Migration und Gesundheit - BITV-Test
Migration und Gesundheit - BITV-Test
Migration und Gesundheit - BITV-Test
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 73<br />
was unter anderem auf der 34. Frühjahrstagung<br />
der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention<br />
(DGS) im März 2006 diskutiert wurde. Es wurde<br />
konstatiert, dass weniger kulturelle Faktoren für<br />
eine erhöhte Suizidalität bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> verantwortlich<br />
seien, sondern vielmehr soziale Einflüsse, wie geringere<br />
Bildungschancen, Arbeitslosigkeit, aber<br />
auch inner- <strong>und</strong> außerfamiliäre Gewalterfahrungen<br />
[12]. Diese Belastungen sowie allgemeine<br />
migrationsspezifische Herausforderungen können<br />
in Depressionen münden. Brucks grenzt im<br />
Zusammenhang mit <strong>Migration</strong> drei Phasen ab,<br />
die besonders anfällig für psychische Krisen bei<br />
Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> sind, vor<br />
allem, wenn sie selber eine <strong>Migration</strong>serfahrung<br />
besitzen. Für Jugendliche ist dies die Phase der<br />
Pubertät, die in Kombination mit <strong>Migration</strong>sprozessen<br />
zu Überforderung im Entwicklungsprozess<br />
führen kann [13]. Krisen <strong>und</strong> Depressionen können<br />
wiederum die Folge sein [14]. Da das Erleben<br />
von Depressionen kulturell verschieden <strong>und</strong> von<br />
unterschiedlichen Formen geprägt sein kann [14],<br />
hat das Deutsche Bündnis gegen Depressionen<br />
e.V. das Thema »Depression <strong>und</strong> <strong>Migration</strong>« zu<br />
einem seiner inhaltlichen Schwerpunkte gemacht.<br />
So startete z. B. im Jahr 2006 in Nürnberg eine<br />
Informationskampagne zum Thema »Depression<br />
bei Ausländern«, die zum Ziel hat, sowohl bei im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen Tätigen migrationsspezifische<br />
Besonderheiten des Themas hervorzuheben als<br />
auch in der türkischen Bevölkerung die Krankheit<br />
sowie Therapiemöglichkeiten publik zu machen<br />
(www.buendnis-depression.de).<br />
4.3.2 Chronische Erkrankung, Behinderung <strong>und</strong><br />
Krankheitshäufigkeit<br />
Trotz eines niedrigeren sozioökonomischen Status<br />
ihrer Herkunftsfamilien sind gemäß einer Analyse<br />
der Mikrozensusdaten von 1995 Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche nichtdeutscher Staatsangehörigkeit<br />
seltener krank als deutsche Kinder. Nach Auskunft<br />
jeweils eines Haushaltsmitglieds waren 5,7 % der<br />
bis 18-jährigen deutschen Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
zum Zeitpunkt der Untersuchung oder vier<br />
Wochen zuvor krank <strong>und</strong> nur 4,8 % der ausländischen<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen [15]. Mikrozensusdaten<br />
von 1999, 2003 <strong>und</strong> 2005 bestätigen diesen<br />
Trend (1999: 4,2 % vs. 3,1 %; 2003: 4,4 % vs. 2,9 %;<br />
2005: 8,9 % vs. 5,7 %). Einschränkend muss formuliert<br />
werden, dass die Angaben im Mikrozensus<br />
auf einer Selbsteinschätzung ohne objektivierbare<br />
Kriterien basieren <strong>und</strong> die Unterschiede auch<br />
Ausdruck einer kulturspezifischen Interpretation<br />
Abbildung 4.3.2.1<br />
Chronische Erkrankung <strong>und</strong> Behinderung bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen nach Herkunftsland der Mutter<br />
Quelle: WHO-Jugendges<strong>und</strong>heitsstudie 2002, HBSC-Daten für Deutschland (n=23.111), eigene Auswertung<br />
Deutschland<br />
Italien<br />
Ehem. Jugoslawien<br />
Libanon<br />
Ehemalige SU<br />
Polen<br />
Türkei<br />
Kosovo, Bosnien<br />
Marokko<br />
Andere<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
Prozent