sinne der Zielflexibilität möglich,<br />
wurde jedoch bisher nicht genutzt (Kap. 7.3.3). Eine<br />
stärkere Abstimmung der Fördersysteme und -sätze<br />
würde die Kosten der Förderung europaweit reduzieren<br />
und wäre ein wichtiger Schritt hin zu <strong>eine</strong>r unionsrechtlichen<br />
Vollharmonisierung der Förderung, wie sie<br />
aus Sicht des WBGU mittelfristig angestrebt werden<br />
sollte. Diese Umsetzung lässt sich jedoch nicht unmittelbar<br />
realisieren, da die Transportkapazitäten der elektrischen<br />
Netze durch die europäischen Mitgliedsländer<br />
noch bei weitem nicht ausreichen (Kap. 7.3.3). Nach<br />
der Installation dieser Netze ist jedoch <strong>eine</strong> Harmonisierung<br />
der Einspeisevergütungen anzustreben.<br />
Mittleres Ambitionsniveau: Einheitliches<br />
europäisches Fördersystem vorantreiben<br />
Eine EU-weit einheitliche Einspeisevergütung würde<br />
die Effizienz der Förderung erneuerbarer Energien prinzipiell<br />
erhöhen. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Quellen könnte dann an den vorteilhaftesten Standorten<br />
zu den geringsten Kosten erfolgen. Der WBGU<br />
geht davon aus, dass <strong>eine</strong> EU-weite Einspeisevergütung<br />
sowohl die <strong>Transformation</strong> der Energieerzeugung in<br />
Richtung Klimaverträglichkeit entscheidend beschleu-