Migration und Gesundheit - BITV-Test
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<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
8.2.4 Sozioökonomischer Status vs. <strong>Migration</strong>sstatus<br />
Ges<strong>und</strong>heitliche Unterschiede in der Bevölkerung<br />
sind stark durch sozioökonomische Unterschiede<br />
bestimmt [6]. Bis heute erhebt die gesamte amtliche<br />
Statistik in Deutschland aber nur unzureichend<br />
Angaben zum sozioökonomischen Status.<br />
Daher bleibt unklar, welcher Anteil der Ges<strong>und</strong>heitsbelastung<br />
von Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
auf migrationsbedingte Faktoren zurückzuführen<br />
ist <strong>und</strong> welcher Anteil statusspezifisch<br />
ist.<br />
8.2.5 Perspektiven für die Praxis<br />
In Deutschland wird bereits viel getan, um Menschen<br />
mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> den Zugang zu<br />
den Ges<strong>und</strong>heitsdiensten zu erleichtern. Für den<br />
größten Teil der Betroffenen besteht ein gesetzlicher<br />
Anspruch auf Ges<strong>und</strong>heitsversorgung in<br />
gleicher Weise wie für die Mehrheitsbevölkerung<br />
ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>. Daneben gibt es<br />
vielfältige Bemühungen, sprachlich oder kulturell<br />
bedingte Hindernisse abzubauen. Im Bereich<br />
der ges<strong>und</strong>heitlichen Versorgung <strong>und</strong> der gesellschaftlichen<br />
Akzeptanz von Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
finden sich aber auch noch<br />
Herausforderungen <strong>und</strong> offene Fragen:<br />
▶ Es werden vielerorts bereits Hilfestellungen<br />
sprachlicher <strong>und</strong> kultureller Art für die Kommunikation<br />
im Ges<strong>und</strong>heitsbereich bereitgestellt.<br />
Dolmetscherdienste <strong>und</strong> mehrsprachige<br />
Informationsmaterialien, aber auch Weiterbildungsangebote<br />
für Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
im Ges<strong>und</strong>heitsbereich, werden aber<br />
noch nicht flächendeckend angeboten. Das<br />
trägt dazu bei, dass nicht immer ausreichend<br />
auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Patientinnen<br />
<strong>und</strong> Patienten mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
eingegangen werden kann.<br />
▶ Im Bereich der Prävention gibt es bereits viele<br />
Angebote, die sich speziell an Menschen mit<br />
<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> richten <strong>und</strong> deren Bedürfnisse<br />
berücksichtigen. Welches die wirksamsten<br />
Strategien sind, um die Teilnahme<br />
von Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
an Präventionsangeboten zu erhöhen, wird<br />
zurzeit noch diskutiert. Das betrifft nicht nur<br />
Angebote wie Vorsorgeuntersuchungen für<br />
Kinder, HIV-Prävention <strong>und</strong> zahnärztliche<br />
Prophylaxe. Auch die Prävention chronischer,<br />
durch den Lebensstil bedingter Erkrankungen<br />
gehört dazu. Ein aufsuchender Ansatz scheint<br />
hierbei Erfolg versprechender als der übliche<br />
»Komm«-Ansatz.<br />
▶ Viele Einrichtungen <strong>und</strong> Angebote der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
öffnen sich bereits aktiv<br />
gegenüber Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>.<br />
Aber nicht immer gelingt das im gewünschten<br />
Maße oder mit sichtbarem Erfolg.<br />
So werden beispielsweise Angebote im Bereich<br />
der Altenpflege von älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> ihren Familien bislang<br />
noch unzureichend wahrgenommen <strong>und</strong> erschlossen.<br />
▶ Im deutschen Ges<strong>und</strong>heitssystem werden zunehmend<br />
Wirksamkeitsnachweise für neue<br />
Angebote <strong>und</strong> Maßnahmen gefordert. Spezifische<br />
Angebote für Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
werden zurzeit noch selten evaluiert<br />
– auch gut gemeinte Ansätze sind nicht<br />
immer wirksam <strong>und</strong> hilfreich für die Zielgruppe.<br />
▶ Die Bedeutung einer geschlechtsspezifischen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung wird in Deutschland<br />
zunehmend erkannt. Inwieweit Menschen mit<br />
<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> hier einen besonderen<br />
Bedarf haben, ist noch nicht ermittelt.<br />
▶ Die Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsforschung sieht<br />
Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> seit<br />
langem als gleichberechtigten Teil der Bevölkerung<br />
Deutschlands. Gleichwohl wird diese<br />
Bevölkerungsgruppe immer noch nicht routinemäßig<br />
in alle bevölkerungsbezogenen <strong>und</strong><br />
nutzer- bzw. patientenbezogenen Studien mit<br />
ges<strong>und</strong>heitlicher Thematik einbezogen.<br />
Auch im Bereich der gesellschaftlichen Akzeptanz<br />
von Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
wurde in Deutschland bereits viel erreicht. Weitere<br />
Verbesserungen könnten die ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Situation der Zielgruppe positiv beeinflussen.<br />
Offensichtlich ist, dass Ausgrenzung oder Fremdenfeindlichkeit<br />
direkte <strong>und</strong> indirekte negative ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Folgen mit sich bringen. Aber auch<br />
unzureichende unterstützende Maßnahmen im<br />
sozialen Bereich können ges<strong>und</strong>heitliche Auswir-