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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Ges<strong>und</strong>heit von älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

Für die Gruppe der älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

wird ein deutlich steigender<br />

Pflegebedarf erwartet. Mit einem Anstieg wird<br />

innerhalb der nächsten Dekade gerechnet, wenn<br />

ein Teil der 1. Generation der Arbeitsmigrantinnen<br />

<strong>und</strong> -migranten das 8. Lebensjahrzehnt vollendet<br />

[34]. Der wachsende Pflegebedarf begründet<br />

sich zum einen auf die zunehmende Zahl von<br />

Menschen in dieser Gruppe, zum anderen auf die<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Belastungen, die sich in ihrem<br />

Arbeitsleben angehäuft haben. Besonders Frauen<br />

mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> weisen im Vergleich<br />

zur Mehrheitsbevölkerung häufiger ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Beeinträchtigungen auf <strong>und</strong> erhalten oft zu<br />

viele oder nicht angemessene Medikamente [35].<br />

Im Mikrozensus des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes<br />

gaben im Jahr 2005 insgesamt 114.700 Personen<br />

an, dass Leistungen aus einer Pflegeversicherung<br />

überwiegend zu ihrem Lebensunterhalt<br />

beitragen. Unter diesen Leistungsempfängerinnen<br />

<strong>und</strong> -empfängern wiesen 9,4 % einen <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

auf [9]. In der aktuellen Pflegestatistik<br />

2005 des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes<br />

[36], im Bericht über die Lage der Ausländerinnen<br />

<strong>und</strong> Ausländer in Deutschland [11] wie auch im<br />

fünften Bericht zur Lage der älteren Generation<br />

[34] finden sich keine weitergehenden quantitativen<br />

Schätzungen über den Pflegebedarf <strong>und</strong> die<br />

Pflegesituation von Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

im Allgemeinen oder differenziert nach<br />

Geschlecht.<br />

Die Vorstellungen, die ältere Menschen mit<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> über ihre Versorgung im<br />

Alter haben, unterscheiden sich nur teilweise von<br />

denen der älteren Deutschen. Ältere Menschen<br />

mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> wie auch Deutsche<br />

erwarten Hilfe vor allem von ihrer Partnerin bzw.<br />

ihrem Partner <strong>und</strong> von ihren Kindern. In türkischen<br />

Familien ist zusätzlich ein großes Hilfspotenzial<br />

von Verwandten der gleichen Generation,<br />

vor allem von den Geschwistern, vorhanden<br />

[23, 26]. Allerdings verfügen nicht alle älteren<br />

Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> über Angehörige<br />

in Deutschland oder in erreichbarer Nähe.<br />

Auch bei diesen Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren setzt<br />

sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Familienangehörige<br />

die erforderliche Pflege nicht alfriedenheit.<br />

Im Laufe der Zeit sank sie jedoch unter<br />

das Niveau der Deutschen. Die Werte für die<br />

55-jährigen <strong>und</strong> älteren aus Osteuropa migrierten<br />

Frauen lagen 1995 unter denen der gleichaltrigen<br />

deutschen Frauen, stiegen dann aber leicht an.<br />

Die Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit der Zugewanderten<br />

sank dabei trotz eines insgesamt steigenden<br />

sozioökonomischen Status [30].<br />

Ein ähnliches Ergebnis erbrachte eine Studie<br />

von Zeeb et al. [33]. Sie führten einen Vergleich<br />

der Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit in den Jahren<br />

1984/1985, 1992/1993 <strong>und</strong> 2002/2003 von 45- bis<br />

54-jährigen bzw. 55-jährigen <strong>und</strong> älteren Deutschen<br />

<strong>und</strong> Zuwanderern aus den ehemaligen<br />

Anwerbeländern durch. Im mittleren Alter war<br />

sowohl bei den migrierten Männern als auch bei<br />

den Frauen die Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit in allen<br />

Jahren niedriger als bei den gleichaltrigen Deutschen.<br />

Die zugewanderten Frauen hatten dabei<br />

insgesamt die niedrigste Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit.<br />

Bei den älteren Zuwanderern (mindestens 55<br />

Jahre im Jahr 2003) hatten die Männer 1984 eine<br />

etwas höhere Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit als die<br />

Deutschen. 1992 <strong>und</strong> 2002 lagen die Werte leicht<br />

darunter. Bei den älteren weiblichen Zuwanderern<br />

war die Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit signifikant<br />

niedriger als bei den deutschen Frauen <strong>und</strong> sank<br />

zwischen 1984 <strong>und</strong> 2002 noch deutlich stärker ab.<br />

Ausführlichere Informationen zu Erkrankungshäufigkeit<br />

<strong>und</strong> Sterblichkeit älterer Menschen mit<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> finden sich in Kapitel 3.<br />

5.5 Vorstellungen über Pflege <strong>und</strong> Versorgung<br />

im Alter

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