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Migration und Gesundheit - BITV-Test

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130<br />

<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

8.1.3 Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>, die<br />

spezielle Ges<strong>und</strong>heitsprobleme haben<br />

Beispielhaft werden hier vier Gruppen unter den<br />

Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> genannt,<br />

die besonderen Risiken <strong>und</strong> Belastungen ausgesetzt<br />

sind:<br />

▶ Kinder <strong>und</strong> Jugendliche aus Familien mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

sind überproportional von<br />

Bildungsarmut betroffen <strong>und</strong> verfügen über<br />

entsprechend ungünstigere Zukunftsaussichten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser benachteiligten sozialen<br />

Lage tragen Kinder mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

größere Ges<strong>und</strong>heitsrisiken als ihre<br />

Altersgenossen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>.<br />

Im Vergleich zur zugewanderten Erwachsenengeneration<br />

müssen Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

migrationsbedingte Entwicklungs- <strong>und</strong><br />

Anpassungsleistungen in einer Lebensphase<br />

erbringen, die ohnehin durch vielfältige Entwicklungsanforderungen<br />

charakterisiert ist.<br />

Außerdem erfahren sie häufiger eine konflikthafte<br />

Diskrepanz zwischen der tradierten<br />

Denkweise der Familie <strong>und</strong> den Normen <strong>und</strong><br />

Werten der Gesellschaft, in der sie leben.<br />

▶ Ältere zugewanderte Personen sind eine zahlenmäßig<br />

stark anwachsende Gruppe mit vergleichsweise<br />

schlechtem Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

<strong>und</strong> möglicherweise großem Pflegebedarf.<br />

Oft hatten sie nicht geplant, den Lebensabend<br />

im Zuwanderungsland zu verbringen. Für sie<br />

kann das Altern in Deutschland mit starken<br />

familiären, psychosozialen sowie ökonomischen<br />

Belastungen verb<strong>und</strong>en sein. Nach dem<br />

Prinzip »Pflegeversicherung folgt Krankenversicherung«<br />

sind sie als GKV-Versicherte auch<br />

in der sozialen Pflegeversicherung bzw. als<br />

privat Versicherte in der privaten Pflegepflichtversicherung<br />

versichert. Damit haben sie einen<br />

rechtlichen Anspruch auf die dort gesetzlich<br />

verankerten Leistungspakete. Allerdings haben<br />

ältere Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

die in Deutschland bestehenden Dienste <strong>und</strong><br />

Angebote aus dem Bereich der Altenpflege bislang<br />

noch wenig erschlossen.<br />

▶ Frauen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> sind Mehrfachbelastungen<br />

ausgesetzt, die negative Auswirkungen<br />

auf die Ges<strong>und</strong>heit haben können.<br />

Neben Belastungen durch Beruf (oder Arbeits-<br />

losigkeit) <strong>und</strong> Familie sind Konflikte zu nennen,<br />

die sich durch das Leben in einer anderen<br />

Kultur ergeben. Die Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit<br />

von Frauen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> verschlechtert<br />

sich mit zunehmendem Alter <strong>und</strong><br />

Leben in der <strong>Migration</strong> überdurchschnittlich<br />

stark. Dies spiegelt sich auch in einer höheren<br />

Krankenquote in der Altersgruppe ab 40<br />

Jahren wider. Ab diesem Alter sind sie auch in<br />

erhöhtem Maße Risikofaktoren wie Adipositas<br />

ausgesetzt. Infektionskrankheiten wie Tuberkulose<br />

sind häufiger als unter Frauen ohne<br />

Mig rationshintergr<strong>und</strong>.<br />

▶ Personen ohne rechtlich gesicherten Aufenthaltsstatus<br />

(sog. »illegal« Aufhältige) sind oft<br />

potenziell ges<strong>und</strong>heitsschädigenden Arbeitsbedingungen<br />

ausgesetzt. Sie sind meist nicht<br />

krankenversichert. Wenn sie eine Notfallversorgung<br />

in Anspruch nehmen, riskieren sie die<br />

Abschiebung aus Deutschland.<br />

Gleichzeitig bietet die <strong>Migration</strong> aber auch offensichtliche<br />

Ressourcen <strong>und</strong> positive Ges<strong>und</strong>heitspotenziale.<br />

Dazu gehören die Chance auf bessere<br />

Lebensbedingungen <strong>und</strong> die Herausforderungen<br />

für einen Rollenwandel, sowohl für Frauen als<br />

auch für Männer.<br />

8.1.4 Aspekte der Versorgung <strong>und</strong> Prävention<br />

Die Nutzung präventiver Angebote aus nahezu<br />

allen Bereichen ist bei Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

geringer als bei Deutschen. Dies gilt<br />

für alle Altersgruppen, beginnend mit der Vorsorgeuntersuchung<br />

bei Kindern bis hin zur Krebsvorsorge<br />

bei Erwachsenen <strong>und</strong> Älteren. Mittlerweile<br />

wird eine Reihe von präventiven Interventionen<br />

speziell für Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

angeboten. Ein Wirksamkeitsnachweis für einen<br />

Großteil dieser Angebote steht jedoch noch aus.

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