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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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56 <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit Ges<strong>und</strong>heitliche Lage <strong>und</strong> migrationsspezifische Belastungen<br />

eine nach Nichtdeutschen <strong>und</strong> Deutschen differenzierende<br />

Sonderauswertung eignen sich die<br />

Angaben zu Nichraucherinnen/Nichtrauchern, gegenwärtig<br />

regelmäßigen Raucherinnen/Rauchern<br />

(siehe Tabelle 3.3.2.1) <strong>und</strong> dem Durchschnittsalter<br />

bei Rauchbeginn. Andere Variablen weisen große<br />

Daten lücken auf.<br />

Bei den Männern findet sich in den Jahren<br />

2003 <strong>und</strong> 2005 ein höherer Anteil von Rauchern<br />

unter den Nichtdeutschen als unter den Deutschen<br />

(plus 9 % bis 10 %). Der Unterschied zur Berufsschulstudie<br />

von Dill [69] liegt dabei vermutlich in<br />

den unterschiedlichen Altersgruppen begründet.<br />

Der Anteil der regelmäßigen Raucherinnen liegt<br />

unter den nichtdeutschen Frauen in den Altersgruppen<br />

unter 65 Jahren stets niedriger als unter<br />

den deutschen Frauen. Nichtdeutsche Frauen weisen<br />

nur deshalb einen insgesamt höheren Anteil<br />

regelmäßiger Raucherinnen auf, weil in dieser<br />

Gruppe anteilig mehr junge Frauen befragt wurden<br />

als bei den deutschen Frauen. Im Vergleich<br />

der Daten zur Rauchprävalenz im Mikrozensus<br />

1999 (Daten nicht gezeigt) ist in der Altersgruppe<br />

der 40- bis 64-jährigen deutschen Frauen eine<br />

Zunahme der regelmäßigen Raucherinnen bzw.<br />

Raucher zu beobachten, ansonsten scheinen in<br />

allen Gruppen die regelmäßigen Raucherinnen<br />

bzw. Raucher abzunehmen.<br />

Eine Sonderauswertung der Mikrozensusdaten<br />

zum Rauchverhalten nach Schulabschlüssen<br />

<strong>und</strong> Altersgruppen ist möglich, allerdings<br />

lässt sich diese zusätzliche Auswertung wegen zu<br />

geringer Fallzahlen nicht geschlechtsspezifisch<br />

durchführen. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird auf eine<br />

detaillierte Darstellung verzichtet. In der Tendenz<br />

bestätigen die Mikrozensusdaten die Beobachtung,<br />

dass mit steigendem Bildungsgrad der Anteil<br />

der Raucherinnen bzw. Raucher abnimmt [70].<br />

Diese Beobachtung gilt sowohl für deutsche als<br />

auch für nichtdeutsche Staatsangehörige. Da sich<br />

Tabakkonsummuster auch zwischen Migrantengruppen<br />

verschiedener Herkunft erheblich unterscheiden<br />

können, wäre die Ergänzung zukünftiger<br />

Erhebungen in Deutschland um entsprechend<br />

differenzierte Daten sinnvoll.<br />

Wertet man die Daten des Mikrozensus 2005<br />

nach <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> (statt wie oben nach<br />

Staatsangehörigkeit) aus, so zeigt sich analog zu<br />

Tabelle 3.3.2.1 sowohl bei Männern als auch bei<br />

Frauen ein Rückgang des Tabakkonsums mit zu-<br />

nehmendem Alter [42]. Anders als beim Vergleich<br />

»deutsch« vs. »nichtdeutsch« zählen Frauen mit<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> aber häufiger zu den<br />

Nichtraucherinnen als Frauen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

(79,2 vs. 77,3 %) [42]. Dieser Unterschied<br />

zur Auswertung nach Staatsangehörigkeit<br />

kann nicht allein durch eine unterschiedliche<br />

Altersverteilung erklärt werden, sondern spiegelt<br />

wirkliche Unterschiede wider.<br />

Medikamentenabhängigkeit<br />

Zur Frage der Verbreitung von Medikamentennutzung<br />

<strong>und</strong> -abhängigkeit bei Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

stehen derzeit keine aussagekräftigen<br />

Informationen zur Verfügung. Es wird<br />

geschätzt, dass in Deutschland ca. 1,4 Millionen<br />

Personen medikamentabhängig sind [71]. Versuche,<br />

aus dem ausländischen Bevölkerungsanteil<br />

auf die vermutliche Zahl von betroffenen ausländischen<br />

Staatsangehörigen zu schließen, sind wissenschaftlich<br />

kaum haltbar. Hier sind zunächst<br />

weitere Studien erforderlich.<br />

Alkoholkonsum<br />

Alkohol ist ein gesellschaftlich weitgehend akzeptiertes<br />

Suchtmittel. Dies steht im Kontrast zu<br />

den ausgeprägten ges<strong>und</strong>heitlichen <strong>und</strong> sozialen<br />

Folgen eines ständigen oder exzessiven Konsums.<br />

Stärker als der Tabakkonsum wird der Alkoholkonsum<br />

auch von religiösen Vorschriften erfasst.<br />

So finden sich beim Alkoholkonsum je nach Religionszugehörigkeit<br />

erhebliche Unterschiede bei<br />

Jugendlichen. Gemäß der allerdings nicht repräsentativen<br />

Studie von Dill konsumieren nur 37 %<br />

der islamischen Jugendlichen gegenüber 62 %<br />

der Jugendlichen mit anderer Religionszugehörigkeit<br />

Alkohol [69]. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer<br />

in Deutschland nimmt die Häufigkeit<br />

des Alkoholkonsums zu. Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>,<br />

die in Deutschland geboren <strong>und</strong><br />

aufgewachsen sind, trinken häufiger alkoholische<br />

Getränke als Jugendliche, die erst nach 1990 nach<br />

Deutschland gezogen sind. Es scheint, dass eine<br />

hohe soziale Integration in die Peergroup (Gruppe<br />

von Gleichaltrigen) den Alkoholkonsum von<br />

türkischen Jugendlichen begünstigt, während bei<br />

deutschen Jugendlichen eher ein psychosomatischer<br />

Beschwerdedruck den Alkoholkonsum fördert<br />

[72]. Weder der durchschnittlich niedrigere<br />

Konsum noch seine absehbare Angleichung an

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