Gesellschaftsvertrag für eine GroÃe Transformation - Erfolgsfaktoren ...
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1 Welt im Wandel<br />
50<br />
schritte zukunftsfähig gestaltet werden sollen, müssen<br />
sie ohne Kollision mit den planetarischen Leitplanken<br />
erzielt werden. Das ist insbesondere angesichts der<br />
dynamisch steigenden Treibhausgasemissionen in diesen<br />
Ländern <strong>eine</strong> große Herausforderung.<br />
Hilfreich wirkt der beobachtbare Trend zur Demokratisierung,<br />
der zu <strong>eine</strong>m breiten und freien Diskurs<br />
führt und so die Bildung <strong>eine</strong>s gesellschaftlichen<br />
Konsens über die notwendige <strong>Transformation</strong> fördert<br />
(Kap. 1.2.2).<br />
Schließlich stehen mit den anstehenden Umbrüchen<br />
des industriellen Metabolismus insbesondere drei<br />
Hauptpfeiler der heutigen Weltgesellschaft im Zentrum:<br />
1. Die Energiesysteme unter Einschluss des Verkehrssektors,<br />
von denen die gesamte Wirtschaft abhängt<br />
und die derzeit wegen der hohen Entwicklungsdynamik<br />
der Schwellenländer vor <strong>eine</strong>m neuen<br />
Wachstumsschub stehen (Kap. 1.2.3). Der Energiesektor<br />
verursacht derzeit etwa zwei Drittel der<br />
Emissionen langlebiger Treibhausgase.<br />
2. Die urbanen Räume, die derzeit für drei Viertel der<br />
globalen Endenergienachfrage verantwortlich sind<br />
und deren Bevölkerung sich bis 2050 auf 6 Mrd.<br />
verdoppeln wird (Kap. 1.2.4).<br />
3. Die Landnutzungssysteme (der Land- und Forstwirtschaft<br />
einschließlich der Waldrodungen), aus denen<br />
derzeit knapp ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen<br />
stammen (Kap. 1.2.5). Die Landnutzung<br />
muss nicht nur die Ernährung für <strong>eine</strong> weiter wachsende<br />
und anspruchsvoller werdende Weltbevölkerung<br />
sichern, sondern auch Nachfragesteigerungen<br />
wegen der zunehmenden Nutzung von Bioenergie<br />
und biobasierten Rohstoffen decken.<br />
1.2.1<br />
Entwicklung<br />
Substanzielle Fortschritte<br />
In den letzten 20 Jahren hat es substanzielle Fortschritte<br />
in vielen Bereichen menschlicher Entwicklung gegeben.<br />
Die meisten Menschen leben heute gesünder und länger,<br />
sind besser ausgebildet und haben verbesserte Möglichkeiten,<br />
ihre Grundbedürfnisse zu decken (UNDP, 2010).<br />
Ein Indikator dafür ist der Index für menschliche Entwicklung,<br />
der die drei Dimensionen Gesundheit, Bildung<br />
und Lebensstandard durch die Lebenserwartung<br />
bei der Geburt, durch die Alphabetisierungs- und Einschulungsquote<br />
sowie durch ein gewichtetes Pro-Kopf-<br />
Einkommen abbildet. Unter den Ländern mit den größten<br />
Entwicklungsfortschritten befinden sich nicht nur<br />
Wachstumsökonomien wie China, Indonesien und Südkorea,<br />
sondern auch arme Länder wie Nepal, Oman und<br />
Tunesien, wo große Fortschritte in den Nichteinkommensbereichen<br />
menschlicher Entwicklung erzielt wurden<br />
(UNDP, 2010). Allerdings sind die Entwicklungsfortschritte<br />
der Länder sehr unterschiedlich. Während<br />
ein Viertel der Entwicklungsländer in den vergangenen<br />
40 Jahren nur geringe Verbesserungen erzielen konnte,<br />
hat ein weiteres Viertel große Entwicklungsfortschritte<br />
erzielen können (UNDP, 2010). Verbesserungen in der<br />
Gesundheitsversorgung werden derzeit aber vor allem<br />
dadurch zunichte gemacht, dass in 19 Ländern (davon<br />
neun in Afrika südlich der Sahara) insbesondere durch<br />
HIV-Infektionen und höhere Erwachsenenmortalität in<br />
<strong>Transformation</strong>sländern wieder <strong>eine</strong> Verschlechterung<br />
der Gesundheitslage eingetreten und die Lebenserwartung<br />
gesunken ist. Gleichzeitig sind vielfach die sozioökonomischen<br />
Disparitäten innerhalb und zwischen<br />
Staaten gewachsen.<br />
Neue Geographie weltweiten Wachstums<br />
Die Mehrzahl der Menschen unter der Armutsgrenze<br />
lebt nicht mehr in den armen Entwicklungsländern.<br />
Diese zunächst überraschende Erkenntnis steht für die<br />
zunehmende Heterogenität in der Entwicklungsdynamik<br />
von Ländern, die durch die klassische Einteilung<br />
in Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer nicht<br />
mehr hinreichend abgebildet wird. Der OECD-Bericht<br />
über die „Verlagerung des Wohlstands“ macht deutlich,<br />
welche globalen Strukturveränderungen in der<br />
letzten Dekade stattgefunden haben (OECD, 2010c).<br />
Diese neue „Welt der vier Geschwindigkeiten“ (James<br />
Wolfensohn) umfasst demnach wohlhabende, konvergierende,<br />
langsam aufsteigende und arme Länder<br />
(Abb. 1.2-1; Maß: Einkommen und Pro-Kopf-Wachstum<br />
im Vergleich zu den Industrieländern). Zwischen<br />
den 1990er Jahren, die noch als verlorenes Entwicklungsjahrzehnt<br />
galten, und den 2000er Jahren hat es<br />
erhebliche globale Entwicklungsfortschritte und Verschiebungen<br />
im räumlichen Verteilungsmuster gegeben.<br />
Dabei ist <strong>eine</strong> „neue Geographie des weltweiten<br />
Wachstums“ (OECD, 2010c) zu erkennen: Während<br />
einige Länder weiterhin unter absoluter Armut leiden<br />
und k<strong>eine</strong> Entwicklungsfortschritte in Sicht sind, gibt<br />
es Entwicklungsländer, die sich auf dem Weg zur Ländergruppe<br />
mit mittlerem Einkommen befinden; darunter<br />
sind auch Staaten aus Afrika südlich der Sahara.<br />
Schließlich gibt es Länder, die wirtschaftlich aufholen<br />
und sich dem Wohlstandsniveau der reichen Länder<br />
annähern. Zwischen den 1990er und 2000er Jahren<br />
hat sich die Zahl der Länder mit <strong>eine</strong>m im Vergleich<br />
mit den OECD-Ländern doppelten Pro-Kopf-Wachstum<br />
von 12 auf 65 erhöht („konvergierend“). Die Zahl der<br />
armen Länder ist im gleichen Zeitraum von 55 auf 25<br />
gesunken. Eine Reihe von Ländern konnte jedoch nicht<br />
von dieser Wachstumsdynamik profitieren („arm“).