Migration und Gesundheit - BITV-Test
Migration und Gesundheit - BITV-Test
Migration und Gesundheit - BITV-Test
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ges<strong>und</strong>heit von älteren Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 97<br />
Der Männeranteil sinkt von 49 % in der Altersklasse<br />
von 55 bis 64 Jahren kontinuierlich auf<br />
einen Anteil von unter 18 % bei den 95-Jährigen<br />
<strong>und</strong> Älteren (siehe Tabelle 5.2.1) [9] (eigene Berechnungen).<br />
In der Bevölkerung mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
ist dagegen der Männeranteil höher<br />
(51 %). Dieser Unterschied beruht vorwiegend auf<br />
einem höheren Anteil von Männern in den Altersklassen<br />
von 55 Jahren bis 74 Jahren (siehe Tabelle<br />
5.2.1) [9] (eigene Berechnungen). Dies erklärt sich<br />
– wie mit Blick auf türkische Staatsangehörige<br />
bereits ausgeführt – aus der Anwerbephase von<br />
Arbeitsmigranten: Bevorzugt wurden Männer<br />
angeworben (vgl. Abschnitt 2.2.4). Erst in der Altersklasse<br />
ab 75 bis 84 Jahren kehrt sich das Verhältnis<br />
aufgr<strong>und</strong> der höheren Lebenserwartung<br />
von Frauen um (siehe Tabelle 5.2.1). Auch in der<br />
Bevölkerung mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> ist das<br />
höhere Alter also durch einen höheren Frauenanteil<br />
gekennzeichnet.<br />
5.3 Lebenslagen älterer Menschen mit<br />
<strong>Migration</strong>s hintergr<strong>und</strong><br />
5.3.1 Materielle Situation<br />
Das Armutsrisiko der 60-jährigen <strong>und</strong> älteren<br />
ausländischen Staatsangehörigen ist laut einem<br />
Bericht zur Verteilung der Einkommen 1999 bis<br />
2003 stark gestiegen, während das Armutsrisiko<br />
der älteren Deutschen sank [10] (vgl. Abschnitt<br />
2.3.5). Im Jahr 2003 lag die Armutsrisikoquote für<br />
Deutsche ab 60 Jahren bei 9,7 % im Vergleich zu<br />
32,1 % bei den Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländern.<br />
Bei (Spät-)Aussiedlerinnen <strong>und</strong> (Spät-)Aussiedlern<br />
ab 60 Jahren lag die Armutsrisikoquote bei<br />
25,7 % [11]. Besonders hoch ist das Armutsrisiko<br />
für ältere alleinstehende Frauen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>,<br />
die meist selbst migriert sind [12].<br />
Ältere Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> verfügen<br />
oft über eine niedrigere Rente als Menschen<br />
ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>, da sie häufig ein<br />
vergleichsweise geringeres Einkommen hatten,<br />
sowie kürzere Beitragszeiten <strong>und</strong> ein überdurchschnittlich<br />
hohes Arbeitslosigkeitsrisiko aufweisen<br />
[8]. Insbesondere Arbeitsmigrantinnen <strong>und</strong><br />
-migranten treten aufgr<strong>und</strong> ihrer spezifischen Arbeits-<br />
<strong>und</strong> Lebensbedingungen oft schon früher<br />
aus dem Berufsleben aus <strong>und</strong> sind dann auf Früh-<br />
rente angewiesen. Öfter als bei den Deutschen<br />
muss zusätzlich Sozialhilfe beantragt werden. Im<br />
Alter von 60 bis 64 Jahren bezogen 2004 8,3 %<br />
der Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer Sozialhilfe<br />
(Frauen: 10,3 %; Männer: 6,7 %), dagegen nur 1,4 %<br />
der Deutschen [13]. Unter den 65-Jährigen <strong>und</strong><br />
Älteren erhielten 4,8 % ausländische Staatsangehörige<br />
<strong>und</strong> 0,4 % der gleichaltrigen Deutschen<br />
diese Leistung [13].<br />
Angaben zur materiellen Situation von Menschen<br />
mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> in Deutschland<br />
liegen erstmals aus dem Mikrozensus 2005<br />
vor. Danach finanzierten im Jahr 2005 7,4 % der<br />
65-Jährigen <strong>und</strong> Älteren mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
ihren Lebensunterhalt überwiegend über<br />
Sozialhilfe (Frauen: 7,9 %; Männer: 6,8 %; Menschen<br />
ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>: 0,5 %) [9]<br />
(eigene Berechnungen).<br />
Unter den älteren ausländischen Staatsangehörigen<br />
erhielten im Jahr 2004 außerdem 0,9 %<br />
der 60- bis 64-Jährigen sowie 1,5 % der 65-Jährigen<br />
<strong>und</strong> Älteren Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz<br />
[13]. Ältere Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
haben folglich im Vergleich<br />
zu älteren Menschen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
ein überdurchschnittlich hohes Armutsrisiko, was<br />
wahrscheinlich mit einem erhöhten Ges<strong>und</strong>heitsrisiko<br />
einhergeht.<br />
5.3.2 Lebenszufriedenheit<br />
Ältere Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
können im Alter mit besonderen Problemen konfrontiert<br />
sein, die Einfluss auf ihre Lebensqualität<br />
haben. Allgemein ergeben sich psychische Probleme<br />
des Älterwerdens aus der Erkenntnis von<br />
körperlichen <strong>und</strong> geistigen Einschränkungen<br />
<strong>und</strong> der zunehmenden Abhängigkeit von anderen<br />
Menschen. Ältere Menschen werden mit dem Verlust<br />
von Angehörigen <strong>und</strong> dem sich nähernden<br />
eigenen Tod konfrontiert [14]. Außerdem ziehen<br />
sie häufig Bilanz ihres bisherigen Lebens <strong>und</strong> leiden<br />
unter nicht erreichten Lebenszielen. Für ältere<br />
Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> gilt dies<br />
oft in besonderem Maße [15]. Sie unterscheiden<br />
sich von älteren Menschen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
hinsichtlich ihrer kulturellen Prägung,<br />
vielfach auch hinsichtlich ihrer biografischen<br />
Gr<strong>und</strong>erfahrungen der <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> ihrer da-