Migration und Gesundheit - BITV-Test
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<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
Die auffälligsten Diskrepanzen in der<br />
Schmerz wahrnehmung zwischen Jungen deutscher<br />
<strong>und</strong> nichtdeutscher Herkunft bestehen bei<br />
Bauchschmerzen: Unabhängig vom Herkunftsland<br />
haben Jungen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> im<br />
Vergleich zu den deutschen Jugendlichen häufiger<br />
Bauchschmerzen. Wie die Mädchen leiden auch<br />
die Jungen aus Marokko besonders häufig unter<br />
Bauchschmerzen. Jungen aus der Türkei <strong>und</strong> aus<br />
dem Libanon sind in allen drei Schmerzregionen<br />
häufiger als die deutschen Gleichaltrigen betroffen.<br />
Sowohl Mädchen als auch Jungen aus den<br />
Ländern der früheren Sowjetunion weisen dagegen<br />
die geringsten Differenzen zu den deutschen<br />
Jugendlichen auf.<br />
Im Gegensatz zu den Jugendlichen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
oder binationaler Herkunft ist<br />
ein Zusammenhang zwischen Wohlstandsniveau<br />
<strong>und</strong> Schmerzenshäufigkeit für Jugendliche mit<br />
beidseitigem <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> nicht nachweisbar.<br />
Der kulturelle Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> das Geschlecht<br />
scheinen einen größeren Einfluss auf die<br />
Verarbeitung von Alltagsbelastungen <strong>und</strong> auf die<br />
Schmerzwahrnehmung zu haben.<br />
4.3.10 Psychosoziales Wohlbefinden <strong>und</strong> Lebenszufriedenheit<br />
Der Verlust wichtiger Bezugspersonen im Herkunftsland,<br />
die Anforderungen einer Neuorientierung<br />
<strong>und</strong> Integration, das Aufwachsen in zwei<br />
unterschiedlichen Kulturen sowie Diskriminierungserfahrungen<br />
werden als besondere Risiken<br />
für psychosoziale Belastungen von Kindern <strong>und</strong><br />
Jugendlichen aus Familien mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
diskutiert [11, 62]. Allerdings kann nicht von<br />
einer generell schlechteren psychischen Befindlichkeit<br />
die Rede sein. Eine 1994 durchgeführte<br />
Befragung von 6.341 Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
im Alter von 10 bis 17 Jahren fand in zentralen<br />
Merkmalen des psychosozialen Wohlbefindens<br />
nur geringe Differenzen zwischen deutschen<br />
<strong>und</strong> ausländischen Jugendlichen. Lediglich zwei<br />
Merkmale wiesen signifikante Unterschiede auf:<br />
Hilflosigkeit <strong>und</strong> Einsamkeit. Immerhin 10 % der<br />
ausländischen Jugendlichen fühlten sich sehr<br />
oft hilflos <strong>und</strong> 8 % sehr oft einsam – jeweils ein<br />
doppelt so hoher Anteil wie unter den deutschen<br />
Jugendlichen [63]. Im Münchner Jugendges<strong>und</strong>heitsbericht<br />
1995 wird berichtet, dass nichtdeutsche<br />
Befragte ihre psychosoziale Situation signifikant<br />
häufiger <strong>und</strong> stärker belastet [64].<br />
Wie aus der Abbildung 4.3.10.1 hervorgeht,<br />
schätzen in der WHO-Ges<strong>und</strong>heitsstudie mehr<br />
Abbildung 4.3.10.1<br />
Überdurchschnittliche Lebenszufriedenheit bei Jugendlichen nach <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
Quelle: WHO-Jugendges<strong>und</strong>heitsstudie 2002, HBSC-Daten für Deutschland (n=23.111), eigene Auswertung<br />
gesamt<br />
Mädchen<br />
Jungen<br />
untere 2 Wohlstandsquartile*<br />
obere 2 Wohlstandsquartile*<br />
mit beidseitigem<br />
<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
binational<br />
ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
Prozent<br />
* Zuordnung der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen entlang des sozioökonomischen Status ihrer Familie<br />
zu vier Gruppen