13.06.2015 Aufrufe

Migration und Gesundheit - BITV-Test

Migration und Gesundheit - BITV-Test

Migration und Gesundheit - BITV-Test

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

84<br />

<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

Die auffälligsten Diskrepanzen in der<br />

Schmerz wahrnehmung zwischen Jungen deutscher<br />

<strong>und</strong> nichtdeutscher Herkunft bestehen bei<br />

Bauchschmerzen: Unabhängig vom Herkunftsland<br />

haben Jungen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> im<br />

Vergleich zu den deutschen Jugendlichen häufiger<br />

Bauchschmerzen. Wie die Mädchen leiden auch<br />

die Jungen aus Marokko besonders häufig unter<br />

Bauchschmerzen. Jungen aus der Türkei <strong>und</strong> aus<br />

dem Libanon sind in allen drei Schmerzregionen<br />

häufiger als die deutschen Gleichaltrigen betroffen.<br />

Sowohl Mädchen als auch Jungen aus den<br />

Ländern der früheren Sowjetunion weisen dagegen<br />

die geringsten Differenzen zu den deutschen<br />

Jugendlichen auf.<br />

Im Gegensatz zu den Jugendlichen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

oder binationaler Herkunft ist<br />

ein Zusammenhang zwischen Wohlstandsniveau<br />

<strong>und</strong> Schmerzenshäufigkeit für Jugendliche mit<br />

beidseitigem <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> nicht nachweisbar.<br />

Der kulturelle Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> das Geschlecht<br />

scheinen einen größeren Einfluss auf die<br />

Verarbeitung von Alltagsbelastungen <strong>und</strong> auf die<br />

Schmerzwahrnehmung zu haben.<br />

4.3.10 Psychosoziales Wohlbefinden <strong>und</strong> Lebenszufriedenheit<br />

Der Verlust wichtiger Bezugspersonen im Herkunftsland,<br />

die Anforderungen einer Neuorientierung<br />

<strong>und</strong> Integration, das Aufwachsen in zwei<br />

unterschiedlichen Kulturen sowie Diskriminierungserfahrungen<br />

werden als besondere Risiken<br />

für psychosoziale Belastungen von Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen aus Familien mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

diskutiert [11, 62]. Allerdings kann nicht von<br />

einer generell schlechteren psychischen Befindlichkeit<br />

die Rede sein. Eine 1994 durchgeführte<br />

Befragung von 6.341 Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

im Alter von 10 bis 17 Jahren fand in zentralen<br />

Merkmalen des psychosozialen Wohlbefindens<br />

nur geringe Differenzen zwischen deutschen<br />

<strong>und</strong> ausländischen Jugendlichen. Lediglich zwei<br />

Merkmale wiesen signifikante Unterschiede auf:<br />

Hilflosigkeit <strong>und</strong> Einsamkeit. Immerhin 10 % der<br />

ausländischen Jugendlichen fühlten sich sehr<br />

oft hilflos <strong>und</strong> 8 % sehr oft einsam – jeweils ein<br />

doppelt so hoher Anteil wie unter den deutschen<br />

Jugendlichen [63]. Im Münchner Jugendges<strong>und</strong>heitsbericht<br />

1995 wird berichtet, dass nichtdeutsche<br />

Befragte ihre psychosoziale Situation signifikant<br />

häufiger <strong>und</strong> stärker belastet [64].<br />

Wie aus der Abbildung 4.3.10.1 hervorgeht,<br />

schätzen in der WHO-Ges<strong>und</strong>heitsstudie mehr<br />

Abbildung 4.3.10.1<br />

Überdurchschnittliche Lebenszufriedenheit bei Jugendlichen nach <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

Quelle: WHO-Jugendges<strong>und</strong>heitsstudie 2002, HBSC-Daten für Deutschland (n=23.111), eigene Auswertung<br />

gesamt<br />

Mädchen<br />

Jungen<br />

untere 2 Wohlstandsquartile*<br />

obere 2 Wohlstandsquartile*<br />

mit beidseitigem<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

binational<br />

ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Prozent<br />

* Zuordnung der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen entlang des sozioökonomischen Status ihrer Familie<br />

zu vier Gruppen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!