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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Prävention für Menschen mit <strong>Migration</strong>shinterg<strong>und</strong><br />

fachärztlichen <strong>und</strong> psychiatrischen Versorgung,<br />

des öffentlichen Ges<strong>und</strong>heitswesens sowie der<br />

Krankenversicherungen hingegen waren die Besucher<br />

der Informationsveranstaltungen jedoch<br />

meistens nicht vertraut gewesen. 44 % hatten noch<br />

nichts von sozialpsychiatrischen Diensten gehört,<br />

54 % kannten keine Krisendienste <strong>und</strong> 39 % waren<br />

die Einrichtungen der Patientenberatungsstellen<br />

nicht bekannt.<br />

7.5 Schlussfolgerung: Stand der Prävention für<br />

Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

Die im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung höhere<br />

Sterblichkeit von Säuglingen, die geringeren<br />

Durchimpfungsraten, die geringere Inanspruchnahme<br />

von Früherkennungsuntersuchungen für<br />

Kinder <strong>und</strong> die erhöhte Kariesprävalenz weisen<br />

auf einen Bedarf an Prävention <strong>und</strong> Information<br />

für Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> hin.<br />

Diesem besonderen Bedarf wird zunehmend<br />

durch Projektangebote, Beratungsleistungen <strong>und</strong><br />

Forschungstätigkeit begegnet.<br />

Hier engagieren sich insbesondere Vereine,<br />

Wohlfahrtsverbände <strong>und</strong> freie Träger, die nach<br />

der BZgA-Datenbank »Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

bei sozial Benachteiligten« ca. 80 % der erfassten<br />

Präventionsprojekte für Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

durchführen. Öffentliche<br />

Ges<strong>und</strong>heitsdienste mit ihren Angeboten im Bereich<br />

Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung sowie<br />

Krankenkassen <strong>und</strong> Bildungseinrichtungen<br />

sind in der Datenbank unterrepräsentiert. Zudem<br />

berücksichtigen zwei Drittel aller registrierten<br />

Projekte für sozial Benachteiligte die Gruppe der<br />

Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> gar nicht.<br />

Von den Angeboten, die sich an diese Gruppe<br />

wenden, sind zwei Drittel Beratungs-, Bildungsoder<br />

Schulungsangebote. Darüber hinaus werden<br />

auch punktuelle oder zeitlich begrenzte Maßnahmen,<br />

die lediglich aus einzelnen Aktionstagen bestehen,<br />

angeboten.<br />

Unklar bleibt oft, wie, ob <strong>und</strong> wie viele Menschen<br />

erreicht werden. Derzeit kann nur bei ca.<br />

18 % der Projekte aus der Datenbank auf Ergebnisse<br />

einer Evaluation zurückgegriffen werden. Bei<br />

den Projekten, in denen eine Qualitätssicherung<br />

stattfindet, wird die Evaluation zum großen Teil<br />

durch die Projektträger selbst durchgeführt.<br />

Die Mehrheit der Projekte bieten Maßnahmen<br />

für Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

unter Beteiligung von Multiplikatorinnen <strong>und</strong><br />

Multiplikatoren, Mediatorinnen <strong>und</strong> Mediatoren<br />

sowie Dolmetscherinnen <strong>und</strong> Dolmetschern an.<br />

Mediatorenprojekte weisen einen Weg, um ges<strong>und</strong>heitsrelevante<br />

Informationen auch für bislang<br />

weniger erfolgreich integrierte Menschen mit<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> zugänglich zu machen.<br />

Ein beispielhaftes Mediatorenprojekt mit der<br />

derzeit größten Reichweite ist das »MiMi-Projekt<br />

– Mit Migranten für Migranten«. Es führt muttersprachliche<br />

Informationsveranstaltungen zu Leistungen<br />

<strong>und</strong> Präventionsangeboten des deutschen<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens in Settings durch, die für<br />

Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> besonders<br />

geeignet sind. Ob Mediatorenprojekte für diese<br />

Zielgruppe eine solide Basis hinsichtlich Qualität,<br />

Effizienz <strong>und</strong> Nachhaltigkeit haben, wird sich<br />

durch fortlaufende Evaluation erweisen müssen.<br />

Die Realisierung einer transkulturellen Prävention<br />

in Deutschland stellt auch in Zukunft eine<br />

Herausforderung für die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung,<br />

die Kostenträger sowie die Forschung dar.<br />

Quellenverzeichnis<br />

1. Hommes M (2003) Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung<br />

<strong>und</strong> Integration. In: Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung<br />

für <strong>Migration</strong> Flüchtlinge <strong>und</strong> Integration<br />

(Hrsg) Ges<strong>und</strong>e Integration. Dokumentation der<br />

Fachtagung am 20. <strong>und</strong> 21 Februar 2003 in Berlin.<br />

Bonner Universitäts-Buchdruckerei, Bonn Berlin<br />

2. Domenig D (2001) <strong>Migration</strong>, Drogen, transkulturelle<br />

Kompetenz. Hans Huber Verlag, Bern<br />

3. Sluzki CE (2001) Psychologische Phasen der <strong>Migration</strong><br />

<strong>und</strong> ihre Auswirkungen. In: Hegemann T,<br />

Salman R (Hrsg) Transkulturelle Psychiatrie. Konzepte<br />

für die Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturen.<br />

Psychiatrie Verlag, Bonn<br />

4. Collatz J (2001) <strong>Migration</strong> in Deutschland – demographische,<br />

gesellschaftlich-soziale sowie psychosoziale<br />

Faktoren <strong>und</strong> Entwicklungen. In: Schneller T,<br />

Salman R, Goepel C (Hrsg) Handbuch Oralprophylaxe<br />

<strong>und</strong> M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit bei Migranten. Stand,<br />

Praxiskonzepte <strong>und</strong> interkulturelle Perspektiven in<br />

Deutschland <strong>und</strong> Europa. DAJ, Bonn<br />

5. Özsahin A (2001) Zum Stand der M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> der zahnmedizinischen Versorgung in der Türkei.<br />

In: Schneller T, Salman R, Goepel C (Hrsg) Handbuch<br />

Oralprophylaxe <strong>und</strong> M<strong>und</strong>ges<strong>und</strong>heit bei Migranten.<br />

Stand, Praxiskonzepte <strong>und</strong> interkulturelle Perspektiven<br />

in Deutschland <strong>und</strong> Europa. DAJ, Bonn

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