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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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52 <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit Ges<strong>und</strong>heitliche Lage <strong>und</strong> migrationsspezifische Belastungen<br />

Darstellung verzichtet wurde. Bei Frauen liegen die<br />

Zufriedenheitswerte aber insgesamt leicht unter denen<br />

der Männer. In Abschnitt 3.4.3 sowie in Kapitel<br />

5 wird näher auf die Ges<strong>und</strong>heit älterer Menschen<br />

mit Mig rationshintergr<strong>und</strong> eingegangen.<br />

Neben dem Alter <strong>und</strong> dem Geschlecht beeinflussen<br />

Bildungsstatus, Einkommen <strong>und</strong> andere<br />

sozioökonomische Faktoren die Zufriedenheit mit<br />

der eigenen Ges<strong>und</strong>heit. Die im SOEP ermittelten<br />

zunehmenden Unterschiede in der Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit<br />

zwischen Zuwanderern <strong>und</strong><br />

Deutschen können daher nur mittelbar mit dem<br />

<strong>Migration</strong>sstatus in Verbindung gebracht werden.<br />

Unterschiedlich starke Veränderungen der<br />

sozialen Lage von Zuwanderern <strong>und</strong> Deutschen,<br />

insbesondere im mittleren <strong>und</strong> höheren Alter,<br />

können ebenfalls zur zunehmenden Differenz<br />

in der subjektiven Ges<strong>und</strong>heit beitragen <strong>und</strong> sich<br />

zudem geschlechtsspezifisch auswirken. Hierzu<br />

werden derzeit weitere Auswertungen des SOEP<br />

durchgeführt, in denen die unterschiedlichen Einflussfaktoren<br />

gemeinsam betrachtet werden. Bei<br />

(Spät-)Aussiedlerinnen <strong>und</strong> (Spät-)Aussiedlern ist<br />

dies bereits untersucht worden: Ihre Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit<br />

sinkt über die Zeit stärker als bei<br />

Deutschen, obwohl sich ihr sozioökonomischer<br />

Status verbessert [54].<br />

3.3 Risiko- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsverhalten von<br />

Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

3.3.1 Übergewicht<br />

Übergewicht <strong>und</strong> Adipositas gehen mit einem<br />

erhöhten Risiko für Bluthochdruck, koronare<br />

Herzkrankheit (KHK), Typ-2-Diabetes <strong>und</strong> orthopädische<br />

Erkrankungen einher [55]. Mit Hilfe<br />

des Body Mass Index (BMI), der als Quotient aus<br />

dem Körpergewicht (in kg) <strong>und</strong> der Körpergröße<br />

(in m zum Quadrat) berechnet wird, lässt sich ein<br />

erhöhtes Gewicht vom Normalgewicht abgrenzen<br />

(Übergewicht: BMI 25 – < 30 kg/m²; Adipositas:<br />

BMI ≥ 30 kg/m²). Weltweit gesehen trägt auch Untergewicht<br />

(BMI < 18,5 kg/m²) zur Krankheitslast<br />

bei [56]. Internationale Studien [57, 58] sowie Daten<br />

aus Schuleingangsuntersuchungen in Deutschland<br />

[59, 60, 61, 62, 63] deuten darauf hin, dass manche<br />

Bevölkerungsgruppen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>,<br />

darunter insbesondere Kinder, eine erhöhte Prä-<br />

valenz des Übergewichts aufweisen (auf Übergewicht<br />

bei Kindern wird ausführlich im Abschnitt<br />

4.3.7 eingegangen). Repräsentative Daten zum<br />

BMI von erwachsenen Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

liegen in zwei Untergliederungen vor:<br />

nach Staatsangehörigkeit über eine mehrjährige<br />

Periode sowie nach <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> für das<br />

Jahr 2005. In beiden Fällen dient der Mikrozensus<br />

als Datenquelle. Dessen Stärke liegt in der Größe<br />

<strong>und</strong> Repräsentativität der Stichprobe. Körpergröße<br />

<strong>und</strong> Körpergewicht, die zur Berechnung des BMI<br />

dienen, werden aber nicht gemessen, sondern nur<br />

erfragt. Solche Selbstangaben sind weniger zuverlässig<br />

als Messungen durch geschultes Personal<br />

<strong>und</strong> können systematischen Fehleinschätzungen<br />

unterliegen [64]. So geben z. B. übergewichtige<br />

Menschen tendenziell niedrigere Gewichtswerte<br />

an als normal- bzw. untergewichtige Personen [65].<br />

Dies kann zu einer systematischen Unterschätzung<br />

der Bevölkerungsanteile mit einem hohen<br />

BMI führen. Möglich ist auch, dass kulturell unterschiedliche<br />

Schönheitsideale zu systematischen<br />

Verzerrungen der BMI-Angaben in Abhängigkeit<br />

von der Herkunft führen; Untersuchungen hierzu<br />

stehen aus.<br />

Die Auswertung der Mikrozensusdaten der<br />

Jahre 1999, 2003 <strong>und</strong> 2005 nach Staatsangehörigkeit<br />

<strong>und</strong> Geschlecht zeigt, dass bei Frauen mittleren<br />

<strong>und</strong> höheren Alters die mittleren BMI-Werte<br />

der nichtdeutschen Frauen deutlich über denen<br />

der deutschen Frauen liegen (siehe Tabelle 3.3.1.1).<br />

Der Anteil der stark Übergewichtigen (Adipositas,<br />

BMI ≥ 30 kg/m²) unterscheidet sich in einigen<br />

Altersgruppen auffällig zwischen den deutschen<br />

Frauen <strong>und</strong> den Frauen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit.<br />

Ab einem Alter von 40 Jahren weisen<br />

nichtdeutsche Frauen eine deutlich höhere<br />

Adipositasprävalenz als deutsche Frauen auf. In<br />

der Altersgruppe der über 75-Jährigen ist dieser<br />

Unterschied allerdings nicht mehr zu beobachten<br />

(siehe Abbildung 3.3.1.1). Wird bei der Analyse<br />

des Body Mass Index nach <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

statt nach Staatsangehörigkeit aufgegliedert, so ergibt<br />

sich ein weitgehend ähnliches Bild [42].<br />

Ähnliche Ergebnisse zeigt auch der Vergleich<br />

des BMI von türkischen Frauen in der Türkei<br />

mit dem BMI von deutschen Frauen [66]. Niederländische<br />

Studien deuten ebenfalls auf eine<br />

erhöhte Prävalenz von Übergewicht unter zugewanderten<br />

Frauen hin [57]. Gründe hierfür liegen

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