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Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation - Erfolgsfaktoren ...

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Finanzierung der <strong>Transformation</strong> in <strong>eine</strong> klimaverträgliche Gesellschaft 4.5<br />

ausgedehnt worden (Bunse et al., 2007).<br />

Gleichzeitig hat sich in Entwicklungsländern unabhängig<br />

von Energienetzen ein Mikroenergiesystem,<br />

insbesondere im ländlichen Raum entwickelt<br />

( MicroEnergy International, 2008). Hierzu zählen<br />

neben der traditionellen Biomasseverwendung, aufladbare<br />

Autobatterien, Kerosin und Dieselgeneratoren.<br />

Dem Unternehmen Grameen Shakti, <strong>eine</strong>m Tochterunternehmen<br />

der Grameen Bank in Bagladesch, ist<br />

durch <strong>eine</strong> Kombination von Mikrofinanzierung und<br />

erneuerbaren Energien für Mikroenergiesysteme die<br />

Substitution der bisherigen fossilen Energienutzung<br />

gelungen. Das Unternehmen bietet kl<strong>eine</strong> Solaranlagen<br />

für private Häuser an, deren Kauf auf Basis von<br />

Ratenzahlungen über zwei bis drei Jahre finanziert<br />

wird. Zusätzlich hat sich das Unternehmen auf die<br />

technische Beratung und Wartung dieser Solaranlagen<br />

spezialisiert, so dass mit dem Kauf auch ein Servicepaket<br />

(Beratung, Installation, Wartung) genutzt wird.<br />

Die Raten entsprechen dem monatlichen Preis alternativer<br />

Energiequellen wie z. B. Diesel oder Kerosin. Nach<br />

Tilgung des Konsumkredits kann der Haushalt Gewinn<br />

erwirtschaften und s<strong>eine</strong> bisherigen Energieausgaben<br />

für andere Zwecke verwenden (MicroEnergy International,<br />

2008; Kamal, 2010; UNEP, 2011).<br />

Das Modell der Mikrofinanzierung findet auch im<br />

Geschäftsumfeld Anwendung, z. B. um mit Hilfe von<br />

Solarenergie Geschäftsräume zu beleuchten oder neue<br />

Energiedienstleistungen wie Telefon, Internet oder das<br />

Aufladen von Batterien anzubieten (Mohiuddin, 2006;<br />

US-AID, 2009). Größere Projekte der Elektrifizierung<br />

des ländlichen Raums wären Kleinwasserkraftwerke<br />

oder Biogasanlagen, die kapitalintensiver sind und den<br />

Zusammenschluss <strong>eine</strong>r Dorfgemeinschaft erfordern<br />

(WI, 2006; Bunse et al., 2007). Auch solche Projekte<br />

können über Mikrofinanzinstitutionen finanziert werden<br />

(Mohiuddin, 2006).<br />

Eine wichtige Voraussetzung für die <strong>Transformation</strong><br />

in Entwicklungsregionen ist, dass Mikrofinanzinstitutionen<br />

die Elektrifizierung des ländlichen Raums als Ziel<br />

berücksichtigen und Beratungskapazitäten für erneuerbare<br />

Energien aufbauen (Mohiuddin, 2006; Bunse<br />

et al., 2007). Zusätzlich ist es hilfreich, wenn nationale<br />

Regierungen Programme zur Diffusion erneuerbarer<br />

Energien auflegen und Informationskampagnen<br />

starten. Durch Mikrofinanzierung wird es möglich, reichere<br />

Dörfer und Dorfbewohner, die jetzt schon Energiedienstleistungen<br />

in Anspruch nehmen, mit erneuerbaren<br />

Energien zu versorgen, die nicht netzgebunden<br />

sein müssen.<br />

4.5.2.3<br />

Neue Geschäftsmodelle zur Verringerung von<br />

Investitionsbarrieren<br />

Die Belastungen aus hohen Anfangsinvestitionen<br />

(upfront investments) können für einzelne Investoren<br />

– egal ob in Entwicklungs- oder Industrieländern –<br />

dadurch reduziert werden, dass die Investitionsbeträge<br />

„auf mehrere Schultern verteilt“ werden. Dies kann<br />

etwa dadurch erreicht werden, dass klassische Käufer-Verkäufer-Modelle<br />

in neue Geschäftsmodelle mit<br />

neuen Finanzierungs- und Eigentümerstrukturen überführt<br />

werden, die Investitionsbarrieren reduzieren und<br />

Anreizstrukturen verändern.<br />

Miete, Leasing und Gemeinschaftsnutzung<br />

Entsprechende Modelle zeichnen sich beispielsweise<br />

dadurch aus, dass den Kunden in verschiedenen Bereichen<br />

(u. a. Mobilität, Wohnen, Produktion, Konsum)<br />

kombinierte Sach- und Dienstleistungspakete anstelle<br />

von r<strong>eine</strong>n Sachleistungen angeboten werden. Die<br />

Eigentumsrechte an den Gütern verbleiben beim Anbieter,<br />

der sich für <strong>eine</strong> effiziente Ressourcennutzung und<br />

Rückführung der Güter in den Recyclingkreislauf einsetzt.<br />

Bereits etabliert haben sich Konzepte wie das<br />

Car Sharing im Bereich Mobilität und das Energie-<br />

Contracting durch sogenannte Energy Service Companies<br />

(ESCO) im Bereich der Energiebereitstellung und<br />

Energieeffizienz (Kap. 4.3.2). Hier bleibt das Eigentum<br />

an Sachwerten (z. B. Auto, Heizungsanlage, Energierohstoff)<br />

beim Anbieter und die zur Bedürfnisdeckung<br />

notwendigen Sachgüter werden von den Nutzern<br />

nur gemietet bzw. geleast oder es findet <strong>eine</strong><br />

Gemeinschaftsnutzung mit anderen Kunden statt. Kosten<br />

entstehen für Kunden vor allem für die tatsächlich<br />

genutzte Mobilitäts- oder Energiedienstleistung, nicht<br />

jedoch für ein größeres Bündel an künftigen potenziellen<br />

Nutzungen.<br />

Auf diese Weise werden mehrere Investitionsbarrieren<br />

gleichzeitig reduziert. So entstehen für die Nutzer<br />

von Mobilitäts- oder Energiedienstleistungen k<strong>eine</strong><br />

Anfangsinvestitionskosten und das Investitionsrisiko<br />

verbleibt vollständig beim Anbieter, welcher in der<br />

Regel besser als einzelne Haushalte oder Individuen in<br />

der Lage ist, solche Risiken zu tragen. Informations- und<br />

Transaktionskosten bei den Nutzern werden minimiert,<br />

da der Anbieter über das notwendige Wissen verfügt<br />

und meist auch die Instandhaltungs- und Reparaturdienstleistungen<br />

sowie die Rückführung der Sachgüter<br />

in den Recyclingkreislauf übernimmt. Da Vertragsgegenstand<br />

nicht der Verkauf von Sachgütern, sondern<br />

die Erfüllung von Mobilitäts-, Energie- oder ähnlichen<br />

Bedürfnissen ist, zahlen sich Rohstoff- und Energieeffizienz<br />

bei der Leistungserbringung für die Anbieter im<br />

Übrigen direkt aus.<br />

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