Migration und Gesundheit - BITV-Test
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Ges<strong>und</strong>heit von älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 95<br />
5 Ges<strong>und</strong>heit von älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
Die Zahl der älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
sowie ihr Anteil an der gesamten Bevölkerung<br />
mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> wachsen<br />
in Deutschland stark. Dies geschieht mit einiger<br />
Verzögerung zur deutschen Bevölkerung ohne<br />
<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>, bei der der Anteil der<br />
älteren Menschen aufgr<strong>und</strong> der demografischen<br />
Alterung schon jetzt hoch ist. Noch bilden die<br />
älte ren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
eine Gruppe von relativ jungen Alten im Altersbereich<br />
von ca. 60 bis 80 Jahren, doch dies<br />
wird sich in den nächsten Jahren zunehmend<br />
ändern. Wie in der Gesamtbevölkerung ist das<br />
Älterwerden auch bei Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
mit besonderen Herausforderungen<br />
verb<strong>und</strong>en; diese werden im Unterkapitel 5.1 beschrieben.<br />
Zusätzlich zu unmittelbar altersbedingten<br />
Prob lemlagen kommen bei dieser Gruppe<br />
noch spezifische migrationsbedingte Aspekte<br />
hinzu. Im Folgenden soll zunächst der Begriff<br />
»Alter« näher betrachtet <strong>und</strong> dann die wachsende<br />
Bedeutung der Gruppe älterer Menschen mit<br />
<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> auf der Gr<strong>und</strong>lage aktueller<br />
<strong>und</strong> für die Zukunft geschätzter Zahlen aufgezeigt<br />
werden. Anhand ausgewählter Aspekte der<br />
Lebenslage werden Rückschlüsse auf die Ges<strong>und</strong>heitsbelastungen<br />
gezogen, da differenzierte<br />
Daten zur Ges<strong>und</strong>heit älterer Menschen mit<br />
<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> kaum vorhanden sind.<br />
Abschließend werden die Vorstellungen dieser<br />
Zielgruppe über ihre Versorgung bei Pflegebedürftigkeit<br />
diskutiert.<br />
5.1 Definition von Alter<br />
Das Alter ist nicht mit der Lebenszeit in Jahren<br />
gleichzusetzen. Jeder Mensch hat seine eigene<br />
Vorstellung davon, wann jemand alt ist oder wann<br />
er selbst alt ist. Dies kann sich im Verlauf des<br />
Lebens ändern. Die Altersforschung (Gerontologie)<br />
unterscheidet demgemäß zwischen biologisch-physiologischem,<br />
psychologischem <strong>und</strong><br />
sozialem Alter. Das biologisch-physiologische<br />
Alter ist vor allem durch die zunehmende Anfälligkeit<br />
für Krankheiten (Vulnerabilität) <strong>und</strong><br />
den Verlust körperlicher Funktionen gekennzeichnet.<br />
Diese Veränderungen gehören zum<br />
normalen Altern, sind aber bei jedem Menschen<br />
unterschiedlich. Sie sind von genetischen Faktoren<br />
ebenso abhängig wie vom individuellen<br />
Lebensverlauf. Beim psychologischen Alter steht<br />
die geistige Funktion im Vordergr<strong>und</strong>. Hier treten<br />
zwar Verluste in der Geschwindigkeit der<br />
Informationsverarbeitung auf, aber gleichzeitig<br />
helfen Erfahrungen des bisherigen Lebens, Herausforderungen<br />
im Alter trotz Einschränkungen<br />
besser zu bewältigen [1]. Das soziale Alter wird<br />
durch gesellschaftliche Rollen bestimmt. Es ist<br />
gekennzeichnet z. B. durch den Austritt aus dem<br />
Erwerbsleben <strong>und</strong> birgt sowohl die Gefahr der<br />
gesellschaftlichen Isolation als auch die Chance,<br />
sich neuen Interessen <strong>und</strong> Aufgaben zu widmen<br />
[1]. Das Altern wird von biologischen, sozialen,<br />
ökonomischen, ökologischen <strong>und</strong> psychischen<br />
Faktoren beeinflusst, weshalb eine positive Lebensgestaltung<br />
im Alter von ausreichenden Ressourcen<br />
in diesen Bereichen abhängig ist [2].<br />
Zu allgemeinen Problemlagen des Alters wie<br />
Renten- <strong>und</strong> Wohnproblemen, Verwitwung <strong>und</strong><br />
Verschlechterung der Ges<strong>und</strong>heit kommen bei<br />
älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
noch migrationsspezifische Aspekte des Älterwerdens<br />
hinzu [3], die in Unterkapitel 5.3 näher<br />
erläutert werden. Beachtet werden muss, dass<br />
auch die Gruppe der älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>,<br />
selbst wenn sie aus demselben<br />
Herkunftsland stammt, sehr heterogen ist.<br />
5.2 Demografische Situation<br />
Bis vor kurzem war die genaue Zahl der in Deutschland<br />
lebenden älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
nicht bekannt. Erfasst <strong>und</strong> berichtet<br />
wurden nur die Zahl <strong>und</strong> das Alter derjenigen<br />
Menschen, die in Deutschland gemeldet sind <strong>und</strong><br />
keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen sowie<br />
die Anzahl von zugewanderten Personen, wie z. B.<br />
von (Spät-)Aussiedlerinnen <strong>und</strong> -aussiedlern, die<br />
einen deutschen Pass erhalten. Die Altersverteilung<br />
der letztgenannten Gruppe ist nur zum Zeitpunkt<br />
der Einreise bekannt, danach werden sie der<br />
deutschen Bevölkerung subsumiert.