Migration und Gesundheit - BITV-Test
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Ges<strong>und</strong>heit von älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 103<br />
lein oder in ausreichendem Maße leisten können.<br />
Ältere Frauen mit <strong>Migration</strong>serfahrung waren in<br />
einer Befragung überwiegend der Meinung, dass<br />
ihre Nachkommen die Pflege nicht übernehmen<br />
können bzw. werden [12]. Die Kinder sind meist<br />
selbst erwerbstätig, verfügen zum Teil nur über<br />
kleine Wohnungen <strong>und</strong> geringe finanzielle Ressourcen<br />
<strong>und</strong> haben oft nur unzureichende Kenntnisse<br />
über die Pflege. So kann der Wunsch der<br />
Kinder, die Eltern im Alter zu pflegen, aufgr<strong>und</strong><br />
fehlender Ressourcen eventuell nicht umgesetzt<br />
werden. Dieses Problem wird, wie auch bei deutschen<br />
Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren, allerdings oftmals<br />
verdrängt, bis akut der Pflegebedarf eintritt<br />
[2, 8]. Hinzu kommt ein Schamgefühl, Hilfe von<br />
außen in Anspruch zu nehmen, die eigentlich von<br />
der Familie erwartet wird. Ältere Menschen mit<br />
eigener <strong>Migration</strong>serfahrung leiden nicht selten<br />
unter Schuldgefühlen, da es ihnen aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
<strong>Migration</strong> nicht möglich war, sich um ihre eigenen<br />
Eltern zu kümmern. So fehlen ihnen auch oft<br />
Erfahrungen zum Prozess des Älterwerdens [2].<br />
Die Nutzung von vorhandenen Angeboten<br />
in der deutschen Altenpflege ist z. T. erschwert,<br />
Besonderheiten der Zielgruppe <strong>und</strong> Aspekte des<br />
Versorgungssystems spielen dabei eine Rolle.<br />
Ältere Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
sind kaum über die unterschiedlichen Möglichkeiten<br />
der Altenpflege <strong>und</strong> Versorgung informiert.<br />
So sind die vielfältigen Angebote, z. B. der<br />
ambulanten Pflege, wenig bekannt oder werden<br />
nicht wahrgenommen. Ursachen hierfür können<br />
Sprachprobleme, Vorbehalte gegenüber deutschen<br />
Institutionen, z. B. aufgr<strong>und</strong> schlechter<br />
Erfahrungen, das Vertrauen auf die Hilfe der Kinder<br />
<strong>und</strong> die Unentschlossenheit hinsichtlich des<br />
Aufenthaltsortes im Alter sein. Außerdem ist das<br />
komplizierte deutsche Versorgungssystem selbst<br />
für deutsche Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren schwierig<br />
zu überblicken. In vielen Institutionen in<br />
Deutschland findet gegenwärtig ein Umdenken<br />
hinsichtlich der Gruppe der älteren Menschen<br />
mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> statt, doch noch sind<br />
die wenigsten Einrichtungen auf die speziellen<br />
sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen Bedürfnisse dieser<br />
Zielgruppe vorbereitet [2, 11, 22]. Gerade ambulante<br />
Angebote könnten das vorhandene Hilfspotenzial<br />
der Angehörigen unterstützen <strong>und</strong><br />
eventuell fehlende, auch fachliche Ressourcen<br />
zur Verfügung stellen. Trotzdem wird sich eine<br />
stationäre Pflege – wie auch bei deutschen Seniorinnen<br />
<strong>und</strong> Senioren – gerade bei fehlenden<br />
Angehörigen <strong>und</strong> unzureichenden Wohnverhältnissen<br />
nicht immer vermeiden lassen [8]. Um<br />
ältere Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> besser<br />
über bestehende Angebote zu informieren<br />
<strong>und</strong> die Altenhilfe auf diese neue Zielgruppe einzustellen,<br />
wurden verschiedene Projekte wie die<br />
Informationsreihe »Älter werden in Deutschland«<br />
<strong>und</strong> der »Arbeitskreis Charta für eine kultursensible<br />
Altenhilfe« ins Leben gerufen [37, 38].<br />
Vom B<strong>und</strong>esministerium für Ges<strong>und</strong>heit<br />
wurden im Rahmen eines Modellprogramms zur<br />
Verbesserung der Versorgung Pflegebedürftiger<br />
fünf Projekte gefördert, die sich an Migrantinnen<br />
<strong>und</strong> Migranten der ersten Generation richteten.<br />
Ein weiteres Projekt lief bis in das Jahr 2006, eines<br />
läuft noch bis 2008. Die Projekte betreffen u. a.<br />
den Aufbau von mehrsprachigen Beratungs- <strong>und</strong><br />
Koordinierungs- sowie von internationalen Pflegediensten,<br />
mit dem Ziel, eine bessere Versorgung<br />
älterer <strong>und</strong> von Pflegebedürftigkeit bedrohter bzw.<br />
betroffener Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten der ersten<br />
Generation zu gewährleisten. Die Projekte umfassen<br />
zielgruppenspezifische Beratungsangebote,<br />
Ges<strong>und</strong>heitstraining (Anleitung zu körperlicher<br />
<strong>und</strong> geistiger Bewegung) sowie verschiedene Freizeitangebote<br />
zur Vermeidung von Isolation.