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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 83<br />

lichen Verständigungsschwierigkeiten zwischen<br />

Zahnärztin bzw. Zahnarzt <strong>und</strong> Patientin/Patient,<br />

aus Informationsdefiziten über Prophylaxemöglichkeiten,<br />

vor allem, wenn sich die Ges<strong>und</strong>heitssysteme<br />

von Herkunfts- <strong>und</strong> Aufnahmeland stark<br />

unterscheiden, aber auch aus einer auf Deutsche<br />

konzentrierten (ethnozentristischen) Angebotsausrichtung<br />

resultieren. Fehlendes Verständnis<br />

für andere Ernährungs- <strong>und</strong> Hygienegewohnheiten<br />

kann die Angst vor der Zahnärztin bzw. dem<br />

Zahnarzt vergrößern, Schamgefühle auslösen <strong>und</strong><br />

deshalb zu einer geringeren Inanspruchnahme<br />

führen (Van Steenkiste 2004) [60].<br />

4.3.9 Schmerzen<br />

Schmerz ist bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen ein<br />

häufig auftretendes Phänomen. Über Verbreitung<br />

<strong>und</strong> Verlauf von Schmerzerkrankungen<br />

im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter ist indes nur wenig<br />

bekannt. In der WHO-Jugendges<strong>und</strong>heitsstudie<br />

wurden Kopfschmerzen, Bauchschmerzen <strong>und</strong><br />

Rückenschmerzen erfasst, indem die Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen gebeten wurden anzugeben,<br />

wie oft sie die genannten Symptome in den letzten<br />

sechs Monaten erlebt haben. In allen drei<br />

Bereichen beklagten Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

mit einseitigem oder beidseitigem <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

häufiger Schmerzen als Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>. Eine<br />

nach Herkunftsland <strong>und</strong> Geschlecht differenzierende<br />

Betrachtung gibt Hinweise auf unterschiedliche<br />

Ges<strong>und</strong>heitsdefinitionen <strong>und</strong> Somatisierungstendenzen<br />

(Tendenz, bei psychischen<br />

Problemen vorwiegend körperliche Symptome<br />

zu empfinden bzw. zu berichten) von Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen, die wiederum kulturell verschieden<br />

gefärbt sind. Das konnte bereits Settertobulte mit<br />

Daten des WHO-Jugendges<strong>und</strong>heitssurveys aus<br />

dem Jahre 1998 für Nordrhein-Westfalen nachweisen<br />

[61]. Tabelle 4.3.9.1 verdeutlicht, dass bei<br />

Mädchen deutscher wie auch nichtdeutscher<br />

Herkunft häufiger als bei Jungen Schmerzen auftraten.<br />

Die geschlechtsspezifischen Differenzen<br />

bei Bauchschmerzen können möglicherweise auf<br />

Menstruationsbeschwerden bei Mädchen zurückgeführt<br />

werden. Da es keine spezielle Frage zu<br />

»Unterleibsschmerzen« gab, wurden diese Beschwerden<br />

vermutlich auch bei »Bauchschmerzen«<br />

angegeben. Vergleichsweise häufig litten<br />

Mädchen aus Italien, Polen <strong>und</strong> dem ehemaligen<br />

Jugoslawien unter Kopfschmerzen. Bauchschmerzen<br />

hatten wiederum häufig italienischstämmige<br />

Mädchen, aber auch Mädchen aus dem<br />

arabischen Raum <strong>und</strong> aus Kosovo bzw. Bosnien.<br />

Die geringsten Verteilungsungleichheiten sind<br />

bei Rückenschmerzen zu verzeichnen, häufiger<br />

betroffen waren hier lediglich die Mädchen aus<br />

dem Kosovo <strong>und</strong> Bosnien. Ein Drittel von ihnen<br />

war innerhalb der letzten sechs Monate regelmäßig<br />

von Rückenschmerzen betroffen.<br />

Tabelle 4.3.9.1<br />

Auftretenshäufigkeit von regelmäßigen Schmerzen (fast jede Woche <strong>und</strong> mehr) in den<br />

letzten sechs Monaten nach Herkunftsland der Mutter<br />

Quelle: WHO-Jugendges<strong>und</strong>heitsstudie 2002, HBSC-Daten für Deutschland (n=23.111),<br />

eigene Auswertung<br />

Herkunftsland Kopfschmerzen Bauchschmerzen Rückenschmerzen<br />

Mädchen Jungen Mädchen Jungen Mädchen Jungen<br />

Deutschland 32 % 17 % 21 % 10 % 21 % 17 %<br />

Türkei 35 % 23 % 24 % 16 % 22 % 23 %<br />

ehem. SU 31 % 15 % 21 % 11 % 19 % 12 %<br />

Italien 44 % 18 % 33 % 16 % 20 % 21 %<br />

Polen 38 % 20 % 21 % 13 % 20 % 19 %<br />

ehem. Jugoslawien 37 % 17 % 22 % 18 % 23 % 21 %<br />

Kosovo, Bosnien 32 % 15 % 34 % 22 % 30 % 11 %<br />

Marokko 26 % 20 % 34 % 31 % 20 % 19 %<br />

Libanon 32 % 21 % 35 % 25 % 19 % 23 %<br />

andere 31 % 18 % 22 % 10 % 20 % 15 %

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