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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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Forschung für die <strong>Transformation</strong> 8.1<br />

gegebenenfalls die Erforschung internationaler Kooperation<br />

befruchten kann.<br />

Im Sinne <strong>eine</strong>s globalen <strong>Transformation</strong>sprozesses<br />

darf dabei die Anwendungsorientierung der Forschung<br />

nicht aus den Augen verloren werden. Im Gegenteil<br />

sollte <strong>eine</strong> entsprechende Global-Governance-Forschung<br />

auch auf die Entwicklung politischer, ökonomischer<br />

und sozialer Strategien ausgerichtet werden, die<br />

Grenzen menschlicher Kooperationsfähigkeiten identifizieren<br />

und dadurch überwinden helfen. Grundlegende<br />

kulturelle Unterschiede in den handlungsleitenden<br />

Demokratie- und Gerechtigkeitstheorien einzelner<br />

Kulturkreise sind dabei notwendigerweise zu berücksichtigen.<br />

Politische Organisation und Legitimität<br />

Der Nationalstaat nimmt bei der <strong>Transformation</strong> zur klimaverträglichen<br />

Gesellschaft <strong>eine</strong> Schlüsselrolle ein. Er<br />

ist der Motor der <strong>Transformation</strong> und sollte die zentralen<br />

Weichenstellungen auf nationaler, supranationaler<br />

und internationaler Ebene vornehmen. Insofern bedarf<br />

es interdisziplinärer Forschung zu <strong>eine</strong>m neuen Staatsverständnis,<br />

das der Legitimität, die für <strong>eine</strong> gelungene<br />

Gestaltung der <strong>Transformation</strong> unabdingbar ist, gerecht<br />

wird. In den Blick zu nehmen sind hierbei OECD ebenso<br />

wie Nicht-OECD-Staaten. Näher zu untersuchen sind<br />

Fragen zu folgenden Themenkomplexen:<br />

> Langfristigkeit in der Politik: Wie können Langfristorientierungen<br />

in Institutionen nationaler und internationaler<br />

Politikgestaltung verankert werden, die<br />

berücksichtigen, dass menschliches Handeln das<br />

Erdsystem – kulturell bedingt – auf unterschiedlichen<br />

Zeitskalen beeinflusst und so Auswirkungen<br />

auf zukünftige Generationen besitzt Dementsprechend<br />

sollte geklärt werden, wie staatliche Organisationen,<br />

z. B. Ministerien und Verwaltungen, ausgestaltet<br />

sein müssen, um die Große <strong>Transformation</strong><br />

verwirklichen zu können.<br />

> Legitimation und Partizipation: Zur Umsetzung der<br />

Großen <strong>Transformation</strong> sollte sowohl auf nationaler<br />

Ebene als auch international vergleichend und differenzierend<br />

erforscht werden, wie <strong>eine</strong> demokratische<br />

Beteiligung – lokal, national, supranational<br />

oder international – die Akzeptanz und Legitimation<br />

politischer Maßnahmen der <strong>Transformation</strong> fördern<br />

und beschleunigen kann. Fallstudien besonders<br />

engagierter Milieus und Pioniere des Wandels bieten<br />

sich dabei für die Analyse an. Hierbei sollten Möglichkeiten<br />

identifiziert und entwickelt werden, wie<br />

das Beteiligungsbedürfnis unterschiedlicher Akteure<br />

aktiv in staatliche <strong>Transformation</strong>sbemühungen eingebunden<br />

werden kann. Grund sätzlich ist ein Mangel<br />

an Analysen zu Demokratieperformanz und<br />

Demokratie-Audits festzustellen.<br />

> Einbeziehung von Wissen: Studien sollten identifizieren,<br />

wie (globale) Wissensregime (z. B. IPCC),<br />

lokale Expertise (z. B. Klimaanpassung in Küstenregionen)<br />

und Beratungsinstanzen parlamentarischer<br />

Demokratie effektiv und effizient zu verbinden sind.<br />

Die notwendige <strong>Transformation</strong> von Wirtschaft,<br />

Gesellschaft, Politik und Recht ist auf die Einspeisung<br />

von sich ständig in der Entwicklung befindendem<br />

Wissen angewiesen. Insofern sollte untersucht<br />

werden, wie der aktuelle Stand der Forschung (global)<br />

generiert und in den politisch-rechtlichen Prozess<br />

der Entscheidungsfindung derart einfließen<br />

kann, dass sachgerechte Ergebnisse erzielt werden.<br />

Mobilisierung von Finanzkapital<br />

Die Beschleunigung der <strong>Transformation</strong> – und damit<br />

ihre Erfolgsaussichten im Hinblick auf die Einhaltung<br />

der globalen Leitplanken – ist eng mit dem Investitionsvolumen<br />

in Forschung, Innovation und Diffusion technologischer,<br />

sozialer und organisatorischer Alternativen<br />

verbunden (Kap. 4, 5). Neben den in Kapitel 7 gemachten<br />

Handlungsempfehlungen zur Finanzierung der<br />

<strong>Transformation</strong> gilt es auch diesbezüglich noch offene<br />

Forschungsfragen zu beleuchten. In diesem Zusammenhang<br />

sollte geklärt werden, welche Akteure (Staat,<br />

Banken, Unternehmen, Privathaushalte, Stiftungen,<br />

internationale Organisationen) auf welchen Wegen die<br />

notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen<br />

können. Hierbei gilt es vor allem, aktiv neue Investitionsmodelle<br />

zu entwickeln. Dies würde es politischen<br />

Entscheidungsträgern ermöglichen, Maßnahmen zur<br />

Steuerung und Finanzierung der <strong>Transformation</strong> zielgenauer<br />

auszuwählen und zeitnah umzusetzen.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Im Bereich der Rechtswissenschaften existiert bislang<br />

k<strong>eine</strong> ausreichende Forschung, wie transformatives<br />

Recht gestaltet werden muss, um den Herausforderungen<br />

der <strong>Transformation</strong> angemessen zu begegnen.<br />

Die seit den 1970er Jahren erforschten Gebiete des<br />

Rechts der Technikfolgenabschätzung und des Risikorechts<br />

nehmen <strong>eine</strong>n einseitigen Blickwinkel auf den<br />

technologischen Wandel ein, indem ihr Ausgangspunkt<br />

die staatliche Vorsorge zum Schutz individueller<br />

und/oder überindividueller Interessen ist. Das Recht<br />

der Technikfolgenabschätzung untersucht, inwiefern<br />

erkennbare Fortschrittsfolgen systematisch und umfassend<br />

bei der Rechtsetzung, insbesondere im Rechtsetzungsverfahren,<br />

berücksichtigt werden können. Die<br />

rechtswissenschaftliche Risikoforschung analysiert,<br />

wie mit dem Unwissen über Risiken für die menschliche<br />

Gesundheit und Umwelt, das typischerweise beim<br />

Einsatz neuer Technologien oder Verfahrensweisen vorhanden<br />

ist (Gentechnik, Nanotechnologie), rechtlich<br />

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