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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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Megatrends des Erdsystems 1.1<br />

Kasten 1.1-3<br />

Peak Phosphorus<br />

Neben Stickstoff und Kalium ist Phosphor <strong>eine</strong>r der drei<br />

Hauptbestandteile von Kunstdüngern. Während Stickstoff<br />

über das energieintensive Haber-Bosch-Verfahren in praktisch<br />

unbegrenzten Mengen aus der Luft gewonnen werden<br />

kann, ist Phosphor <strong>eine</strong> knappe endliche Ressource und kann<br />

nicht, wie etwa Öl, durch andere Energieträger oder Stoffe<br />

ersetzt werden. Zur Ernährungssicherung der Weltbevölkerung<br />

und für die steigende Nachfrage nach Energie und biobasierten<br />

Produkten aus der Landnutzung (Kap. 1.2.5) ist<br />

Phosphor als Pflanzennährstoff für die notwendige Steigerung<br />

der Flächenproduktivität unverzichtbar (Bouwman et al.,<br />

2009). Fast 60 % der Phosphatreserven von ca. 16 Mrd. t liegen<br />

in Marokko und China (wobei China nicht exportiert);<br />

Südafrika und die USA folgen in der Liste (USGS, 2010c). Cordell<br />

et al. (2009) schätzen, dass das Fördermaximum (peak<br />

phosphorus) bereits um das Jahr 2030 erreicht sein könnte;<br />

laut Déry und Anderson (2007) wurde der Peak sogar bereits<br />

1989 überschritten. Ähnlich wie beim Erdöl (peak oil) sinkt<br />

danach die Qualität der verbliebenen Phosphatmineralien,<br />

wobei die Produktionskosten steigen. Im Gegensatz zu Öl<br />

können Phosphate zwar nicht substituiert, wohl aber recycelt<br />

werden. Wichtige Strategien sind die effizientere Nutzung<br />

von Phosphatdünger, die Schließung von Nährstoffkreisläufen<br />

in der landwirtschaftlichen Produktion, insbesondere<br />

durch die Anwendung von organischem Dünger, sowie die<br />

Rückgewinnung von Nährstoffen aus Abwasser. Trotz der<br />

zukünftig großen Bedeutung des Problems für die Ernährungssicherung<br />

steht es noch nicht auf der internationalen<br />

politischen Agenda (Vaccari, 2009; Cordell, 2010; Craswell et<br />

al., 2010).<br />

sourcen in absehbarer Zeit knapp werden (Kasten 1.1-3;<br />

Rockström et al., 2009a). Von dieser Menge wird letztlich<br />

fast die Hälfte ins Meer transportiert ( 8,5–9,5 Mt P<br />

pro Jahr). Im Vergleich: Die vorgeschichtliche jährliche<br />

Zufuhr in die Ozeane betrug lediglich ca. 0,2 Mt P<br />

(Mackenzie et al., 2002). Eine derart stark erhöhte<br />

Zufuhr von Phosphor in die Ozeane könnte über lange<br />

Zeiträume zu global weit verbreiteten anoxischen<br />

Zonen in der Tiefsee der Ozeane führen, wie es in der<br />

Erdgeschichte mehrfach der Fall war (Handoh und<br />

Lenton, 2003). Trotz des anthropogen massiv verstärkten<br />

Phosphorflusses sollte <strong>eine</strong> Leitplanke von 11 Mt P<br />

pro Jahr ausreichen, um das Erreichen der kritischen<br />

Belastungsgrenze zu verhindern (Rockström et al.,<br />

2009a). Angesichts des steigenden Bedarfs nach landwirtschaftlichen<br />

Produkten (Kap. 1.2.5) ist diese Leitplanke<br />

nicht mehr weit entfernt.<br />

1.1.5.3<br />

Abbau der stratosphärischen Ozonschicht<br />

Das jährlich saisonal über der Antarktis auftretende<br />

stratosphärische Ozonloch erreichte auch in den letzten<br />

Jahren weiterhin Rekordausmaße, mit geringen<br />

Unterschieden von Jahr zu Jahr. Eine Erholung ist hier<br />

trotz der Erfolge des Montreal-Protokolls, die zu <strong>eine</strong>r<br />

Senkung des Ausstoßes ozonzerstörender Substanzen<br />

geführt haben, auch noch nicht zu erwarten, da sich<br />

die Prozesse noch in der Sättigung befinden. Ähnliches<br />

gilt für den arktischen stratosphärischen Ozon abbau im<br />

Frühjahr, auch hier ist noch k<strong>eine</strong> Trendumkehr messbar.<br />

Auch im globalen Mittel ist <strong>eine</strong> Erholung der<br />

Ozonschicht zu Werten, wie sie vor 1980 herrschten,<br />

noch nicht erreicht, die Schichtdicke hat sich aber in<br />

den letzten Jahren auf <strong>eine</strong>m Niveau von 3,5 % (Nordhemisphäre)<br />

bzw. 6 % (Südhemisphäre) unter dem<br />

Niveau vor 1980 stabilisiert. Entsprechend ist auch die<br />

UV-Belastung in mittleren und hohen Breiten bei klarem<br />

Himmel gegenüber der Zeit vor 1980 noch immer<br />

erhöht.<br />

Es wird erwartet, dass die atmosphärische Konzentration<br />

der im Montreal-Protokoll geregelten ozonzerstörenden<br />

Substanzen (gemessen an ihrem Ozonzerstörungspotenzial<br />

in der Stratosphäre) bis etwa Mitte des<br />

21. Jahrhunderts auf das Niveau von 1980 zurückgeht.<br />

Dennoch wird die Ozonschicht wohl nicht vollständig<br />

in den Zustand von vor 1980 zurückkehren, sondern<br />

aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels auf die<br />

atmosphärischen Zirkulationen dauerhaft verändert<br />

bleiben. Dabei werden in den Tropen geringere Schichtdicken<br />

als vor 1980 erwartet, in den Extratropen größere<br />

Schichtdicken (Li et al., 2009). Ohne <strong>eine</strong> Regulierung<br />

der Emission ozonzerstörender Substanzen, wie<br />

sie durch das Montreal-Protokoll erfolgt ist, wäre <strong>eine</strong><br />

Reduktion der global gemittelten Ozonschichtdicke<br />

um 17 % bis 2020 und um 67 % bis 2065 zu erwarten<br />

gewesen, was bis dahin etwa zu <strong>eine</strong>r Verdopplung<br />

der für die menschliche Haut gefährlichen sommerlichen<br />

UV-Einstrahlung in nördlichen mittleren Breiten<br />

geführt hätte (Newman et al., 2009).<br />

Das Montreal-Protokoll, das 1989 in Kraft trat und<br />

in den darauffolgenden Jahren immer weiter angepasst<br />

und verschärft wurde, ist damit als Erfolg anzusehen.<br />

Über den Schutz der Ozonschicht hinaus hat<br />

es auch zum Klimaschutz beigetragen, da viele der im<br />

Montreal-Protokoll geregelten ozonzerstörenden Substanzen<br />

gleichzeitig starke Treibhausgase sind. Velders<br />

et al. (2007) schätzen, dass der globale Klimaschutzeffekt<br />

des Montreal-Protokolls durch vermiedene Emissionen<br />

im Zeitraum 1990 bis 2010 deutlich über dem des<br />

Kioto-Protokolls liegt.<br />

Speziell in der Antarktis ist jedoch auch ein gegenteiliger<br />

Effekt zu erwarten: Die jährliche Ausbildung<br />

des Ozonlochs beeinflusst über die bodennahen atmosphärischen<br />

Strömungen das lokale Klima und hat so<br />

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