Migration und Gesundheit - BITV-Test
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<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
8.1.3 Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>, die<br />
spezielle Ges<strong>und</strong>heitsprobleme haben<br />
Beispielhaft werden hier vier Gruppen unter den<br />
Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> genannt,<br />
die besonderen Risiken <strong>und</strong> Belastungen ausgesetzt<br />
sind:<br />
▶ Kinder <strong>und</strong> Jugendliche aus Familien mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
sind überproportional von<br />
Bildungsarmut betroffen <strong>und</strong> verfügen über<br />
entsprechend ungünstigere Zukunftsaussichten.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser benachteiligten sozialen<br />
Lage tragen Kinder mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
größere Ges<strong>und</strong>heitsrisiken als ihre<br />
Altersgenossen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>.<br />
Im Vergleich zur zugewanderten Erwachsenengeneration<br />
müssen Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
migrationsbedingte Entwicklungs- <strong>und</strong><br />
Anpassungsleistungen in einer Lebensphase<br />
erbringen, die ohnehin durch vielfältige Entwicklungsanforderungen<br />
charakterisiert ist.<br />
Außerdem erfahren sie häufiger eine konflikthafte<br />
Diskrepanz zwischen der tradierten<br />
Denkweise der Familie <strong>und</strong> den Normen <strong>und</strong><br />
Werten der Gesellschaft, in der sie leben.<br />
▶ Ältere zugewanderte Personen sind eine zahlenmäßig<br />
stark anwachsende Gruppe mit vergleichsweise<br />
schlechtem Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />
<strong>und</strong> möglicherweise großem Pflegebedarf.<br />
Oft hatten sie nicht geplant, den Lebensabend<br />
im Zuwanderungsland zu verbringen. Für sie<br />
kann das Altern in Deutschland mit starken<br />
familiären, psychosozialen sowie ökonomischen<br />
Belastungen verb<strong>und</strong>en sein. Nach dem<br />
Prinzip »Pflegeversicherung folgt Krankenversicherung«<br />
sind sie als GKV-Versicherte auch<br />
in der sozialen Pflegeversicherung bzw. als<br />
privat Versicherte in der privaten Pflegepflichtversicherung<br />
versichert. Damit haben sie einen<br />
rechtlichen Anspruch auf die dort gesetzlich<br />
verankerten Leistungspakete. Allerdings haben<br />
ältere Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
die in Deutschland bestehenden Dienste <strong>und</strong><br />
Angebote aus dem Bereich der Altenpflege bislang<br />
noch wenig erschlossen.<br />
▶ Frauen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> sind Mehrfachbelastungen<br />
ausgesetzt, die negative Auswirkungen<br />
auf die Ges<strong>und</strong>heit haben können.<br />
Neben Belastungen durch Beruf (oder Arbeits-<br />
losigkeit) <strong>und</strong> Familie sind Konflikte zu nennen,<br />
die sich durch das Leben in einer anderen<br />
Kultur ergeben. Die Ges<strong>und</strong>heitszufriedenheit<br />
von Frauen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> verschlechtert<br />
sich mit zunehmendem Alter <strong>und</strong><br />
Leben in der <strong>Migration</strong> überdurchschnittlich<br />
stark. Dies spiegelt sich auch in einer höheren<br />
Krankenquote in der Altersgruppe ab 40<br />
Jahren wider. Ab diesem Alter sind sie auch in<br />
erhöhtem Maße Risikofaktoren wie Adipositas<br />
ausgesetzt. Infektionskrankheiten wie Tuberkulose<br />
sind häufiger als unter Frauen ohne<br />
Mig rationshintergr<strong>und</strong>.<br />
▶ Personen ohne rechtlich gesicherten Aufenthaltsstatus<br />
(sog. »illegal« Aufhältige) sind oft<br />
potenziell ges<strong>und</strong>heitsschädigenden Arbeitsbedingungen<br />
ausgesetzt. Sie sind meist nicht<br />
krankenversichert. Wenn sie eine Notfallversorgung<br />
in Anspruch nehmen, riskieren sie die<br />
Abschiebung aus Deutschland.<br />
Gleichzeitig bietet die <strong>Migration</strong> aber auch offensichtliche<br />
Ressourcen <strong>und</strong> positive Ges<strong>und</strong>heitspotenziale.<br />
Dazu gehören die Chance auf bessere<br />
Lebensbedingungen <strong>und</strong> die Herausforderungen<br />
für einen Rollenwandel, sowohl für Frauen als<br />
auch für Männer.<br />
8.1.4 Aspekte der Versorgung <strong>und</strong> Prävention<br />
Die Nutzung präventiver Angebote aus nahezu<br />
allen Bereichen ist bei Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
geringer als bei Deutschen. Dies gilt<br />
für alle Altersgruppen, beginnend mit der Vorsorgeuntersuchung<br />
bei Kindern bis hin zur Krebsvorsorge<br />
bei Erwachsenen <strong>und</strong> Älteren. Mittlerweile<br />
wird eine Reihe von präventiven Interventionen<br />
speziell für Menschen mit <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />
angeboten. Ein Wirksamkeitsnachweis für einen<br />
Großteil dieser Angebote steht jedoch noch aus.