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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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Ges<strong>und</strong>heitliche Lage <strong>und</strong> migrationsspezifische Belastungen <strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit 39<br />

Da Tuberkulose eine meldepflichtige Erkrankung<br />

ist, lassen sich aus den gemeldeten Erkrankungsfällen<br />

Inzidenzen (Raten der Neuerkrankungen<br />

innerhalb eines Jahres) berechnen, die<br />

regelmäßig vom Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht<br />

werden. Im Jahr 2006 wurden 5.402<br />

Tuberkuloseerkrankungen gemäß Referenzdefinition<br />

[29] registriert. Dies entspricht einer Inzidenz<br />

von 6,6 Tuberkulosefällen pro 100.000 Einwohner<br />

[29]. Die Tuberkuloseinzidenz ausländischer<br />

Staatsangehöriger lag mit 24,2 neuen Fällen pro<br />

100.000 Einwohner r<strong>und</strong> 5,3-mal so hoch wie<br />

die der deutschen Staatsangehörigen [29]. Dieser<br />

Unterschied im Erkrankungsrisiko ist gegenüber<br />

dem Vorjahr (Faktor 5,4) etwa gleich geblieben.<br />

Auffallend sind Unterschiede in der Altersverteilung<br />

bei deutschen <strong>und</strong> ausländischen Staatsangehörigen.<br />

So weisen die aus dem Ausland<br />

stammenden Erkrankten eine wesentlich jüngere<br />

Altersstruktur auf als die Deutschen (Altersmedian:<br />

34 Jahre vs. 56 Jahre). Die Abbildungen 3.2.1.1<br />

<strong>und</strong> 3.2.1.2 stellen die alters- <strong>und</strong> geschlechtsspezifischen<br />

Inzidenzen unter ausländischen <strong>und</strong> deutschen<br />

Staatsangehörigen vergleichend dar.<br />

Für die Neuerkrankungen an Tuberkulose<br />

stehen auch Informationen zum Geburtsland<br />

der Patientinnen <strong>und</strong> Patienten zur Verfügung.<br />

Im Jahr 2006 waren die Türkei (6,7 % aller Neuerkrankten<br />

mit Angaben zum Geburtsland), die<br />

Russische Föderation (4,0 %) <strong>und</strong> Serbien (2,5 %)<br />

die häufigsten Geburtsländer ausländischer Tuberkulosepatientinnen<br />

<strong>und</strong> -patienten. Das Risiko,<br />

an Tuberkulose zu erkranken, ist wahrscheinlich<br />

auch unter bereits vor längerer Zeit eingewanderten<br />

Arbeitsmigrantinnen <strong>und</strong> -migranten erhöht.<br />

Von den Tuberkulosepatientinnen <strong>und</strong> -patienten,<br />

die im europäischen Ausland <strong>und</strong> der Türkei geboren<br />

<strong>und</strong> im Jahr 2000 als neu erkrankt gemeldet<br />

wurden, lebten deutlich mehr als die Hälfte schon<br />

länger als 10 Jahre in Deutschland (Ausnahme:<br />

ehemaliges Jugoslawien) [32]. Verschiedene Faktoren<br />

wirken hier vermutlich zusammen: Eine<br />

Erstinfektion, die möglicherweise bereits in der<br />

Kindheit erfolgte, <strong>und</strong> die soziale Lage, die z. B.<br />

durch beengte Wohnverhältnis <strong>und</strong> qualitativ<br />

mangelhafte Ernährung das Infektionsrisiko erhöht<br />

<strong>und</strong> die allgemeine Abwehrlage schwächt.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass<br />

sowohl die Prävalenz der Tuberkulose als auch das<br />

Neuerkrankungsrisiko bei ausländischen Staatsangehörigen<br />

sowie bei Spätaussiedlerinnen <strong>und</strong><br />

-aussiedlern deutlich höher als in der einheimischen<br />

Bevölkerung ist. Zudem ist bedeutsam,<br />

dass unter im Ausland geborenen Patientinnen<br />

Abbildung 3.2.1.1<br />

Tuberkulose-Inzidenz pro 100.000 Einwohner nach Altersgruppe <strong>und</strong> Geschlecht<br />

bei deutscher Staatsangehörigkeit 2006 (n = 3.442)<br />

Quelle: Robert Koch-Institut [29]<br />

<br />

Fälle/100.000 Einwohner<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

69<br />

Altersgruppe<br />

männlich<br />

weiblich

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