Migration und Gesundheit - BITV-Test
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58 <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit Ges<strong>und</strong>heitliche Lage <strong>und</strong> migrationsspezifische Belastungen<br />
Jugoslawien. Im Verhältnis zu ihrem Wohnbevölkerungsanteil<br />
weisen russische <strong>und</strong> kasachische<br />
Staatsangehörige die mit Abstand höchste<br />
so genannte Belastungszahl auf (Anzahl der Tatverdächtigen,<br />
d. h. polizeilich erstauffällige Konsumenten<br />
harter Drogen, je 100.000 Einwohner der<br />
jeweiligen Bevölkerungsgruppe in Deutschland,<br />
siehe Tabelle 3.3.2.3). Bei diesen beiden Bevölkerungsgruppen<br />
konsumiert der überwiegende Teil<br />
der Erstauffälligen Heroin (Kasachen über 91 %,<br />
russische Staatsangehörige über 75 %). Bei der<br />
Bewertung der Belastungszahlen ist zu beachten,<br />
dass Kasachen <strong>und</strong> Russen in vielen Fällen zu der<br />
Gruppe der Spätaussiedlerinnen <strong>und</strong> -aussiedler<br />
gehören. Sie erhalten mit ihrer Aufnahme <strong>und</strong><br />
der Begründung eines ständigen Wohnsitzes im<br />
B<strong>und</strong>esgebiet die Rechtsstellung eines Deutschen<br />
(Statusdeutscher). Wenn das B<strong>und</strong>esverwaltungsamt<br />
die Spätaussiedlereigenschaft bescheinigt hat,<br />
erwerben sie kraft Gesetzes die deutsche Staatsangehörigkeit.<br />
Dies trifft auch für Ehegatten <strong>und</strong><br />
weitere Familienmitglieder zu, die in den Aufnahmebescheid<br />
einbezogen werden.<br />
Wenn die jungen Erwachsenen nicht zu den<br />
in einen Aufnahmebescheid einbezogenen Familienangehörigen<br />
gehören, bleiben sie bei der<br />
Aufnahme in Deutschland zunächst Ausländer.<br />
Sie können dann nach allgemeinen staatsangehörigkeitsrechtlichen<br />
Vorschriften eingebürgert<br />
werden. Die Bezugsbevölkerung für die Berechnung<br />
der Belastungszahl wäre also bei Berücksichtigung<br />
aller aus Russland <strong>und</strong> Kasachstan<br />
Zugewanderten größer, wodurch sich die Belastungszahl<br />
verringern würde.<br />
Aussagen bezüglich der Drogenproblematik<br />
bei (Spät-)Aussiedlerinnen <strong>und</strong> (Spät-)Aussiedlern<br />
lassen sich auf der Gr<strong>und</strong>lage der bereits erwähnten<br />
Daten zu Rauschgifttoten aus der Falldatei<br />
Rauschgift (siehe Abschnitt 3.1.4) treffen. Diese<br />
Statistik deutet auf ein erhöhtes Risiko für junge<br />
männliche (Spät-)Aussiedler hin, in Folge ihres<br />
Rauschgiftkonsums zu sterben [21].<br />
Insgesamt ergeben die vorliegenden Daten<br />
Hinweise auf Unterschiede im Suchtmittelgebrauch<br />
zwischen deutschen <strong>und</strong> nichtdeutschen<br />
Staatsangehörigen bzw. bei Menschen mit <strong>und</strong><br />
ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>. Der Tabakkonsum<br />
ist bei männlichen Ausländern bzw. Männern mit<br />
<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> stärker verbreitet als bei<br />
deutschen Männern bzw. Männern ohne Migradie<br />
Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung ist allerdings<br />
eingeschränkt, da sie vom Fahndungsverhalten<br />
der Polizei abhängig sind <strong>und</strong> fahndungspolitische<br />
Entscheidungen einen starken Einfluss auf<br />
die Datenlage haben können. Bei den in der Kriminalitätsstatistik<br />
verfügbaren Daten zur Häufigkeit<br />
des illegalen Drogengebrauchs handelt es sich<br />
um Schätzungen. Sie werden auf der Basis der<br />
polizeilich registrierten Erstkonsumenten harter<br />
Drogen <strong>und</strong> der registrierten Drogentoten errechnet<br />
(zum Verfahren siehe [77]). Für das Jahr 2001<br />
wird die Zahl der Konsumentinnen <strong>und</strong> Konsumenten<br />
harter Drogen b<strong>und</strong>esweit auf 349.000<br />
bis 395.000 geschätzt [78]. Im Berichtsjahr 2001<br />
machten die nichtdeutschen Konsumenten harter<br />
Drogen, die zum ersten Mal bei der Polizei<br />
wegen ihres Konsums auffällig wurden, einen<br />
Anteil von 19,6 % aus. Dies bedeutet gegenüber<br />
dem Jahr 2000 einen deutlichen Rückgang um<br />
4,8 %. Dieser Rückgang gilt für alle Drogenarten<br />
außer Kokain <strong>und</strong> LSD. Ein Anteil von knapp<br />
20 % liegt zwar über dem Bevölkerungsanteil der<br />
ausländischen Staatsangehörigen an der entsprechenden<br />
Altersgruppe, eine Einbeziehung von<br />
Stadt-Land-Unterschieden in Drogenkonsum <strong>und</strong><br />
Bevölkerungsanteilen würde diesen Unterschied<br />
jedoch relativieren. Bezogen auf die einzelnen<br />
Staatsangehörigkeiten sind unter den nichtdeutschen<br />
Erstauffälligen bei harten Drogen türkische<br />
Staatsangehörige mit 22,7 % am stärksten vertreten.<br />
Danach folgen italienische Staatsangehörige<br />
mit 11,5 % sowie Personen aus dem ehemaligen<br />
Tabelle 3.3.2.3<br />
Belastungszahlen von erstauffälligen Konsumenten harter<br />
Drogen nach Staatsangehörigkeiten, 2001<br />
Quelle: INPOL nach B<strong>und</strong>eskriminalamt 2001 [78]<br />
Staatsangehörigkeit Belastungszahl *<br />
Kasachisch 226,5<br />
Russisch 137,2<br />
Italienisch 81,3<br />
Österreichisch 68,2<br />
Polnisch 54,1<br />
Türkisch 49,5<br />
aus den Staaten des<br />
ehemaligen Jugoslawiens<br />
43,3<br />
zum Vergleich: Deutsch 23,9<br />
* Anzahl der Tatverdächtigen, d. h. polizeilich erstauffällige Konsumenten<br />
harter Drogen, je 100.000 Einwohner der jeweiligen Bevölkerungsgruppe<br />
in Deutschland