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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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Zehn Maßnahmenbündel mit großer strategischer Hebelwirkung 7.3<br />

schiedlichen Ausgangsbedingungen Rechnung tragen<br />

(Kap. 5.3.3).<br />

China beispielsweise könnte zu <strong>eine</strong>m Treiber klimaverträglicher<br />

Entwicklung werden. Dafür spricht, dass<br />

die Herausforderungen des Klimawandels in der chinesischen<br />

Diskussion in den vergangenen Jahren von<br />

<strong>eine</strong>m Umwelt- zu <strong>eine</strong>m Wirtschafts- und Innovationsthema<br />

umkodiert wurden. Dies ist auch im neuen,<br />

2011 veröffentlichten Fünfjahresplan der Regierung<br />

in Ansätzen erkennbar. China besitzt schon heute die<br />

weltweit größten Kapazitäten zur Herstellung von<br />

Solarmodulen und hat ambitionierte Ausbauziele für<br />

erneuerbare Energien. Teile der chinesischen Elite<br />

sehen Chancen in <strong>eine</strong>r „grünen“ Entwicklung sowohl<br />

für die nationale Wohlfahrt als auch für die außenpolitische<br />

Reputation. Ansatzpunkte für <strong>Transformation</strong>sallianzen<br />

mit China bestehen vor diesem Hintergrund<br />

in möglichst breitenwirksamen Innovations- und Technologiepartnerschaften,<br />

insbesondere in den <strong>Transformation</strong>sfeldern<br />

Energie und Urbanisierung, in denen<br />

Deutschland und Europa aus chinesischer Perspektive<br />

über hohe technologische Kompetenz verfügen.<br />

Auch Brasilien hat das Potenzial, sich zu <strong>eine</strong>r<br />

klimaverträglichen Pionierökonomie weiterzuentwickeln,<br />

insbesondere weil die naturräumlichen und<br />

die politischen Ausgangsbedingungen (Demokratie,<br />

i nstitutionelle Handlungskapazitäten, hohe Legitimation<br />

der Regierung) für die Nutzung erneuerbarer<br />

Energien günstig sind und <strong>eine</strong> globale Bereitschaft<br />

besteht, den Regenwald zu schützen. Dem steht <strong>eine</strong><br />

in traditionellen Modernisierungsvorstellungen verhaftete<br />

Mehrheitsgesellschaft gegenüber. Brasilien sollte<br />

als ein wichtiger strategischer Partner für nachhaltige<br />

Entwicklung gewonnen werden, denn das Land verfügt<br />

neben s<strong>eine</strong>n Wäldern und landwirtschaftlichen<br />

Ressourcen über erhebliche technische Erfahrungen im<br />

Bereich erneuerbarer Energien. Klimapartnerschaften<br />

mit Brasilien sollten daher primär auf Kooperationen<br />

im Energie- und Transportbereich sowie im Waldschutz<br />

setzen.<br />

Allianzen für klimaverträgliches Wachstum sollten<br />

auch mit Indien geknüpft werden. Das Land hat – im<br />

Gegensatz zu China – noch die Chance, s<strong>eine</strong>n Modernisierungsprozess<br />

ohne <strong>eine</strong>n „fossilen Umweg“ zu<br />

gestalten und frühzeitig auf <strong>eine</strong>n klimaverträglichen<br />

Entwicklungspfad zu setzen. In Indien steht die öffentliche<br />

Debatte zur klimaverträglichen Entwicklung im<br />

Schatten der Diskussion um wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />

und Armutsreduzierung, auch wenn die<br />

Regierung die Themen Energieeffizienz und Emissionskontrolle<br />

auf die Agenda gesetzt hat. Hier kommt es vor<br />

allem darauf an, über Modellallianzen, z. B. im Bereich<br />

der erneuerbaren Energien und des Infrastrukturausbaus,<br />

zu demonstrieren, wie Armutsbekämpfung und<br />

Wirtschaftswachstum kombiniert werden können.<br />

Insgesamt gilt: Nur wer zeigen kann, dass Klimaschutz,<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum erfolgreich<br />

verbunden werden können, wird als Kooperationspartner<br />

interessant und schafft <strong>eine</strong> glaubwürdige<br />

Basis für die Zusammenarbeit. Die <strong>Transformation</strong> in<br />

Richtung klimaverträgliche Wirtschaft muss daher vor<br />

allem auch in den hochentwickelten Ökonomien konsequent<br />

vorangetrieben werden.<br />

7.3.2<br />

Bündel 2: CO 2 -Bepreisung global voranbringen<br />

Nach Auffassung des WBGU ist die Bepreisung von CO 2<br />

die wichtigste politische Maßnahme für die Dekarbonisierung<br />

der Energiesysteme und notwendiger Bestandteil<br />

<strong>eine</strong>s regulatorischen Rahmens für die <strong>Transformation</strong><br />

zu <strong>eine</strong>r klimaverträglichen Gesellschaft. Ein<br />

CO 2 -Preissignal kann grundsätzlich durch die Einführung<br />

<strong>eine</strong>r CO 2 -Steuer (Preissteuerung) oder <strong>eine</strong>s<br />

Emissionshandelssystems (Mengensteuerung) gesetzt<br />

werden (Kap. 5.2.2). Sofern die institutionellen Voraussetzungen<br />

dafür gegeben sind, hält der WBGU<br />

Emissionshandelssysteme für das grundsätzlich erfolgversprechendere<br />

Konzept zur CO 2 -Bepreisung, um<br />

<strong>eine</strong> zielgenaue Begrenzung der Emissionen zu erreichen.<br />

Dabei kann ein Emissionshandel nur mit <strong>eine</strong>r<br />

sehr strikten Mengenbegrenzung <strong>eine</strong>n ausreichend<br />

hohen CO 2 -Preis sowie langfristige Erwartungssicherheit<br />

garantieren und somit <strong>eine</strong> transformative Wirkung<br />

entfalten. Wo die notwendigen institutionellen<br />

Möglichkeiten nicht gegeben sind, stellt <strong>eine</strong> CO 2 -<br />

Besteuerung in entsprechender Höhe ein alternatives<br />

Instrument für <strong>eine</strong> effektive transformative Steuerung<br />

dar. Als Richtwert müsste ein CO 2 -Preis aus heutiger<br />

Sicht in OECD-Ländern im Jahr 2020 mindestens<br />

bei 40–50 US-$ pro t CO 2 liegen, um <strong>eine</strong> transformative<br />

Wirkung im Sinne der Einhaltung der 2 °C-Leitplanke<br />

auszuüben (Schätzungen auf Basis von Modellrechnungen<br />

der IEA sowie der Szenarien aus den Kapiteln<br />

4.2.4 und 5.2.2). Für <strong>eine</strong> hohe Wirksamkeit der<br />

CO 2 -Bepreisung sollten außerdem die in vielen Ländern<br />

noch existierenden Subventionen für fossile Energieträger<br />

schnellstmöglich abgebaut werden.<br />

Ziel deutscher und europäischer Bemühungen sollte<br />

der Aufbau <strong>eine</strong>s globalen Emissionshandels auf Unternehmensebene<br />

sein, um die Umwelt- und Effizienzvorteile<br />

dieses Instruments voll ausschöpfen zu können.<br />

Allerdings scheint ein umfassendes und verpflichtendes<br />

Klimaschutzabkommen, in dem ein globaler Emissionshandel<br />

auf Unternehmensebene etabliert werden<br />

könnte, auch nach der Vertragsstaatenkonferenz von<br />

Cancún kurz- bis mittelfristig nicht realisierbar. Noch<br />

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