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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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Megatrends der globalen Wirtschaft und Gesellschaft 1.2<br />

250<br />

FAO-Preisindex für Nahrungsmittel<br />

(Food Price Index) [2002–2004 = 100]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

1990 1995 2000<br />

Jahr<br />

2005 2010<br />

Abbildung 1.2-10<br />

Entwicklung der Nahrungsmittelpreise 1990–2011 (FAO Food Price Index, inflationsbereinigt).<br />

Quelle: FAO, 2011<br />

duktion reichen bis zu <strong>eine</strong>r erforderlichen Steigerung<br />

um 50 % oder sogar 70 % bis 2050 (IAASTD, 2009;<br />

FAO, 2009a; Bruinsma, 2009). Dazu muss zunächst<br />

der laufende Trend umgekehrt werden, denn seit etwa<br />

drei Jahrzehnten sinkt die Wachstumsrate der Weltagrarproduktion<br />

(FAO, 2003). Dementsprechend wird in<br />

den nächsten Jahrzehnten mit weiter steigenden Preisen<br />

für landwirtschaftliche Güter gerechnet (IAASTD,<br />

2009). Es ist zu hoffen, dass dadurch Anreize entstehen,<br />

vermehrt Investitionen in diesen Sektor zu lenken,<br />

die derzeit nahe dem historischen Tiefpunkt liegen<br />

(Halweil und Nierenberg, 2011). Zu den Produktionssteigerungen<br />

muss <strong>eine</strong> bessere Nutzung der Agrarprodukte<br />

hinzukommen (Godfrey et al., 2010). So wäre die<br />

Umstellung auf <strong>eine</strong> gesündere Ernährung in Industrieländern<br />

und den schnell wachsenden Mittelschichten<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern gleichzeitig<br />

<strong>eine</strong> Umstellung auf verringerten Konsum tierischer<br />

Produkte. Der damit einhergehende geringere Flächenbedarf<br />

für die Ernährung würde den Druck auf die<br />

Landnutzung deutlich verringern (Kap. 4.3.4; WBGU,<br />

2009a).<br />

Konkurrenzen um Landnutzung werden zunehmend<br />

zu <strong>eine</strong>m zentralen Thema der Nachhaltigkeit und sind<br />

ein künftiges potenzielles Konfliktfeld (GO Science,<br />

2011; WBGU, 2009a, b). Es besteht Einigkeit über die<br />

Größe der Herausforderungen und über den erheblichen<br />

Reform- und Entwicklungsbedarf. Dem steht<br />

gegenüber, dass es noch k<strong>eine</strong>n breiten wissenschaftlichen<br />

oder politischen Konsens darüber gibt, welche<br />

Strategien für <strong>eine</strong> nachhaltige Gestaltung der globalen<br />

Landnutzung am besten geeignet sind. Dies betrifft vor<br />

allem die Frage nach geeigneten Techniken der Intensivierung<br />

(z. B. das Pro und Kontra zur grünen Gentechnik<br />

und zur intensiven Anwendung von Agrarchemie),<br />

nach der Definition und dem Stellenwert von Nachhaltigkeit<br />

in der landwirtschaftlichen Produktion (z. B.<br />

Berücksichtigung des Bodenschutzes oder der biologischen<br />

Vielfalt, Zusammenhang mit ländlicher Armut<br />

und Gerechtigkeit) sowie nach den geeigneten Rahmenbedingungen<br />

und Strukturen der Produktion in<br />

den höchst unterschiedlichen Regionen (Rolle der Subventionen,<br />

industrielle Großbetriebe versus kleinbäuerliche<br />

Wirtschaft).<br />

Als ein Symptom für die zunehmenden Landnutzungskonkurrenzen<br />

kann gewertet werden, dass in<br />

den letzten Jahren kapitalkräftige Investoren (z. B.<br />

aus Saudi Arabien oder China) zunehmend versuchen,<br />

sich den Zugang zu fruchtbaren landwirtschaftlichen<br />

Flächen in erheblichen Größenordnungen (insgesamt<br />

mehrere Mio. ha) vor allem in Afrika zu sichern, um<br />

dort mittels industrieller landwirtschaftlicher Produktion<br />

von Nahrungsmitteln oder Bioenergie und nachfolgendem<br />

Export eigene nationale Defizite zu decken<br />

bzw. Gewinne zu erzielen (FAO et al., 2009; von Braun,<br />

2010). Grundsätzlich ist <strong>eine</strong> Zunahme von Direktinvestitionen<br />

in die Landwirtschaft von Entwicklungsländern<br />

zu begrüßen, aber diese häufig plakativ als „land<br />

grabbing“ bezeichneten großskaligen Projekte können,<br />

wenn sie intransparent und ohne Partizipation der<br />

Bevölkerung ablaufen sowie die lokalen Gegebenheiten<br />

und Rechte nicht berücksichtigen, Landnutzungskonflikte<br />

anheizen und die ohnehin prekäre Lage vieler<br />

afrikanischer Kleinbauern zusätzlich belasten (von<br />

Braun und Meinzen-Dick, 2009; BMZ, 2010).<br />

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